Unerwünschte Person des Tages

Geschrieben von peacemaker2002 am 20. Juni 2002 01:14:49:


Unerwünschte Person des Tages

Jung-Hwan Ahn

Die italienische Reaktion auf den »sudden death«, den der
Südkoreaner Jung-Hwan Ahn mit seinem »Golden Goal« der
italienischen Nationalmannschaft bereitete, erfolgte prompt.
Sein beim italienischen Erstligisten Perugia am 30. Juni
auslaufender Vertrag wird nicht verlängert, teilte
Klub-Präsident Gaucci mit: »Wer Italien eliminiert, kommt nicht
mehr zu uns zurück«.

Südkoreas neuer Nationalheld wird diese Entscheidung mit
Fassung zu tragen wissen. Zumal ihm die Angebote
europäischer Spitzenklubs haufenweise ins Haus flattern
dürften. Was Signore Gaucci aber in dankenswerter Offenheit
zum Ausdruck brachte, ist der korrupte Geist , der den
Profifußball beherrscht. Ahn hätte den spielentscheidenden Ball
überall hin, nur nicht ins italienische Tor befördern dürfen. Das
ist es, was ein italienischer Patrone von seinem
Gehaltsempfänger erwartet. Ein Koreaner hat gegen die
eigene Nationalmannschaft zu spielen, will er in Italien auch
weiterhin seine Gage beziehen. Ein so deutliches Bekenntnis
zur Bestechung von Fußballern ist wohl noch nie abgelegt
worden.

Dabei widerspricht diese Äußerung verletzten italienischen
Nationalstolzes eigentlich dem Geist der Professionalität, der
das Selbstverständnis des modernen Fußballs ausmacht.
Bodenhaftung und nationale Identifikation gelten längst als
Sentimentalitäten einer untergegangen Fußballwelt, an die nur
noch die WM als Turnier von Nationalmannschaften erinnert.
Das macht das »Einreiseverbot« für den koreanischen
»Italien-Töter« umso empörender. Denn hier äußert sich
unverhüllter Chauvinismus einer europäischen
Fußballgroßmacht. Hätte ein in Italien spielender Franzose
oder Engländer die Azzuris aus dem Wettbewerb gekickt, wäre
man nach anfänglichem Wehklagen sehr schnell wieder zum
business as usal übergangen. Macht das aber ein Asiate, wird
er zur unerwünschten Person erklärt.

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