Wahrsager und ähnliches

Geschrieben von Descartes am 23. März 2002 12:38:37:

Daß sich breite Bevölkerungsschichten gerade in einer Zeit, in der immer mehr wissenschaftlich exakt erklärt werden kann und damit seine Mystik verliert, in esoterische Bereiche flüchten, ist ein ganz interessantes Phänomen.

Auch für Kinder wird die Vorstellungswelt ja zumindest kurzzeitig dann wesentlich ärmer, wenn sich Osterhase oder Weihnachtsmann als Phantasien herausstellen.

Dies ruft aber andererseits nun gefinkelte Geschäftemacher auf den Plan, die mit den Ängsten und den Sehnsüchten der Leute nach etwas Geheimnisvollem gutes Geld verdienen. Psychologisch bestens gebildet, horchen sie zunächst ihre Klienten aus oder betrachten sie eingehend (winzige KLeinigkeiten können manchmal viel über die Person aussagen), um zu ihren Informationen zu kommen, die sie dann den verblüfften und tief beeindruckten Leuten als Ausfluß ihrer "Sehergabe" präsentieren. Dabei halten sich die Aussagen über die Zukunft im Bereich des Allgemeinen, universell Anwendbaren, sodaß spätere Ereignisse leicht damit in Verbindung gebracht werden können, zumal der Klient eines Wahrsagers nicht selten sogar aktiv dazu beiträgt, daß die vorhergesagten Punkte eintreffen.
Bei labileren Persönlichkeiten entwickelt sich sogar häufig ein seelisches Abhängigkeitsverhältnis zum Wahrsager ähnlich dem zu einem Psychoanalytiker.

Bei Prophezeiungen verhält sich dies ganz ähnlich. Mit der Aussage, alles bleibt in etwa gleich, locke ich natürlich keinen Hund hinter dem Ofen hervor.

Je monumentaler die Ereignisse sind, je größer die Katastrophe und je höher die Anzahl der Todesopfer, desto interessanter sind die Prophezeiungen.

Diese Phantasieprodukte dienen aber in Wahrheit lediglich dem Geschäftszweck oder sind Ausfluß des Bedürfnisses zur Selbstdarstellung von selbsternannten "Propheten". Auch unverarbeitete eigene Erlebnisse und Ängste der Propheten und sogar Geisteskrankheiten bzw. Wahvorstellungen kommen in Frage.

Besäßen Wahrsager und Propheten aber tatsächlich eine höhere Gabe, so stünden sie längst bei Regierungen oder multinationalen Konzernen unter Vertrag und hätten es wohl kaum notwendig, für ein paar Euro pro Sitzung das gemeine Volk zu beglücken!

Au revoir!



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