Ich wette, er spricht am Sonntag nicht selbst den Segen.
Geschrieben von Mat72 am 29. März 2002 13:37:15:
Schwacher Papst muss auf viele Zeremonien verzichten
Rom (rpo). Ostern läuft im Vatikan im diesem Jahr vieles anders als sonst. Denn der stark geschwächte Papst kannt viele Zeremonien nicht mehr vornehmen. Es wird befürchtet, dass er sogar bald in den Rollstuhl muss.
Erstmals in seiner 23-jährigen Amtszeit konnte Johannes Paul II. am Gründonnerstag die traditionelle Fußwaschung nicht selbst vornehmen. Stattdessen wuschen zwei hohe Kurienkardinäle zwölf Priestern im Petersdom als Zeichen christlicher Demut die Füße. Im Vatikan verlautete, das 81 Jahre alte Kirchenoberhaupt könne wegen starker Knieschmerzen Karfreitagabend auch nicht beim Kreuzweg am römischen Kolosseum mitgehen; er sollte dort nur einige Worte sprechen. Auch die Messe am Ostersonntag werde er nicht selbst zelebrieren. Allerdings wolle er den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis) sprechen.
"Das ist ein bitteres Osterfest für Johannes Paul", kommentierte die römische Zeitung "La Repubblica". Das Blatt berichtet, der Papst muss wegen seiner anhaltenden Gehprobleme sehr wahrscheinlich demnächst in den Rollstuhl. Im Vatikan stehe seit Ende Februar ein eigens angefertigter Rollstuhl bereit. Innerhalb weniger Wochen, spätestens in einigen Monaten müsse über das "Thema Rollstuhl" entschieden werden, heißt es. "Die Entscheidung, meint man im Vatikan, ist reif dafür." Im Vatikan verweist man auf den ehemaligen US-Präsidenten Franklin Roosevelt (1882-1945), der ebenfalls vom Rollstuhl aus regierte.
Bei kühlem Wetter sind zehntausende Pilger und Touristen nach Rom gekommen, darunter auch viele Deutsche. Die Christen feiern an Ostern die Kreuzigung und die Auferstehung des Religionsstifters Jesus von Nazareth. Die viertägigen Feierlichkeiten sind selbst für einen gesunden Papst eine Strapaze. Seit Wochen musste Johannes Paul wegen einer schmerzhaften Arthrose im Knie mehrere Termine ausfallen lassen. Außerdem leidet er an der Parkinson Krankheit.
Zur Messe am Donnerstagabend kamen tausende Gläubige in die Peterskirche. Der Papst wurde auf einem rollenden Podest zum Altar geschoben. Er konnte die Messe und die Zeremonien lediglich sitzend verfolgen. Kardinals- Staatssekretär Angelo Sodano und der französische Kardinal Roger Etchegaray wuschen zwölf Priestern die Füße. Sie erinnerten damit an das Letzte Abendmahl, bei dem Jesus biblischer Überlieferung zufolge seinen zwölf Jüngern diesen Liebesdienst tat. Die beiden Kardinäle feierten auch die Messe. Der Papst verlas allerdings die Predigt; er stand mehrmals auf, seine Worte waren vergleichsweise gut zu verstehen.
Zuvor hatte er die heiligen Öle gesegnet, die für Taufe, Firmung, Priesterweihe und Krankensalbung verwendet werden. Bei einer Predigt am Donnerstagmorgen verurteilte er erneut Fälle von Kindesmissbrauch durch katholische Priester. "Wir können nicht umhin, unsere Untreue (zur Priesterweihe) zu bekennen", sagte er. "Beten wir für unsere Mitbrüder, die ihren Verpflichtungen, die sie mit der Priesterweihe eingegangen sind, nicht nachgekommen sind."