Meine Flucht nach Schweden-Teil II ;-)
Geschrieben von Mischel am 12. März 2001 15:12:14:
Als Antwort auf: Flucht geschrieben von Manuel Baetz am 12. März 2001 14:11:04:
Mehrere Schüsse durchpeitschten die Nacht. Wie ein gehetzter Hase rannte Renard durchs Unterholz. Äste schlugen ihm ins Gesicht und hinterliessen schmerzhafte, rote Striemen. In seiner Panik merkte er nichts davon, jeder Atemzug stach in den Lungenflügeln, mit angstgeweiteten Augen suchte er in der Dunkelheit einen Zusammenprall mit den immer dichterstehenden Bäumen zu vermeiden. Immer weiter riß er die Augen auf, so daß die Augäpfel weit hervorstanden, aber es wurde und wurde nicht heller Er kam mit den Füßen nicht richtig vorwärts, der Morast wurde immer tiefer und hinderte seine Bewegung, wie in Zeitlupe kämpfte er sich voran.
»Stehenbleiben, Renard! Oder wir schießen Dich über den Haufen!«
Querschläger streiften seinen Körper und hinterließen fleischige Wunden, die furchtbar brannten.
»Ihr kriegt mich nie! Nie!«
Haßerfüllt stieß Renard diese Schreie hervor.
»Nieemmaaals! Ni....!«, urplötzlich zerriß eine Blendgranate die Dunkelheit vor Michaels Stirn.
»Nein! Nicht!«, er ruderte mit den Armen wie von Sinnen vor seinem Kopf herum und bekam etwas Weiches zu fassen.
»Was..., wo....., was ist das?«, Renards bekam eine Gänsehaut nach der anderen, das Gehirn gab unerbitterlich den Befehl, noch mehr Adrenalin auszuschütten.
Ein Donnerschlag rollte durch den Wald.
»Verdammt, wo bin ich?«
Verwirrt versuchte er, die Situation zu erfassen. Er lag mit dem Rücken auf dem Boden, soviel stand fest. Er konnte seine Beine nur mühsam bewegen. Sein Herz drohte zu platzen, es schlug ihm bis zum Hals.
»Ich bin gefesselt, warum? Von wem?«, mühsam versuchte er, sich aufzurichten, er hörte um sich ein einziges Prasseln.
Wieder eine Blendgranate.
»Wir werden angegriffen!?«
»Aber, wo bleibt der Knall?«
Ein paar Sekunden später rollte der Donner wieder durch den Wald.
»Ein Gewitter!«
Weitere Blitze erhellten das Dunkel und er erkannte sein eigenes Zelt.
»Ein Traum! Ich habe nur geträumt!«, mit einem Krächzen, das ein Lachen darstellen sollte, ließ er sich auf den Rücken fallen und hörte still in sich hinein, wie sein Herz begann, wieder auf normale Drehzahl zu kommen.
»He, was...! Schnaken!«, wild rieb er in seinem Gesicht, das von Einstichen übersät war.
»Meine Arme auch! Blöde Mistviecher!«, unter lautem Fluchen begann er, sich aus dem Schlafsack zu pellen.
»Was ist denn mit den Schuhen los? Herrgottnochmal!«, die Verschnürung hatte sich um seine Knöchel gewickelt und Michael mühte sich, im Dunkeln die Knoten zu entwirren.
»Weg von meinen Ohren!«, klatschend trafen seine Hände ein paar Schnaken, die sich blutrünstig auf jede freie Körperstelle stürzten, »im Wald gestern ward ihr doch noch friedlich!«
Genervt stürzte er ins Freie und bemerkte dabei, daß er vergessen hatte, das Moskitonetz zu schliessen.
Mit weit ausgestreckten Armen und erhobenem Kopf ließ er das Wasser auf sich niederregnen.
»Ja, ersauft nur, Schnakenbrut! Selber Schuld, wenn ihr mich um...«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »...drei Uhr weckt! Drei Uhr! Na, Klasse!«
Er ging zu seinem Wagen, entnahm eine "Maglite"-Taschenlampe, die durchaus als Totschläger fungieren konnte und verkroch sich wieder in sein Zelt. Sorgfältig verschloß er den Eingang und rieb sich mit einer der Decken den nassen Kopf trocken.
»Zack! Und Zack!«, gnadenlos machte er Jagd auf die restlichen Schnaken. Als seine Rachegelüste gestillt waren und er der letzten Schnake den Garaus gemacht hatte, kroch er wieder in seinen Schlafsack.
»Nicht kratzen, Michael. Das macht alles nur noch schlimmer... Ach, Scheiß drauf!« Wohlig kratzte er an seinen Stichen und genoß das juckende Gefühl.
»Puh, was für ein Alptraum.»
Das Gewitter hatte sich mittlerweile verzogen, vereinzelt zuckten noch ein paar Blitze am Himmel, die jetzt aber gedämpfter durch die Zelthaut drangen. Seine Haut dampfte vor Feuchtigkeit und mit den Gedanken um Blendgranaten und Schußwunden schlief er kurze Zeit später wieder ein.