Spannungen zwischen Japan und China über Nordkoreaner

Geschrieben von Silvermoon am 09. Mai 2002 14:56:52:

Spannungen zwischen Japan und China über Nordkoreaner

Peking/Tokio (dpa) - Die Festnahme nordkoreanischer Flüchtlinge im japanischen Konsulat in Shenyang hat schwere diplomatische Spannungen zwischen China und Japan ausgelöst. Der chinesische Botschafter in Tokio wurde am Donnerstag ins Außenministerium einbestellt. Japan sah eine Verletzung internationalen Rechts und forderte die Übergabe der fünf Festgenommenen. Das Außenministerium in Peking wies die Vorwürfe zurück.

Ein weiterer Nordkoreaner flüchtete am Donnerstag in das amerikanische Konsulat in der nordostchinesischen Stadt, berichtete die US-Botschaft. Bereits am Vortag waren zwei Nordkoreaner über die Mauer auf das Gelände geklettert. Beide Seiten verhandelten über ihr Schicksal. Seit März hat China 28 solcher Botschaftsflüchtlinge die Ausreise über die Philippinen nach Südkorea erlaubt.

Im Streit über die Festnahme der Nordkoreaner warf Japan den Chinesen vor, gegen die Wiener Konvention von 1961 zur Unantastbarkeit diplomatischer Vertretungen verstoßen zu haben. «Deshalb protestieren wir», erklärte Regierungschef Junichiro Koizumi. «Ich will, dass China ernste Maßnahmen ergreift», um den Vorfall zu lösen, fügte er hinzu. Zwei Frauen und ein Kind waren am Mittwoch bereits vor dem Konsulat festgenommen worden. Chinesische Sicherheitskräfte nahmen dann auch zwei Männer, denen die Flucht in das Konsulat gelungen war, in der Visaabteilung fest.

Die Polizei habe das Konsulat «vor dem Hintergrund des internationalen Terrorismus» schützen wollen, sagte Pekings Außenamtssprecher Kong Quan. Die Wiener Konvention verpflichte die Wachen, das Konsulat gegen Eindringlinge zu schützen. Die japanische Regierung beklagte, dass die chinesischen Sicherheitskräfte den Bereich des Konsulats ohne Erlaubnis betreten und zwei Nordkoreaner im Gebäude festgenommen haben.

Da China die Nordkoreaner nicht als Flüchtlinge anerkennt, müssen sie mit ihrer Ausweisung rechnen. In den Händen der nordkoreanischen Sicherheitsbehörden drohen ihnen Folter und Haft. Nach Schätzungen sind mehr als 150 000 Nordkoreaner vor Hunger und Verfolgung in ihrem Land nach China geflüchtet, wo sie im Untergrund leben.

09.05.2002 14:17 MEZ


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