Behtlehem, Kirchenglocken läuten
Geschrieben von peacemaker2002 am 04. April 2002 12:14:36:
Kirchenglocken läuten
Verheerende Situation in Ramallah und Bethlehem.
Priester protestieren gegen Demütigungen und GewaltKirchenvertreter aus Israel und Palästina klagen über Demütigungen und
Gewalt gegen Zivilisten beim Vorgehen der israelischen Armee in den
besetzten palästinensischen Städten. George Kopti, Priester der Angli-
kanischen Gemeinde in Ramallah, berichtete am Mittwoch morgen dem
»Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland e.V.« (ems), daß
viele Menschen in der Stadt kein Wasser und keine Elektrizität mehr
hätten. Generell gelte eine Ausgangssperre für alle Menschen. Deswegen
könne das staatliche Krankenhaus die Toten nicht ordentlich beerdigen.Am Dienstag wurde mit Baggern auf dem Parkplatz vor dem Hospital ein
Massengrab ausgehoben, in dem 15 Tote beigesetzt wurden. Kopti selbst
sei zu einer Beerdigung gerufen worden, hätte diese aber nicht durch-
führen können, da er sein Haus nicht verlassen könne. Als am Dienstag
für zwei Stunden die Sperre aufgehoben worden sei, damit die Menschen
sich mit dem Lebensnotwendigsten versorgen könnten, sei ein zehn-
jähriger Junge ins Bein geschossen worden, so der Priester. Darüber
hinaus beklagte er anhaltende Zerstörungen an Häusern.Außerdem komme es immer wieder zu entwürdigenden Szenen. Junge unbe-
waffnete Palästinenser müßten sich in strömendem Regen ausziehen und
durchsuchen lassen, berichtete Kopti weiter. Dr. Sumaya Farhat-Naser,
Professorin der Birzeit-Universität bei Ramallah und Autorin des
Buches »Thymian und Steine«, berichtete, daß israelische Soldaten den
palästinensischen Sender »Watan« besetzt und über seinen Kanal porno-
grafische Filme ausgestrahlt hätten. »Es ist genug, was den Menschen
und ihrer Führung an Entmenschlichung und Zerstörung passiert ist«,
so Farhat-Naser.Bischof Riah Abu El Assal von der Anglikanischen Kirche in Jerusalem
und dem Mittleren Osten berichtete in einem Brief vom Montag abend
von einer amerikanischen Bürgerin in Ramallah. Stephanie Koury sei
am Sonnabend von zehn Soldaten, die ihr Haus durchsuchten, grundlos
gedemütigt worden. Sie hätten die letzten Lebensmittelvorräte aufge-
gessen und von ihr verlangt, sie zu massieren. Einen Nachbarjungen
hätten sie in die Knie gezwungen und ihm ein Gewehr gegen den Kopf
gerichtet. Als sie das Haus verließen, hätten sie Kourys Auto mit
dem Panzer zerstört.Der Prior der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion in Jerusalem, Thomas
Geyer, rief am Mittwoch alle Kirchen in Jerusalem zu einem Friedens-
läuten auf. Angesichts der steigenden Gewalt könne man nicht länger
schweigen. Bis zum 14. April will der Prior jeweils um 15 Uhr die
Glocken eine Viertelstunde lang läuten lassen.Israel hat die besetzte Stadt Bethlehem mittlerweile zum militärischen
Sperrgebiet erklärt und seine Offensive im Westjordanland auf weitere
Ortschaft ausgedehnt. Soldaten verwehrten am Mittwoch einer hoch-
rangigen Kirchendelegation den Zugang nach Bethlehem. Die Gruppe von
rund 100 Personen wollte den eingeschlossenen Verwundeten medizinische
Hilfe bringen und bei den Kämpfen getötete Menschen beerdigen, wie
der lateinische Patriarch Michel Sabbah mitteilte. Israelische Panzer
umstellten am Mittwoch die Geburtskirche in Bethlehem, wo sich 400
Palästinenser aufhalten sollen. Vor der Kirche lagen vier Palästinenser,
die am Vortag erschossen worden waren.»Israelische Panzer sind vor die Weihnachtskirche gefahren, alle
Palästinenser sind eingesperrt, die meisten haben kein Wasser und
keinen Strom mehr, die Kirche steht unter Beschuß, die wertvollen
Kirchenfenster sind zertrümmert, Soldaten zerschießen das gesamte
bürgerliche friedliche Leben«, berichtete Pfarrer Dr. Mitri Raheb
am Mittwoch telefonisch aus der besetzten Stadt. Den Bethlehemer
Familien gehe das Essen und das Wasser aus. »Die Menschen erreichen
kein Krankenhaus und keinen Arzt mehr«, beklagte der Pfarrer.(jW/ems)
- Soeben nachrichtenmeldung in NTV Danan 04.4.2002 13:21 (0)