Hat Russland eine funktionierende Pocken-Biowaffe?
Geschrieben von IT Oma am 16. Juni 2002 01:41:25:
Reuters, 16.Juni 2002
Experten besorgt über Berichte von einem Pockenausbruch in der (ehem.) SowjetunionFachleute äußerten sich am Samstag besorgt angesichts eines durchgesickerten Berichts, in dem ein Pockenausbruch in der Sowjetunion beschrieben wird - es wird befürchtet, daß es sich um einen Test einer auf Pocken basierenden biologischen Waffe handelte.
Bei dem vermuteten Ausbruch der seltenen aber besonders tödlichen hämorrhagischen Form der Pocken im Jahr 1971 erkrankten 7 Personen, und 3 starben, sagt Dr. Alan Zelicoff vom Monterey Institute of International Studies, einer der Verfasser des Berichts."Irgendjemand hat die Pocken erfolgreich mit einem Spray verbreitet", sagte Zelicoff in einem Interview."Über sowas wurde schon geredet und es gab auch Gerüchte, aber niemand hatte es bisher wirklich getan. Jetzt ist es wahr geworden, es ist geschehen und es funktioniert. Damit müssen wir jetzt leben."
Zelicoff gab den Inhalt des Reports bei einem Treffen im Institute of Medicine in Washington wieder, an dem unter anderen Politiker, Bioterror-Experten und Katastrophenschutzbeamte teilnahmen. Die Fachleute sind Berater bei der Erstellung einer Leitlinie zur Pockenschutzimpfung in den USA.
Die Pocken sind als Seuche seit 1979 für ausgerottet erklärt worden, aber die frühere Sowjetunion und vielleicht auch andere Länder, haben den eventuell tödlichen Virus zur biologischen Waffe weiterentwickelt.
Jetzt nach dem Angriff auf die USA 11.September, wird ein biologischer Angriff für wahrscheinlicher denn je gehalten und man denkt darüber nach, die Amerikaner wieder gegen Pocken zu impfen. Seit 1972 wird in den USA nicht mehr gegen Pocken geimpft und Mediziner halten es für unwahrscheinlich, daß mehr als eine kleine Minderheit der damals Geimpften noch gegen die Krankheit immun ist.
Dr. D.A. Henderson, einer der Pioniere bei der weltweiten Ausrottung der Pocken durch Impfung und Berater für Bioterror der US Regierung, meinte er sei nicht allzu besorgt über den Bericht. "Wir wissen, daß die Russen versuchten aus dem Erreger eine Biowaffe herzustellen. Wir wissen, daß sie mit dem Virus herumexperimentierten. Das ist uns nicht neu." sagte er der Versammlung.
Der Ausbruch wurde aus Aralsk gemeldet, einer kleinen Hafenstadt am Aralsee in Kasachstan, sagte Zelicoff. Er tippte auf einen Test einer pockenbasierten Biowaffe im Freigelände.
"Insgesamt starben drei Leute an der hämorrhagischen Seuche", sagte er der Versammlung. "Jeder der nicht geimpft war, also diese drei Leute, starben an der hämorrhagischen Form der Krankheit." Die anderen, die alle geimpft waren, bekamen zwar die Pocken, überlebten aber.
Die New York Times brachte am Samstag eine inoffizielle Version des Berichts. Darin wird auf ein Interview mit General Pyotr Burgasov, einem ehemaligen Angehörigen des sowjetischen Biowaffen-Forschungsprogramms, angespielt. Die Moscow News zitierte ihn im November mit der Aussage, der Pockenausbruch sei durch einen Feldtest mit 400g des Virus verursacht worden. Damals sollen sowjetische Gesundheitsbeamte versucht haben, die Epidemie zu stoppen, indem sie Häuser desinfizierten, die Region unter Quarantäne stellten und 50.000 Leute impften.
"Ich habe noch nie etwas so Beunruhigendes gesehen", sagte Zelicoff, der als Pockenexperte an den Sandia National Laboratories des Energieministeriums in New Mexico arbeitet. Er habe mit einer der Überlebenden gesprochen, einer Frau, die sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs an Deck eines Schiffes auf dem Aralsee befand. Sie wurde wahrscheinlich angesteckt, indem sie die Pockenviren als Aerosol einatmete. Henderson bezweifelte das, aber Zelicoff sagte, er habe die Überlebenszeit des Pockenvirus in der Luft, die Winde am Aralsee und die Tatsache berücksichtigt, daß diejenigen, die sich unter Deck befanden, nicht angesteckt wurden.
Die USA arbeiten mit den Impfstoffherstellern daran, genug Impfstoff herzustellen, damit jeder Amerikaner bei einem Ausbruch geimpft werden kann.
Laut Henderson kann der vorhandene Impfstoff binnen 12 Stunden zur Verfügung stehen. "Das heißt jedoch nicht, daß nicht Impfstoff für jedermann bereitgestellt werden muß", sagt Zelicoff. "Schließlich hat die Impfung ja sehr gut gewirkt. Wir sollten uns aber nicht damit zufriedengeben. Wir müssen Medikamente gegen den Virus entwickeln."Dr. Anthony Fauci, Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, berichtete von derzeit laufenden Tests des Medikaments Tenofovir. Tenofovir wird bisher gegen einen Herpesvirus angewandt und zeigte vielversprechende Ergebnisse bei der Anwendung gegen Pockenviren bei Tieren. Jetzt entwickeln die Wissenschaftler einzunehmende Darreichungsformen, die als wesentlich wirksamer als die intravenöse Verabreichung gelten.