Re: Königsberg WAR und ist deutsch - Niederländische Antwort
Geschrieben von Flavius Batavus am 12. Juni 2002 11:11:16:
Als Antwort auf: Königsberg WAR deutsch geschrieben von franke43 am 11. Juni 2002 13:56:17:
Meine Antworten zwischen Ihren Texten.
Herzlichst in JMJ,
FB
>Hallo Meneer de Nederlander
>>Ich finde es wirklich dumm und nicht-patriottisch von Schröder daß er sich >einsetzt für Leute die einen besetzen Teil Deutschlands und Raubbesitz >bewohnen. Er soll Forderungen machen zugunsten der Vertriebenenverbände.
>Meine Frau stammt von einer vertriebenen Ostpreussenfamilie ab.
>Heute, mehr als 57 (Nosti X89 !!) Jahre nach der Vertreibung, hat
>kaum mehr jemand Sehnsucht nach dem "Land der dunklen Wälder",
>weil niemand mehr lebt, der selber eine Erinnerung daran hätte.Ja, ja. Und haben Sie schon mal den Ostpreussentag besucht oder die vielen Anwesenden gesehen? Bedürfnis gibt es NOCH. NOCH. In zehn zwanzig Jahre nicht mehr. Sie sind vielleicht ein Mensch der Stadt. Aber die Landwirtsfamilien in Ostpreussen hatten wirklich eine Bindung mit der Heimat. Und gibt's kein Engagement in den verschiedenen Abteilungen der JLO oder der LO? (Und nicht schreiben daß das Revanchisten sind)
>>Ostpreussen können sehr schwer ihr Heimatland besuchen und sich schon gar >nicht da niederlassen.
>Ausserdem sind sie viel zu alt dafür.
Das ist nicht wahr. 80- 70 oder 60-jährige besitzen ausgerechnet noch die Sehnsucht. Und die können ganz bequem mit einem Bus dahin fahren.
>>Schröder hat kein Gefühl für Gerechtigkeit.>Der Krieg hat kein Gefühl für Gerechtigkeit. Ausserdem hat Deutschland
>damals nur die Strafe für einen angezettelten Angriffskrieg erhalten.Natürlich. Das muß man immer bedenken, daß das Deutsche Reich den Krieg begonnen hat. Aber es bleibt UNRECHT, diese Vertreibung. So ist es auch in der Geschichte noch nie gewesen. Ich habe vielleicht auch Probleme mit der Annexion, aber VIEL MEHR mit der Vertreibung. Denn Annexionen hat es immer gegeben.
>Und gerade ihr Holländer habt ebenfalls unschuldig leiden müssen. Wir
>brauchen da nur an Rotterdam denken, oder an Anne Frank.Ja, das ist wahr. Aber mütterlichseits habe ich eine sehr fromme katholische Familie. Und meine Oma hat immer auch gesagt daß viele Deutsche den Krieg gar nicht wollten, im Herzen also (nun musste nit direkt verweisen auf Goebbels Sportpalastreden o.ä). Meine Großmutter hatte (ich wohne nahe der Grenze) auch Familienmitglieder in Deutschland. Die Haltung der meisten hier aber war passiv, leider. (Obwohl die Katholische Kirche in HOlland sich immer AUSGESPROCHEN hat GEGEN die NAZIS/ In unserem Städchen waren die meiste Leute vom Widerstand entweder sehr KATHOLISCH oder sozialistisch) Väterlichseits habe ich die gleichen Erzählungen gehört von der Mutter meines Vaters. Auch da haben einige deutsche (vor allem Wehrmachts-)soldaten ihren Abscheu über den Krieg ausgedruckt. Mein Großvater hatte grad sein erstes KInd mit meiner Großmutter (in 1940), er hatte Angst vor seiner Familie. Aber viele seiner Freunde waren im Widerstand. Auch einige sind erschossen. Dennoch hat meine Großmutter nie mit Haß über deutsche geredet. (sie liebte sogar den Musikantenstadl usw.). Mein Großvater schlachtete aber im Kriege für die untertauchenden Juden und Kommunisten mit seinen Widerstandfreunden oft Küher. Oder wilderte Kaninchen.
Ich stamme also nicht aus einer echten Widerstandfamilie, dennoch aus einer reinen.Versuche nicht das Problem der Vertriebenen als gerechtfertigt dar zu stellen, wegen des Kriegleids, woran die Nazis Schuld waren. Denn dann können die Deutschen jetzt Polen wieder angreifen.
>>Diese Sache mit Kaliningrad erweist wieder mal daß diese "Exklave" kein >russisches Gebiet ist. Es ist rein deutsches Gebiet. Das ist einfach so, sogar >ich als Holländer weiß das.
>Das Gebiet mag nicht eigentlich "russisch" sein, aber deutsch ist es
>auch nicht (mehr). Und auch in der deutschen Zeit haben dort die
>Reste der Ostseeslawen (Kaschuben, Masuren) gewohnt. Die waren zwar
>eingedeutscht, haben aber auch sowas wie eine Eigenständigkeit
>bewahrt, und sei es nur in einigen Ausdrücken im Dialekt. Der deutsche
>Orden kam als Eroberer ins Land und war der polnischen Krone untertan.
>Als der deutsche Orden versuchte, die polnische Oberhoheit abzuschütteln,
>wurde er 1410 in der ersten Schlacht von Tannenberg in seine Schranken
>verwiesen. Später war das Gebiet zeitenweise schwedisch besetzt.
>Erst nach dieser Besetzung kam es als so eine Art später "Konkurs-
>masse" des Dreissigjährigen Krieges bzw. als späte Kriegsfolge
>an Preussen.Das Gebiet ist nicht Russisch. Es ist Deutsch. Oder ist es ohne Vaterland? Das mit den Masuren ist wahr. (Kaschuben war SEHR wenige => die lebten doch vor allem in Westpreussen, auf der linken Weichselufer). Sie vergessen im weiteren aber daß das Gebiet vor 300 immer schwach gemischt baltisch und GERMANISCH besiedelt war. Oberhoheiten sagen nichts mehr in dieser Zeit. Der Deutsche Orden hat keine Balten oder Polen vertrieben! Das ist die ganze Sache. Und schwedisch besetzt, das alles stimmt. Sogar hat Polen eine sg. Saillant gehabt in Preussen (war vor 1945 immer katholischer als das übrige O.Pr.) Aber es wohnten deutsche dort. Neusiedler aus Brandenburg, Hessen.
Und bitte: berücksichtigen Sie auch die Volkabstimmung im teilweise masurischen Ostpreussen. Allenstein wurde kein Olsztyn! 'Wir bleiben deutsch'.
>>Daß in jenem Gebiet nun allerhand russische Gefangene, viel Militärpersonal >und westasiatische Landarbeiter angesiedelt worden sind und die ursprunglichen >Bewohner vertrieben, ändert daran nichts.
>Wie kann etwas noch deutsches Land SEIN, wenn dort keine Deutschen
>mehr wohnen und auch nicht wohnen wollen ? Frag mal in Deutschland
>rum, wer sich jetzt in Ostpreussen - egal ob im polnischen oder
>im russischen Teil - niederlassen will. Welche Holländer wollen
>wieder nach Indonesien (ausser im Urlaub) ?
>>Wenn Putin wirklich Gefühl für Gerechtigkeit hat und das auch fordert für die >russischen Bewohner der Exklave, soll er und Russland sich zuerst bei den >ehemaligen Bewohnern Ostpreußens entschuldigen.
>Das brächte er vielleicht noch fertig. Aber eine Gebietsabtretung
>der Kaliningrad-(Königsberg)Enklave an Deutschland ist weder
>vorgesehen noch wünschenswert. Eher könnte man an eine Abtretung
>an Polen denken, was auch ein zusammenhängendes Staatsgebiet
>schaffen würde und gut zum Rechtsstatus im Mittelalter passt.Es wohnen jetzt sogar im russischen einige Milchviehalter. Im russischen Teil stimmt das. Aber in Olsztyn u. Umgebung und in übr. Masuren, wohnen noch einige Nachkommen deutsch-baltischer Fachmänner, die von den Polen freigestellt wurden oder vergessen. Wenn Sie wollen kann ich Ihnen noch einige Adressen von ihnen übergeben, auch für Ferien.
>>Ach was, die PRophezeiungen sind eindeutig: nach dem Weltkriege wird das „Land >der dunklen Wälder" wieder deutsches Reichsgebiet und gehört dann wieder zum >Vaterlande.>Um welchen Preis ? Wird das Land der dunklen Wälder dann vom gelben
>Strich verbrannt sein und die dunklen Wälder nur nioch verkohlte
>oder vermoderte Baumstümpfe ?Nicht vom gelben Strich. Das Land liegt hinterm Strich. Verbrannt wird die Ost-DDR und Niederschlesien warscheinlich.
>Ausserdem: das wahre Land der dunklen Wälder ist Finnland oder
>vielleicht noch Schweden.Ja.
>>
>>Herzlichste Grüße aus den Niederlanden,
>>Flavius
>>
>Und herzlichste Grüsse aus Schweden
>Franke 43