Sollog Korrektur: Hier die Quelle
Geschrieben von Mischel am 24. April 2002 16:12:26:
Als Antwort auf: Moment mal..Sollog? Da fällt der Groschen.... geschrieben von Mischel am 24. April 2002 16:00:39:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,156988,00.html
Nich freepalestene sondern Leo Phoenix.....
"911" - EINE MAKABRE LEGENDE ENTSTEHT
Wurde der WTC-Anschlag vorhergesagt?
Von Frank Patalong
Seit rund 48 Stunden wandert eine wirre Nachricht um die Welt: Angeblich sagte ein selbsternannter Prophet die Katastrophe von New York bereits am 4.9.2001 voraus. Ist "Xineohpoel" ein Prophet, ein Spinner - oder ein Mitwisser?
Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass sie in den letzten 24 Stunden eine Mail in ihrem Postfach fanden, die ungefähr so aussieht:
"These are excerpts out of Nostradamus' revelations.
Lets hope that this will not happen.'In the City of God there will be a great thunder, Two brothers torn apart by Chaos, while the fortress endures, the great leader will succumb" , "The third big war will begin when the big city is burning'
Nostradamus 1654'It has been foreseen that exactly three hundred and fifty years into the future, silver phoenixes shall strike down the twin brothers of oppression that carried the king's nation, which shall bring upon the apocalypse.'
Nostradamus (September 11th, 1651)2001 is the first year of the new century and this is the 9th month.
New York is located at the 41st degree Latitude.
He also said that this will be the third World War and it would be bigger than the last two wars. hope he is wrong, but judging from his predictions of Hitler, Napoleon, and Pearl Harbor...."
AP [M]
"9.11" - die amerikanische Datumsschreibweise für den 11. September wird zur Symbolzahl für alle, die dem selbst ernannten "Propheten" glauben
Diese und viele ähnliche Mails gehen derzeit um die Welt. Sie gehen zurück auf eine Reihe von Postings in der Newsgroup alt.prophecies.nostradamus.Diese Newsgroup - man ahnt es anhand des Namens - wird gemeinhin von Menschen frequentiert, denen die Drei-Tage-Wettervorhersage für die Zukunftsplanung nicht reicht: Sie wollen mehr wissen. Die "Nostradamus"-Gruppe bietet hier Futter im Überfluss: Da wird orakelt, da werden Verschwörungen ersonnen.
Einer der fleißigsten Poster ist "Xineohpoel", der immer wieder mit apokalyptischen Vorhersagen auffällt. Am 4. September 2001 gelang ihm angeblich der große Wurf: In einem schlicht "911" überschriebenen Posting soll er das Desaster von New York vorhergesagt haben. "Ich bin jetzt sieben Tage weg", schrieb Xineohpoel, "dann werdet Ihr sehen, was ich meine". Das ist für viele Menschen echter Gänsehaut-Stoff. Sieben Tage, daraus ergibt sich der 11.9. 2001. Der wiederum wird in der amerikanischen Datumsschreibweise "9.11." geschrieben - "911", die Betreffzeile des angeblich am 4.9.2001 verbreiteten Schreibens.
Nostradamus
lebte von 1503 bis 1566. Die Daten in dem Zitat wurden offenbar "angepasst", um die Prophezeiung passgenau zu machen. Das Zitat ist ein Ausschnitt aus einer E-Mail, die in genau dieser Form derzeit in Deutschland kursiert. Daneben gibt es andere Versionen, die nur auf diesen "Typ" verweisen, der die WTC-Katastrophe vorhersagte.
Die Diskussion darum entbrannte bereits am Dienstagabend. Doch bis Mittwoch sollte es dauern, bis sie richtig in Schwung kam.Dafür gibt es einen einfachen Grund: Bis Mittwoch dominierten in der Nostradamus-Newsgroup die Stammbesucher - und die kennen Xineohpoel. Und sie kennen ihre Newsgroup, und wie diese funktioniert: Das ursprüngliche Posting Xineohpoels sagte tatsächlich eine wie auch immer geartete Katastrophe voraus - und zwar für "morgen".
Nur war das bereits am 31.8.2001.
Das Gerücht einer erfolgreichen Vorhersage bezieht sich hingegen auf ein hämisch rückfragendes Posting am 4.9.2001, was denn nun aus dem Weltuntergang geworden sei. Dieses Posting wird nun herangezogen, um zu beweisen, dass die Katastrophe von New York tatsächlich vorhergesagt worden war.
Die "Füllung" durch die vagen, sicherlich in Rückschau aber unheimlichen Nostradamus-Zitate mit den "Twin Brothers", in denen viele nun gern die WTC-Türme sehen wollen, leistete Xineohpoel hingegen erst am 11.9.2001 als Deutung der eigenen diffusen "Vorhersage" vom 4.9.2001.
IN SPIEGEL ONLINE
· Interview: Mister Altman, wer ist Sollog? (14.09.2001)
· "911", Teil 2: "Unabwendbare Todesfälle" (14.09.2001)
Das brachte den Stein erst richtig ins RollenFast umgehend begann die Diskussion darum, ob Xineohpoel nun wirklich ein Prophet sei oder vielleicht sogar in den Anschlag verwickelt. In mehr als einem Posting ranzte man ihn an, er solle langsam den Mund halten: FBI und CIA würden sich schon an seine Hacken heften.
Selbst das dürfte Xineohpoel nicht unlieb sein - es trägt zu seiner Legende bei. Schnell verband er noch die Katastrophe von New York mit einer Prophezeiung des kommenden Weltuntergangs - und verabschiedete sich am 11.9.2001 angeblich "für immer" aus seiner Stamm-Newsgroup.
Dort herrscht keinerlei Sorge, er könne nicht wiederkehren.
Denn viele Stammgäste von alt.prophecies.nostradamus sind sich völlig darüber im Klaren, mit wem sie es zu tun haben. In einem seiner letzten Postings legte Xineohpoel offen, woher er seine Eingebungen bezieht: Von Sollog.
Und Sollog, sagt Xineohpoel, "ist Gott".
Im zweiten Teil: Wie Sollogs Prophezeiungen funktionieren. Wer steht hinter Sollog? Weiter...
Im Interview: Howard Altman, der Journalist, der wegen Verspottung Sollogs erst mit Bombendrohungen überzogen - und dann auf "mehrere Billionen Dollar" Schadenersatz verklagt wurde. Weiter...
"911", TEIL 2
"Unabwendbare Todesfälle"
Hinter dem Mail-Alias Xineohpoel verbirgt sich wahrscheinlich niemand anders als "Sollog" - alias John Patrick Ennis. Der treibt sein wirres Spiel bereits seit Jahren. Als "Seher" hat er sich auf die nachträgliche Vorhersage von Katastrophen spezialisiert. Als "Gott" bedroht er Journalisten.
Xineohpoel meint sich selbst.
Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit ist Xineohpoel niemand anders als Sollog, der selbsternannte Prophet des Internet. Der treibt sein Unwesen bereits seit Anfang der Neunziger und erlebt Zeiten guter Konjunktur immer dann, wenn Menschen leiden."Sollog", sagt der Journalist Howard Altman, der über mehrere Jahre das zweifelhafte Vergnügen hatte, sich mit Sollog auch vor Gericht auseinander setzen zu müssen, stand einmal für 'Son of Light, Light of God'".
Nostradamus: Auch Sollog bezieht sich gern auf den kryptischen "Propheten", dessen Vorhersagen im Nachhinein fast immer passen
Im Interview lässt Altman deutlich durchscheinen, wofür er Sollog hält: Als Altman sich in einigen kritischen Kolumnen über die selbsternannte Gottheit lustig machte, bedrohte ihn Sollog mit Briefbomben und verklagte ihn auf eine Billion Dollar Schadenersatz. Altman: "Das war schon sehr verrückt".Eigentlich heißt Sollog John Patrick Ennis, doch seit Jahren verklagt er jeden, der es wagt, ihn bei seinem Taufnamen zu nennen. In Archiven und im Web ist Ennis darum relativ schwer zu finden. Die wenigen Fotos, die es von ihm gab, sind längst - mit anwaltlicher Hilfe - verschwunden.
Auch, ob Sollog wirklich nur die Einzelperson Ennis ist, oder ob eine ganze Gruppe von Leuten, die den Gott als "Marke" führen, dahinter steckt, ist längst nicht geklärt: Ennis ist jedoch offensichtlich der Erfinder. Doch auch ein "J.P: Essene", "Hisam H'asi", "Tony DiPaolo", "Nick Ensley" und "Leo Phoenix" werden als "Inkarnationen" gehandelt. Dreht man den letzten Namen um, landet man bei Xineohpoel. Ob diese Namen für echte Personen stehen oder bloße Alias-Namen sind, die Ennis führt, ist ebenfalls ungeklärt.
Unwahrscheinlich ist dieser letzte Fall nicht: Bisher sind von John Ennis 81 E-Mail-Adressen bekannt - Er liebt das Versteckspiel.
Werbung mit Weltuntergangsvisionen
Sollog/Ennis betreibt mehrere, teils kommerziell orientierte Websites. Alle seine Seiten vermarkten seine Bücher, die angeblich auch Käufer finden: Unter anderem bringt Sollog eine eigene Nostradamus-Übersetzung und -Interpretation heraus. Die Seite, die nach ihm benannt ist, gehört jedoch seinem Verlag: Vieles deutet darum darauf hin, dass die verschiedenen "Sollog"-Aktivitäten in den Newsgroups nichts anderes sind als Marketing. Gut möglich auch, dass zu irgendeinem Zeitpunkt Ennis als führende oder alleinige Sollog-Figur "unter Kontrolle gebracht" wurde.
Indizien
IN SPIEGEL ONLINE
· "911" - eine makabre Legende entsteht: Wurde der WTC-Anschlag vorhergesagt? (14.09.2001)
· Interview: Mister Altman, wer ist Sollog? (14.09.2001)
Bis 1998 fiel Sollog immer wieder durch die wüste Beschimpfung von Kritikern bis hin zur zweideutigen Bedrohung mit "unabwendbaren Todesfällen" auf. Sollog/Ennis stand vor Gericht, weil er angeblich absichtlich einen Polizisten überfahren wollte und wurde zu mehreren Gelegenheiten als potenziell gefährlicher Choleriker von Polizei und Geheimdiensten überprüft - unter anderem wegen Bedrohung des damaligen Präsidenten Bill Clinton.Diese Phase endet mit dem Antritt einer mehrmonatigen Haftstrafe Anfang 1998. Sollog bestand fort - als Buchautor und Website. Alias-Identitäten wie Xineohpoel sammeln in den Newsgroups Jünger - und Käufer für Sollogs Bücher.
Seine Methode ist dabei immer dieselbe. Robert Todd Carroll, Betreiber des Skeptic's Dictionary und nicht der beste Freund der Ufologen und Propheten dieser Welt, erklärt die Methode anhand einiger Beispiele aus dem Jahre 1999, das Sollog ursprünglich als Weltuntergangsjahr propagiert hatte. Seitdem verhielt er sich relativ ruhig:
"Sollog sagte voraus, der Papst werde am 15. Oktober sterben und Bill Clinton am 13. November (gemeint ist 1999, Red.). Tatsächlich behauptet Sollog nun, diese Prophezeiungen seien 'erfolgreich' gewesen. Er habe natürlich Anton Lavey, den Satanisten-Papst, gemeint. Und begann der Impeachment-Prozess gegen Clinton nicht am 15. November 1999? Ein Impeachment sei doch wohl eine perfekte Allegorie für einen politischen Tod".
Damit hätte sich Sollog in beiden Fällen nur um wenige Tage vertan - das ist verzeihlich. Gebräuchlicher ist bei Sollog aber eine erheblich keckere Methode: Er korrigiert einfach die Vergangenheit, indem er seine Prognosen erst nachher stellt oder nonstopp prophezeit und diejenigen herauspickt, die dann irgendwann irgendwie "treffen".
Das tut er mit verblüffendem Erfolg. Den Beweis dafür finden Sie vielleicht, wenn Sie das nächste Mal Ihre E-Mails kontrollieren.
Doch selbst wenn Sollog Sie immer noch überzeugen sollte: Ein Grund zur akuten Panik ist das nicht. Erst in 13 Jahren wird die Welt untergehen, sagte er am Dienstag voraus, und ein Viertel von uns wird überleben. Wer dann Zeit und Lust hat, den Meister persönlich zu treffen: Er erwartet seine Jünger meditierend in der Wüste von Nevada.
Die ist zwar groß, doch dürfte es kaum ein Problem darstellen, Sollog/Xineohpoel/Ennis oder wie er auch gerade heißt zu finden: Laufen Sie einfach den anderen Millionen Gläubigen hinterher.
Und, bitte, löschen Sie diese E-Mail.
Frank Patalong
Interview: Howard Altman zu seinen persönlichen Erfahrungen mit "Sollog"
INTERVIEWMister Altman, wer ist Sollog?
Der Journalist Howard Altman hatte mehrere Jahre das zweifelhafte Vergnügen, sich mit John Patrick Ennis alias "Sollog" auseinander setzen zu dürfen.
Philadelphia City Paper
Howard Altman hat eine spitze Feder - und wurde darum von Sollog bedroht und verklagt
SPIEGEL ONLINE: Wer oder was ist "Sollog"?
Howard Altman: Sollog ist, so weit ich weiß, ein Mann namens John Ennis, der von sich behauptet, "Gott" zu sein. Ich hatte den ersten Kontakt mit ihm, als ich in einer meiner Kolumnen im "Philadelphia City Paper" über seine Anzeigen in unserer Zeitung berichtete. Er pries sich damals als Seher an, der alle möglichen Unglücke voraussehen könne. In meiner Kolumne machte ich mich über ihn lustig. Er deckte mich daraufhin mit Morddrohungen ein und verklagte mich später auf eine Billion Dollar Schadenersatz.SPIEGEL ONLINE: Sollog behauptet nun, er habe den Terroranschlag auf das World Trade Center "erfolgreich" vorhergesagt.
Altman: Bei Herrn Sollog gibt es keine erfolgreichen Vorhersagen. Er arbeitet folgendermaßen: Er nimmt sich eine Tragödie und arbeitet sich dann mit irgendwelchem "Mumbo-Jumbo" in der Zeit zurück, der zu beweisen scheint, dass er damals Recht gehabt habe. Es gab einmal Zeiten, da habe ich von Katastrophen nicht über CNN erfahren, sondern durch eine E-Mail von Sollog, der mir mitteilte, dass er genau das ja vorhergesagt habe.
SPIEGEL ONLINE: Sie gehören zu den wenigen, die ihn persönlich trafen. Was für einen Eindruck hatten Sie von seiner Person?
Altman: Wie gesagt, nachdem ich mich über ihn lustig gemacht hatte, empfing ich zahlreiche Faxe, in denen ich ermahnt wurde, meine Post vorsichtig zu handhaben, weil da was Explosives drin sein könnte. Am nächsten Tag kam ein Päckchen an. Niemand von uns war zu Haus, also nahm es ein nervöser Nachbar an, den
IM INTERNET
· Howard Altmans Kolumnen: "Seer vs. Scribes"
· Howard Altmans Kolumnen: "Cunningham's Curse"
· Howard Altmans Kolumnen: "Heavenly Justice"
· Philadelphia City Paper
SPIEGEL ONLINE ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
wir über die Drohungen informiert hatten. Es war keine Bombe.
Ich traf John Ennis schließlich vor Gericht, als er sich dem Vorwurf stellen musste, dass er absichtlich einen Polizisten habe überfahren wollen. Er schien ein charmanter, gut gekleideter Mann zu sein. Aber er verteidigte sich selbst. Aus ganz Philadelphia strömten die Anwälte ins Gericht, um zu sehen, wie "Gott" sich verteidigen würde. Es war ziemlich verrückt.SPIEGEL ONLINE: Warum macht er im Augenblick so verhältnismäßig konkrete Aussagen? Er schwört, Osama Bin Laden sei unschuldig, vielmehr habe Satan persönlich seine Hände im Spiel. Er muss wissen, dass seine Prophezeiungen jederzeit durch harte Fakten entkräftet werden können. Warum setzt er sich der Lächerlichkeit aus, wenn er doch Geschäfte als Seher machen will?
Altman: Sollog hat aus irgendeinem Grund immer versucht, die größtmögliche Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit zu erreichen. Dieses Ereignis ist für ihn eine einmalige Gelegenheit. Sie sollten übrigens wissen, dass Ennis vor Jahren vom Geheimdienst festgesetzt wurde, weil er Bill Clinton bedroht hatte.
Lesetipps:Der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Journalist Howard Altman ist Redakteur des "Philadelphia City Paper". Seine teils bitter-bösen, teils skurrilen Kolumnen aus der Zeit der Auseinandersetzung mit Sollog finden sich im Archiv der Zeitung. Unbedingt lesenswert: der Prozessbericht "Heavenly Justice" und die Glosse zum großen prognostizierten Prominentensterben "Cunningham's Curse". Seine Erfahrungen mit der gewalttätigen Seite Sollogs machte auch Kenneth Reich von der "Los Angeles Times".
- Re: herzlichen Dank franz_liszt 24.4.2002 16:37 (0)