Lynchmobs und Religion

Geschrieben von Badland Warrior am 20. Juni 2002 17:16:57:

Als Antwort auf: Re: Verbot der Religionen geschrieben von Savonarola am 20. Juni 2002 15:45:59:

Zur Verfolgung der Religionen

Wenn das Wirtschaftssystem kollabiert, ist es gut denkbar, daß es nicht nur zu den gewalttätigen allgemeinen Unruhen kommt, sondern auch zu Ausschreitungen gegen Religionsgemeinschaften oder einzelne exponierte religiöse Personen. Ich denke jedoch, daß dies in jedem europäischen Land etwas anders ablaufen wird. In einem abgelegenen bayrischen oder spanischen Bergdorf, wo der Pfarrer gleichzeitig der Bruder des Tierarztes ist
Und sich um seine Leute wirklich kümmert, da wird wohl kaum was passieren.
In den Städten jedoch, wo sich alles ballt, was das Land an Abschaum zu beiten hat, kann die ohnehin desolate Lage sehr wahrscheinlich genutzt werden. Ich denke, daß der Volkszorn in manchen Fällen durchaus begründet sein dürfte. Wenn mal wieder der Fall eines kinderschändenden Pfaffen auffliegt, kurz vorher, wer hindert das normale Volk, ihn an der nächsten Laterne aufzuknüpfen und bei der Gelegenheit auch gleich mal das Pfarrhaus und die Kirche auszuräumen?
Andererseits wird es dann mit Sicherheit auch unschuldige treffen. Neulich sah ich einen Bericht über einen Pfarrer in Köln Pfingst, welcher sich wie eine Art moderner Don Camillo um die Ärmsten der Armen, im Stich gelassene schwangere und um die Nöte der Leute kümmerte, und einige Sachen, welche die Gemeinde und die armen betrafen, auch aus eigener Tasche bezahlte. Er wirkte weder wie ein sozialreformerischer Wirrkopf, der den Beruf nur als Alibi ergriffen hatte, noch wie ein Schwärmer, sondern war ein Mensch, der seinen Glauben vertrat und für den das Wort "Barmherzigkeit" mehr war, als eine Gutmenschenphrase, die man aus Betroffenheit von der Kanzel heuchelt. Dieser Mensch hat wirklich meinen Respekt, und es täte mir leid um Leute wie ihn, welche schon recht dünn gesät sind. Das sage ich, OBWOHL ich der Kirche mehr als kritisch gegenüberstehe.

Welchen Grund haben wohl Leute, welche religiöse Menschen verfolgen? Es gibt solche Fälle, wie die kinderschändenden Pfaffen einerseits und die phrasendreschenden friedensbewegten Betroffenheitssäusler, welche eventuelle Probleme in sozialen Brennpunkten schönlügen und auch ihr Bestes tun, um es sich mit den Einheimischen zu verscherzen, indem sie auf der Multikultiwelle schwimmen, ohne die Realitäten zu berücksichtigen. Da ist es klar, daß die Leute, wenn sowieso schon alles den Bach runtergeht, aufräumen. Tja, und dann gibt es noch die politischen und religiösen Extremisten und das Pack, welches man nicht anders nennen kann. Da werden dann wohl auch wieder die Synagogen brennen, und die extremen Muslime einen Freudentanz aufführen, zusammen mit den Neonazis und dem Pöbel, da werden aber wohl auch einige durchgedrehte Christen und Leute, welche die Faxen endgültig dicke haben, die Moscheen anzünden und den Imam mit "Oink! Oink!"-Rufen durch die Stadt hetzen.
Und der Pöbel, die Kriminellen und Asozialen, die primitiven Fieslinge, die man überall findet, werden fröhlich mitmachen. Ob es nun einen wirklich Schuldigen trifft oder eine arme Socke, die zufällig zu irgendeiner Gemeinschaft gehört und versucht, sich genauso durch das Leben zu wurschteln wie jeder von uns, wird da nicht berücksichtigt.

Da in solchen Situationen die niedrigsten Instinkte des Menschen regieren und das Niveau des einzelnen unter das Niveau der Masse sinkt, kann sowas schnell ausufern, und wenn dann einer im entsprechenden Moment brüllt: "Hängt den Pfaffen!", oder "Da läuft ein Jidd!", ist ziemlich leicht vorzustellen, was geschieht.
Und in so unruhigen Zeiten wird alles, was "ungewohnt", "anders" ist oder als schon immer störend empfunden wurde, gejagt. Das ist dann ziemlich übel. Ich denke, wir alle hier im Forum sind da nicht ganz gefeit, irgendwann in die Wälder oder berge zu müssen, bis vielleicht auf Franke, der da oben wohnt, wo sich Elch und Vielfraß Gute Nacht sagen.
Sich kritisch über bestimmte Strömungen oder Religionen zu äußern ist eine Sache. Gezielt auf jemanden loszugehen, die Angst in seinen Augen zu sehen und den Angstschweiß zu riechen, während er in die enge getrieben wird, ist eine andere Sache, die ich so auch weder gutheißen, noch billigen kann.

Daß die heidnischen Religionen so stark zunehmen "wie eine Seuche", wie es der Mensch bei dem Beitrag von Savonarola schreibt, kann ich nicht bestätigen. Dazu fehlen einfach viele Kenntnisse, welche nicht einfach so über nacht zu vermitteln sind. Dazu gehört auch ein langwieriger Lernprozeß, um zu sowas dazu zu gehören. Meiner Meinung nach schreibt er das derartig, weil er aus ideologischen Gründen voreingenommen ist gegen jede Art von Konkurrenzreligion. Und für einige extreme Richtungen im christentum sind alle, die nicht wirklich bestimmte Punkte im Glauben erfüllen, Heiden. Es kommt halt auf die Definition an. Da wird "apostata", also Abtrünniger, oft mit "paganus" verwechselt. "Paganus", früher der begriff für "Landbewohner", ist aber auch der begriff für die Leute, welche der alten Religion weiterhin anhingen, als der Rest schon christianisiert war. Um Heide zu sein bedarf es der Zugehörigkeit zu einer alten polytheistischen Religion oder einer pantheistischen und/oder animistischen Naturreligion (manche der heidnischen Gruppen sind das auch alles zusammen). So einfach geht das aber nicht, und von einer "heidnischen Erweckung" kann keine rede sein, weil diese Religionen nicht missionieren, sondern sich nur an ohnehin Interessierte wenden. Sieht man jedoch alle pubertären Quietscheteenies, welche mal "Simsalabim Sabrina" gesehen haben und sich nachdem sie sich ein Tarotdeck gekauft haben und ein Pentagramm um den Hals gebamselt, um einen auf Hexe zu machen, als heidnisch, dann sieht es natürlich ultradüster aus.

Jedenfalls werden wir uns alle warm anziehen müssen, metaphorisch gesprochen, wenn der Pöbel randalierend und brandschatzend durch die Straßen zieht, unter dem Diktat des Stammhirns. Die wirtschaftliche Situation ist mehr als schlecht, die politische Situation ist jetzt schon eine Zumutung, und die Leute großenteils ungebildet, überreizt und gewaltbereit. Und die Prophezeiungen sprechen Bände. Noch nie war die Situation so günstig für die Erfüllung.
Da sollte es einen nicht wirklich wundern, wenn im Bürgerkrieg, wenn sowieso die einzelnen Gruppen in den merkwürdigsten Konstellationen gegeneinander vorgehen, der eine oder andere Zeuge Jehovas, Lichtknecht oder Sonstiges aufgeknüpft wird. Was nicht sehr schön ist, nicht wirklich, aber doch zu bedenken ist, wenn hier mal der geballte Volkszorn hochkocht.

Badland Warrior


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