Bauernhof als Arche Noah?

Geschrieben von Fred Feuerstein am 04. März 2002 21:47:42:

Hallo foris,

Ich sehe in euren Postings (IT-Oma: à l'a boneur !) ihr macht euch zusehends Gedanken, wie es auch für euch privat weiter gehen soll. Ich für meinen teil habe eine Möglichkeit gefunden, ob es der richtige Weg ist, kann ich noch nicht sagen, obwohl eine innere Stimme mir sagt, daß es für mich das richtige ist. uDarauf konnte ich mich bis jetzt eigentlich immer verlassen.
Wenn dies doch nicht der richtige Weg ist, brauche ich mir jedenfalls später mal im Überlebensfalle nicht vorhalten nichts getan zu haben, im Nicht-Überlebensfalle brauche ich mir selbst darüber keine Gedanken machen :-)

Zuerstmal vorneweg: Ich will mit diesem Posting niemanden dahingehend missionieren oder überreden über kurz oder lang aus dem jetzigen System auszusteigen und wieder „back to the roots“ ein einfacheres Leben naturverbunden zu führen. Romantische Vorstellungen von einem einfachen Leben auf einem Bauernhof haben ebensowenig Gültigkeit wie die konträre Meinung, daß so etwas heutzutage von uns „Warmduscher“generation nicht mehr machbar oder bezahlbar wäre. Betreffs Bewirtschaftung eines Bauernhofs habe ich vielleicht gegenüber reinen Stadtmenschen den Vorteil, daß ich bei meinen Großeltern und Eltern die Landwirtschaft als Kind hautnah miterlebt habe. Da ist natürlich viel in Vergessenheit geraten, aber da bin ich mir 100% sicher, kommt alles wieder nach und nach zum Vorschein. Ich persönlich favorisiere eine reine Landwirtschaft ohne große Tierhaltung (ein paar Hühner und ein oder zwei Geißen als Rasenmäher und Milchlieferant: die Milch schmeckt gar nicht mal so schlecht, weiß ich noch von früher) Das ist das höchste der Gefühle. Fleischwirtschaft lehne ich ab, da meine Viecher sowieso ein gesegnetes Alter erreichen werden. Wer kann schon für einen Hasenbraten einem Schnuffihase den Hals umdrehen, ich nicht :-(

Es sollte also jeder sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob er dem einfachen Leben ohne viel Komfort gewachsen ist und und seine romantischen Vorstellungen mit der Zeit dahinwelken wie Herbstlaub. Wir alle sind saturiert und absolut verwöhnt von den „Errungenschaften“ der Technik. Sowas aufzugeben verlangt Mut, wird aber möglicherweise durch ein zufriedeneres einfacheres Leben im Einklang mit der Natur belohnt. Für was brauchen wir ein Zweit oder Drittauto. Ein Zweit oder Dritthandy, neueste Designerklamotten, etc pp. Ungebremste Gier und Wachstum um jeden Preis führt krebsartig oft zur Ruinierung der eigenen Gesundheit (wovon dann wieder die Erben frohlocken: zu blöd gewesen der Alte, hat sich nichts gegönnt jeden Tag 16 Stunden gearbeitet)
Der Großteil von uns abhängig beschäftigten arbeitet tagaustagein immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: jaa wenn ich mal Rente kriege, dann ....
Wenn wir Rente kriegen (ja wenn überhaupt) sind wir alt, haben von der ganzen Schufterei und Stesserei schon leichte Blessuren physisch und psychisch davongetragen und sagen uns vielleicht: ach wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, dann könnte ich meine rente wirklich genießen...


Dies sind und waren einige meiner Beweggründe die ich mir reiflich überlegt habe (verstärkt durch die hypothetische Möglichkeit eines 3.Wk in den nächsten Jahren).
Letzten Herbst mit langsam fallenden Hypothekenzinsen habe ich im Internet nach für mich bezahlbaren Bauernhäusern gesucht. Deutschland: Fehlanzeige, absolut überteuert, ein heruntergewirtschafteter Bauernhof z.B. im Schwarzwald mit ca. 0,5 ha Grund liegt immer noch zw. 250000 – 500000 Euro. Das kann ich mir nicht leisten und ist enfach Wucher sondersgleichen. Anders sieht die Sachlage in Frankreich aus. In den Pyrenäen, Zentralmassif und Vogesen gibt es wirklich noch bezahlbare Fermen mit zum Teil wirklich riesigem Umschwung von bis zu 5 ha zum Preis von (unrenoviert) 50.000 – 100.000 und renoviert ab ca. 200.000 Euro. In Einzelfällen gibt es auch kleinere Objekte für unter 50.000 Euro , die jedoch kräftig saniert werden müßten. Die Landflucht der frz. Jugend macht es im Moment noch möglich!

Anfang Januar wurde ich fündig (nach zig Objektbesichtigungen).
Kostenpunkt: 89000 Euro, teilrenoviert, Gewölbekeller, eigene Quelle (keine Wassergebühren :-)), Sickergrube (keine Abwassergebühren :-)) Holzöfen (keine Kosten für Heizung :-) 150m² Wohnfläche ca 7000m² Umschwung. Die Ferme befindet sich in den Vogesen (die Lage werde ich aber nicht hier posten, aus eigener erfahrung weiß ich, daß einfach zu viel Gesindel hier mitliest)

Die Finanzierung war wirklich nicht einfach, da ich über zu wenig Eigenkapital verfüge. Deutsche Banken haben reihenweise abgewunken, da sie Objekte außerhalb vom Elsass grundsätzlich nicht finanzieren. Selbst meine Kapitallebensversicherung (die ich jetzt gekündigt habe: die ferme ist jetzt meine Lebensversicherung und Vorsorge für das Alter) wurde nicht als zusätzliche Sicherheit akzeptiert.
Im Internet las ich dann vom Casa Europa Programm der LBS. Die LBS arbeitet mit der caisse dèpargne (= französische Sparkasse) zusammen und hat den Kontakt hergestellt. Nach einigem Hin und Her habe ich letzte Woche die Formalitäten auf der frz. Sparkasse erledigt. Nach der obligatorischen Woche Bedenkzeit werde ich wohl Mitte der Woche schriftlich einen positiven Bescheid kriegen.
Den Vorvertrag habe ich zwischenzeitlich beim Notar unterschrieben (Achtung: der Vorvertrag ist in Frankreich schon ein für beide seiten verbindlicher Kaufvertrag, nur wenn bei kreditfinanzierten Objekten die Bank den Kreditwunsch abschlägig beurteilt wird der Vorvertrag ohne weitere Kosten annuliert )

Die Finanzierung läuft als Hypothekendarlehen mit Bausparvertrag.
Darlehen: 78000 Euro, Laufzeit: 20 Jahre
Jahre 1-10: 5,5% Zins, 4% Tilgung
Jahre 11-20: 4%Zins, 5% Tilgung.
d.h. ich habe zwanzig Jahre einen relativ niedrigen festen Zinssatz und eine monatliche belastung von 646 Euro die ersten Zehn Jahre und 470 Euro die restlichen 10 Jahre: das ist weniger als viele von uns hier Miete zahlen, also bezahlbar auch im Falle einer gewollten oder ungewollten Arbeitslosigkeit.

Da viele jetzt vielleicht einwenden, daß in unsicheren Zeiten mit einer sich mgl. verstärkenden Inflation es nicht ratsam ist Schulden zu machen, kann ich dagegen einwenden, daß es v.a. wichtig ist Geld übrig zu haben für die monatliche Rate. Dafür habe ich vorgesorgt, um ca. 2-3 Jahre zu überbrücken.
Die Grundschuld an sich verringert sich mit fortschreitender Inflation natürlich zusehends.
Dies ist der „worst case“ Fall, für den man sich aber Gedanken machen sollte.

Für diejenigen die es nach meinem Geschreibsel noch interessiert hier noch ein paar Infos zum Immobilienkauf in frankreich:

immoseiler
immobi.com

Nur mal so als Beispiel für Interessierte als Möglichkeit einer Gründung einer Arche Noah Gemeinschaft:
(die Bilder sind leider vom Winter, im Sommer sieht das wohl um einiges schöner aus)



OBJEKT 22O8
EHEMALIGE FERIENCOLONIE IN DEN BERGEN
in ruhiger Alleinlage, gute Zufahrt, 2 Gebäude, ca 2 ha Wiese, eig. Quelle,Strom vorhanden
1, Gebäude: Ehemaliges Restaurant, ca 5OO qm Fläche auf 2 Ebenen, Dach zum größten Teil
erneuert, gute Substanz, Innenausbau ist komplett zu erstellen, Ölzentralheizung.
2.Gebäude: Wohnhaus, ca 17O qm Wohnfläche auf einer Ebene: Küche, DU/WC, 4 Zimmer,
Ölzentralheizung, Innenrenovation ist zu erneuern.
€ 122OOO incl aller Ankaufskosten ( Preiswunsch des Besitzers, zu verhandeln)
Sfr ca 177.OOO

Objekt von immoseiler.de
(-> 20000 m² Wiese zum bewirtschaften sollten wohl für ein paar Leute genügen, oder?)

Mit freundlichen Grüßen
Fred
(der auch in nächster Zeit wenig Zeit hat hier zu posten, bitte Verständnis wenn ich nicht gleich antworte. Ich versuche aber von Zeit zu Zeit von meinen Erfahrungen bei der Renovierung und Bewirtschaftung hier zu posten, wen es nicht interresiert einfach überlesen, ich weiß daß das eigentlich etwas offtopic ist und ins Survivalforum gehört, aber als "alter Hase" hier sind mir viele, auch wenn ich sie persönlich nicht kenne doch etwas ans Herz gewachsen)



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