Widersprüche bei der CIA
Geschrieben von peacemaker2002 am 22. März 2002 11:20:22:
US-Geheimdienstchef sieht Kontakte zwischen Irak und
Al Qaida. Mitarbeiter: Keine Beweise
Wenn Washington einen Beleg für außenpolitische, meist kriegerische
Abenteuer braucht, dann muß die CIA ran. Der US-Geheimdienst schafft
die notwendigen »Beweise« herbei. Nicht anders ist die jüngste
Äußerung des CIA-Direktors George Tenet vor dem Geheimdienstausschuß
des Senats zu werten. Der CIA-Chef unterstrich am Mittwoch, Irak
habe Kontakt zu Osama bin Ladens Terrororganisation Al Qaida gehabt.
»Ohne Zweifel hat es solche Kontakte gegeben«, und daher sei es ein
Fehler, wenn man »Irak oder Iran als Sponsoren des Terrorangriffe«
vom 11. September ausschließen würde. Speziell Teheran warf Tenet
vor, weiterhin Al-Qaida- und Taliban-Kämpfern die Flucht über ira-
nische Grenzen zu ermöglichen. Tenet bezeichnete dabei das Verhalten
Irans »schlimmer als schizoid«. Am ärgerlichsten seien die iranischen
Bemühungen, »den amerikanischen Einfluß in Afghanistan zu unterhöhlen«.Offensichtlich stellen sich in den US-Geheimdiensten aber auch
diesmal wieder einige Mitarbeiter quer, die ihren Stolz auf ihre
professionelle Arbeit noch nicht auf dem Altar der politischen
Erfordernisse Washingtons geopfert haben. Nach der Rede Tenets
vor dem Senat widersprach ein namentlich nicht genannter hoher
Geheimdienstmitarbeiter gegenüber AFP den Ausführungen seines
Chefs. Die US-Aufklärungsdienste seien in ihrer gemeinsamen
Einschätzung zum Schluß gekommen, daß es keinerlei Beweise für
eine Verbindung zwischen Irak und den Anschlägen vom 11. September
gibt. Im Gegensatz zu seinem offensichtlich politisch motivierten
Chef betonte er, daß es »in den letzten Monaten nichts Neues
gegeben hat, das uns dazu veranlassen könnte, unsere Analyse zu
ändern«. Von den Fakten unbeeindruckt, dafür aber Iran und Irak
als Länder der »Achse des Bösen« fest im Blick hatte Tenet dem
Senat vielsagend versprochen: »Wir werden sehen, wohin uns die
Beweise uns führen.« Was die Frage provoziert, ob die Spuren wohl
erst noch gelegt werden müssen?Die weiteren Ausführungen des CIA-Direktors befaßten sich hauptsächlich
mit der zunehmenden Bedrohung US-amerikanischer Interessen weltweit.
Trotz amerikanischer Fortschritte bei der Terrorbekämpfung etwa am
Hindukusch bestünde derzeit insbesondere in Ostafrika und in Ländern
wie Israel, Saudi-Arabien, der Türkei, Pakistan und Afghanistan die
erhöhte Gefahr terroristischer Angriffe auf amerikanische Diplomaten
und Militärs. Wegen der europäischen Beteiligung an den militärischen
Operationen der USA in Afghanistan seien aber auch Ziele auf dem alten
Kontinent bedroht. Bereits am Wochenende hatte das Nachrichtenmagazin
Focus von einer Warnung der CIA an die Bundesregierung berichtet,
wonach Deutschland und Großbritannien im Visier islamistischer Selbst-
mordattentäter stünden. Das BKA soll die Warnung allerdings als
unspezifisch und vage beschrieben haben. Seit Mittwoch ist die US-
Botschaft in Bosnien-Herzegowina wegen einer nicht näher spezifizierten
Terrordrohung für den Publikumsverkehr geschlossen.aus: junge welt, v. 22. 03. 2002