Re: ist die Kabbalah Blödsinn?
Geschrieben von Templar am 09. April 2002 18:21:22:
Als Antwort auf: Re: Blödsinn? geschrieben von Flavius Batavus am 09. April 2002 18:05:39:
Hi Flavius
>AUch keine Lust auf Diskussionen mit Leute die sich stützen auf Informationen von Kabbalisten (Kabbalah finde ich selbst teilweise sehr schlecht)>
Ich sag sowas ja nur ungern, aber diese Aussage von dir disqualifiziert dich ein Stück weit ungemein. Du kannst von mir aus sagen sie interessiert dich nicht, entspricht nicht deinem Weg oder begründen was dich daran stört. Aber zu sagen du fändest sie schlecht ist ein wenig gar oberflächlich. Ich nehme mal stark an, dass du dich wenig damit befasst hast, geschweige denn damit gearbeitet. Anders kann ich mir diese Aussage im Stile von (die Bibel ist schlecht, die Veden sind doof, der Koran ist blöd) nicht erklären. Aussdem spricht daraus eine bedauernswerte Unkenntnis der Einflüsse, die die Kabbalah auf die diversen Aspekte unserer Kultur und der Geisteswelt der letzten Jahrhunderte hatte. Von den Hermetikern, den Gnostikern, den Alchimisten, über die Rosenkreuzer, die diversen Freimaurerrichtungen, die Philosophie, Malerei (was glaubst du wohl woher Goethe seine Farbenlehre hatte?) bis hin zur Musik/Komponisten.
Habe mal eine Text angehängt, der zudem ein wenig Licht auf die Bedeutung der Kabbalah im Hinblick auf die Propheten und Prophezeiungen hatte. Wäre durchaus eine Diskussion wert, und noch nicht mal am Thema vorbei....
In LVX
Templar
Die SchulenVon den Kabbalisten wird allgemein angenommen, daß die
ersten, die sich mit den Meditationstechniken
beschäftigten, die Patriarchen und Propheten waren, die
sie benutzten, um Erleuchtung und Prophezeiungen zu
erlangen. Obwohl es darauf viele Anspielungen in der Bibel
gibt, schweigt diese, wenn es um die ausdrückliche
Beschreibung ihrer Methoden geht. Wenn man sich jedoch
die entsprechenden Texte anschaut, kann man
beträchtliche Einsicht in die Methoden gewinnen, die zur
Zeit der Propheten benutzt wurden.
Die älteste direkte Aussage bezüglich der Methoden stammt aus dem ersten Jahrhundert, aus der
frühen Talmudischen Periode. Hier finden wir einige der größten Talmudisten, die mit den
mystischen Künsten beschäftigt waren und eine ganze Reihe von Meditationstechniken benutzten,
um spirituelle Erhöhung zu erlangen und zum transzendentalen Königreich aufzusteigen. Viele
dieser Techniken bestanden aus der Wiederholung G'ttlicher Namen, sowie aus intensiver
Konzentration auf die transzendentalen Sphären. Das Wenige, das wir von ihren Methoden wissen,
ist in einigen wenigen Fragmenten, wie auch in einem bemerkenswert vollständigen Text, dem
Hekhalot Rabatai (Die Größeren Kammern), überliefert, aus dem der Hauptteil zum erstenmal in
deutscher Übersetzung in Aryeh Kaplan's Buch "Meditation und Kabbala" präsentiert wird.Während dieser Periode wurden die wichtigsten Klassiker der Kabbala geschrieben. Das schließt
das Sefer Jezira (Buch der Schöpfung), den Bahir und den Sohar ein. Darin werden noch höhere
Ebenen behandelt als jene, die im Hekhalot besprochen werden, und größtenteils gibt es nur
einfache Hinweise darauf, wie diese Ebenen erreicht wurden.Mit dem Ausgang der Talmudischen Periode wurden diese Methoden auf einige sehr kleine,
geschlossene Geheimgesellschaften beschränkt. Sowohl der Bahir als auch der Sohar blieben
außerhalb dieser Gesellschaften völlig unbekannt und wurden bis ins späte 12. bzw. 13.
Jahrhundert nicht enthüllt. Insbesondere die Veröffentlichung des Bahir förderte den Aufschwung
der Studien der Mysterien, und eine ganze Reihe von Personen begannen, die geheimen Methoden
offen zu lehren.Unter diesen war Rabbi Abraham Abulafia (1240-1295) besonders bemerkenswert. Nachdem er
die Tradition aus älteren Quellen empfangen hatte, war er der Erste, der sie in schriftliche Form
umsetzte. Für diese Arbeit wurde er von vielen Zirkeln verurteilt, obwohl die meisten Kabbalisten
seine Methoden als authentisch und auf zuverlässige Tradition basierend betrachten. Mehrere
seiner Zeitgenossen, besonders Rabbi Isaac von Acco und Rabbi Joseph Gikatalia, behandeln
ebenfalls Meditationstechniken.Der Großteil ihrer Arbeit wurde jedoch durch die Veröffentlichung des Sohar um 1290 in den
Schatten gestellt. Dieser große Klassiker beherrschte die Phantasie fast aller Kabbalisten dieser
Zeit, und die Lehren anderer Schulen waren praktisch vergessen. Es ist deshalb kein Zufall, daß
viele der Bücher, die vor dieser Zeit geschrieben wurden, nie veröffentlicht wurden, und unter
denen, die nicht verloren gingen, existieren viele nur in Manuskriptform.Da der Sohar wenig über Meditationstechniken aussagt, begannen viele wichtige Kabbalisten dieses
Thema völlig zu ignorieren. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Geheimnisse dieses alten
Buches zu entwirren, das so viele Jahrhunderte verborgen war. Es gab jedoch einige Ausnahmen,
und diese Kabbalisten benutzten die Methoden von Abulafia, Gikatalia und Isaac von Acco. Für einen
Zeitraum von über zweihundert Jahren finden wir jedoch praktisch niemanden, der den Sohar
selbst erforschte, um die Meditationstechniken zu ermitteln, die seine Autoren benutzten.Die wichtigsten Versuche in dieser Richtung geschahen in der Safed-Schule, die ihre Blütezeit im
16. Jahrhundert hatte. Sie erreichten ihren Höhepunkt in den Lehren von Rabbi Isaac Luria
(1534-1572), gewöhnlich bekannt als der Ari, der zeigte, daß die verschiedenen
Buchstabenkombinationen, die sich im Sohar finden, eigentlich als Meditationshilfen gedacht
waren. Obwohl der Ari fast nichts selbst niederschrieb, wurden seine Lehren von seinen Schülern
mit viel Mühe zu Papier gebracht und füllen fast zwei Dutzend große Bände. Im großen Maße
handelt es sich hierbei um eine Einführung in die Methodologie seines Meditationssystems.Genau so, wie der Sohar bei seiner Veröffentlichung alles andere in den Schatten gestellt hatte,
überwältigten drei Jahrhunderte später die Schriften des Ari die anderen Schulen. Seine Lehren
wurden als der ultimative Ausdruck der Kabbala betrachtet, und für die nächsten zweihundert
Jahre widmete sich die kabbalistische Literatur ihrer Interpretation. Obwohl die
Meditationsmethoden des Ari von einigen Personen, und möglicherweise von ein oder zwei
geringeren Schulen benutzt wurden, widmeten sich die Kabbalisten größtenteils eher der Theorie
als der Praxis.Die nächste große Renaissance kam mit dem Aufstieg der Chassidischen Bewegung, die von Rabbi
Israel, dem Baal Shem Tov (1698-1760) begründet wurde.Wenn man ihre Werke studiert, wird offensichtlich, daß der Baal Shem und seine engsten Schüler
begierige Studenten der frühen meditativen Texte der Kabbala waren, und in den chassidischen
Klassikern werden diese Texte oft paraphrasiert. Während der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts, und vielleicht in der ersten oder zweiten Dekade des neunzehnten, beschäftigten
sich viele Menschen mit den klassischen Meditationstechniken der Kabbala und beschrieben die oft
hohen spirituellen Zustände, die sie erlangten.Der Widerstand, besonders wenn es darum ging, diese Methoden der breiten Öffentlichkeit zu
lehren, war sehr stark. Eine ganze Cruppe, bekannt als die Mitnagdim (Gegner), entstand, um die
Chassidim und ihre Methoden energisch zu bekämpfen. Als Resultat daraus begannen die Chassidim
selbst ihre meditativen Praktiken weniger zu betonen, und schließlich waren diese praktisch
vergessen.
- Re: ist die Kabbalah Blödsinn? NEIN. Flavius Batavus 09.4.2002 18:48 (2)
- Re: ist die Kabbalah Blödsinn? NEIN. WesenheitX 09.4.2002 19:45 (0)
- Re: Sind Vorurteile und Halbwissen Blödsinn? Templar 09.4.2002 18:56 (0)