Re: wieder mal was Neues

Geschrieben von Friedrich Horak Immanuel am 10. April 2002 04:33:57:

Als Antwort auf: wieder mal was Neues geschrieben von Torsten am 12. März 2002 21:52:33:

Auf der Suche nach „Prophezeiungen“ im Internet bin ich auf Ihren Beitrag „Prophezeiungen verändern die Welt“ aufmerksam geworden. Mir gefällt der analytische Background, die eher gewählte Ausdrucksweise (kein Sprechblasendeutsch) und die korrekte Rechtschreibung, welche bei manchen Wortmeldungen im Netz nicht über Volksschulniveau hinausgeht.
Nachdem Sie sich mit dem Tausendjährigen Reich und Har-Magedon auf die Bibel beziehen und ich mir zu Gute halte, mich damit ein wenig auszukennen, möchte ich allerdings folgende inhaltliche Bedenken anmelden:
Sie schreiben:

„Das Tausendjährige Reich.

Zum Verständnis: Hier geht es nicht um das "Tausendjährige Reich" der Nationalsozialisten. Die Quelle des Begriffes findet man in der Bibel und bei den Propheten. Kurz umrissen ist es eine globale humanistische Gesellschaft, in welcher sich das Handeln jedes Einzelnen an Vernunft und Moral orientiert.“


Obwohl Sie durchaus richtig ausführen, dass die Quelle dieses Begriffes in der Bibel zu finden ist, ist die anschließende Erklärung keinesfalls bibelkonform. Das prägende Kennzeichen des Millenniums der Bibel ist die Aussage, dass es sich dabei um eine weltweite Theokratie – also eine Gottesherrschaft – handelt. Und der Umstand, dass diese Zeit gemäß den Aussagen der Bibel eine Zeit des Friedens auf Erden ist, wird nicht damit begründet, dass sich das Handeln jedes Einzelnen an Vernunft und Moral orientieren wird, sondern dass der Sohn Gottes – Jesus Christus – als absolut gerechter Herrscher mit eisernem Stab! regieren wird. Nicht der Mensch schafft also von sich aus den Frieden in dieser Zeit, sondern Gott.
Sie schreiben weiter:


„Auf alle Fälle würde mit dem Tausendjährigen Reich das Risiko von Katastrophen aus Menschenhand deutlich geringer. Natürlich könnten uns immer noch Kernkraftwerke oder was später auch immer für Energieerzeuger um die Ohren fliegen, Züge entgleisen, Flugzeuge abstürzen und Anderes; die Welt wird durch Vernunft nicht fehlerfrei. Aber selbst dieses Risiko würde vermindert, da Entscheidungen nur noch innerhalb der tatsächlichen Kompetenz getroffen werden; die weitere Erklärung führt aber hier zu weit.
Naturkatastrophen würden auch mit höherer Wahrscheinlichkeit abgewendet oder ihre Folgen eingedämmt. Wers nicht glaubt, denke einfach einmal über den vernünftigen Einsatz finanzieller und intellektueller Mittel nach.“


Obwohl ich Ihren theoretischen Ansatz gut verstehe, sehe ich ihn im Widerspruch zur Praxis, zur Realität. Wer glaubt, dass die Vernunft Kraft menschlichen Willens in der Welt die Herrschaft erlangen könnte, der sollte sich fragen, wieso diese Herrschaft der Vernunft, welche so manche Idealisten bereits seit der französischen Revolution an ihre Fahnen geheftet haben und wo – wie es oben heißt - „Entscheidungen nur noch innerhalb der tatsächlichen Kompetenz getroffen werden“ sollten, in den vergangenen Jahrhunderten nicht in der Lage war, Krieg, Machtstreben, Korruption, Hass, Neid etc. unter den Menschen auszurotten.
Dann heißt es:


„Eine Organisationsstruktur ist auch sinnvoll und notwendig. Es kommt aber darauf an, unter welchem Vorzeichen sie sich ausprägt.
Unsere gegenwärtige basiert darauf, daß die Aggressivsten mit der niedrigsten Hemmschwelle ihr Machtstreben ausleben. Sie haben ein System etabliert, welches die Anderen an dieses System glauben läßt. Der beste Ausdruck ist die verbreitete Meinung, man könne sowieso nichts tun.
Das ist das Problem: der vernünftige und moralische Mensch lebt in ständigem Zweifel der Richtigkeit seines Denkens und Handelns. Er akzeptiert dies als Schwäche und Unterlegenheit, da ihm ständig gezeigt wird, daß Andere viel schneller und in größeren Dimensionen handeln. Diese haben es auch viel einfacher, da sie nicht so viele Faktoren in ihre Überlegungen einbeziehen müssen und die Frage "was nützt?" auf den kleinen Bereich "was nützt mir?" beschränken können.“


Obwohl ich Ihren obigen Aussagen im Kern durchaus zustimme, ist es natürlich nicht nur unsere gegenwärtige Organisationsstruktur, welche darauf basiert, dass „die Aggressivsten mit der niedrigsten Hemmschwelle ihr Machtstreben ausleben“. Wenn wir die Weltgeschichte betrachten, finden wir in jeder Zeitepoche derartige „Organisationsstrukturen“. Daraus lässt sich aber schließen, dass dies eben kein Konstrukt ist, wie der obige Ausdruck insinuiert, sondern es ist schlicht und einfach eine Charaktereigenschaft des Menschen schlechthin, dass sich der Stärkere, Aggressivere, Gerissenere, Informiertere etc. durchsetzt. Trotz aller Vernunft. Das müsste Ihnen doch auch aus der von Ihnen zitierten Evolutionstheorie geläufig sein?
Und schließlich meinen Sie:


„Um zur Überschrift zurückzukommen: die Lösung der gegenwärtigen und zukünftigen globalen Probleme setzt voraus, daß die Hierarchie der Aggressivität durch die Hierarchie der Vernunft abgelöst wird.“


Diese Aussage ist m. E. absolut richtig, allerdings wahrscheinlich nicht in jenem Sinn, welchen Sie anvisieren.
Wiewohl es durchaus eine gewisse Anzahl von Menschen geben mag – und ich freue mich, wie es scheint in Ihnen jemanden aus dieser Gattung vor mir zu haben - welche Vernunftargumenten und auch einer Hierarchie der Vernunft zugänglich sind, ist die überwiegende Mehrheit nicht rational sondern emotional gesteuert. Sonst wären z. B. weder die Kriege der Vergangenheit noch jene der Gegenwart zu erklären.
Diese Hierarchie der Vernunft kann daher – weltweit - nicht durch den Menschen selbst etabliert werden, sondern es bedarf einer äußeren, größeren, stärkeren Kraft zur Durchsetzung dieses Idealzustandes. Und diese äußere Kraft ist eben nach der Bibel der Sohn Gottes, der zudem der Garant dafür ist, dass während seiner tausendjährigen Herrschaft nicht nur Friede, sondern auch absolute Gerechtigkeit auf Erden herrschen wird.

Herzliche Grüße

Fritz



Antworten: