Re: VRYAN

Geschrieben von savage am 02. März 2002 14:54:12:

Als Antwort auf: VRYAN geschrieben von Swissman am 01. März 2002 22:26:52:

Nachdem nun im Forum die Überzeugung Einzug gehalten hat, die Russen würden mit einem atomaren Erstschlag komplett das westliche Atomwaffenarsenal ausschalten, möchte ich doch einmal in Erinnerung rufen,dass der Start jeglicher russ. Rakete bereits 2 Sekunden später von US-Aufklärung/Überwachung registriert wird. Was soll also der ständige hiesige Humbug? Glaubt ihr tatsächlich, die Amis, Franzosen,Briten warten erstmal ab, ob die russ. Rakete auch wirklich in ihrem Land einschlägt u. starten dann ne mehrwöchige parlamentar. Debatte was denn nun zu tun ist? *lol* Im übrigen: Alle ehem. westl. Allierten besitzen atomar bestückte U-Boote. Aber die werden wohl auch mit nem tollen Überraschungsangriff ausgeschaltet, nicht? *g*

selbstverständlich bereits zu Beginn geführt. Der Angegriffene, in diesem Fall die USA, ist danach gar nicht mehr in der Lage, strategische Atomwaffen zum Einsatz zu bringen - diese wurden in einem Überraschungsschlag vernichtet (Fallout-technisch betrifft dies uns in Europa ohnehin nicht). Mehr dazu später (auch zu diesem Thema habe ich einen alten, aber unverändert gültigen, Beitrag, den ich bereits früher gepstet hatte.
>Nun aber zu VRYAN:
>"Die russische Abkürzung VRYAN steht für "Vnezapnoye raketno-yadernoye napadenye" und bedeutet "Überraschungsangriff mit Atomraketen". Vryan ist eine Studie, die KGB und GRU (Geheimdienst des Generalstabs der Roten Armee) zu Beginn der 80er Jahre gemeinsam erarbeiteten. Die Studie wurde in Armee und Geheimdienst zu Schulungszwecken verbreitet, von wo sie mehrere Überläufer in den Westen brachten.
>Die Aufgabe bestand darin, Indikatoren zu finden, die darauf hinwiesen, dass die USA einen Angriff auf die UdSSR vorbereiten. Der Grund: In einem atomar geführten Krieg hat die Seite die grössten Siegeschancen, die zuerst losschlägt. Wenn der KGB zum Schluss käme, dass die USA einen Angriff planten, wären die Russen daher gezwungen, ihnen zuvorzukommen, und selbst einen Präventivschlag zu führen.
>Die russischen Strategen glauben, dass es nicht möglich ist, die Vorbereitungen für einen Nuklearkrieg geheimzuhalten - die meisten Massnahmen würden sogar in der Zeitung stehen.
>Um einen Atomkrieg vorzubereiten werden Monate, wenn nicht Jahre an Planungen und Vorbereitungen benötigt.
>J. R. Nyquist hat VRYAN, wo dies nötig war, ergänzt, um die Indikatoren auf Russland anwenden zu können.
>Es sind im wesentlichen 3 Arten von Vorbereitungen, die zu treffen sind: I) Vorbereitungen der Streitkräfte, II) Vorbereitungen wirtschaftlicher Art, III) Vorbereitung der Bevölkerung. Es folgen nunmehr ca 30 Indikatoren.
>I) Vorbereitungen der Streitkräfte:
>1) Grossangelegte Mobilisierung von Truppen, um einer (möglicherweise selbst inszenierten) Krise zu begegnen.
>2) Eine Häufung von Raketentests, um die Bereitschaft und Zuverlässigkeit der Interkontinentalraketen sicherzustellen.
>3) (verbotene) unterirdische Atomwaffentests
>4) Häufige Manöver, unter Beteiligung aller Waffengattungen
>5) Grössere Mobilmachung der Armeen eines oder mehrerer verbündeter Nationen
>6) Sämtliche Nuklearwaffen (land-, luft- und seegestützt) werden einem einheitlichen Kommando unterstellt
>7) Nachrüstung älterer Kampfflugzeuge mit Zusatztanks und Luftbetankungsstutzen
>8) Gehäufte Treffen zwischen hohen militärischen und zivilen Führern
>9) Öffentliche Klagen der Generale über den schlechten Zustand der Streitkräfte
>10) Plötzliche Einführung einer neuen Generation konventioneller Waffen
>Punkt 3 lässt sich nicht beweisen: Grössere Tests lassen sich nicht verheimlichen, und würden weltweit mittels Seismometern als solche registriert. Sehr kleine, taktische Gefechtsköpfe lassen sich beim heutigen Stand der Technik (noch) nicht von natürlichen Erdbeben unterscheiden.
>Punkt 5: China rasselt gegen Taiwan bedrohlich mit dem Säbel, und verlegt grössere Verbände in Richtung Süden. Nord Korea verstärkt seine Truppen seit letztem Dezember kontinuierlich. Und auch Serbien rüstet sich möglicherweise für eine Aktion gegen Montenegro. Zu Punkt 6: Die Schaffung eines einheitlichen Kommandos für die Atomwaffen wurde vo Jelzin letzten Sommer angekündigt und wieder zurückgezogen. Putin nach Meldung des Schweizer Teletexts gestern denselben Schritt angekündigt! (Dieser Punkt ist wichtiger, als es zuerst den Anschein hat: ein vereinheitlichtes Oberkommando bietet grosse Vorteile bei der Führung eines Überraschungsangriffes.)
>Sämtliche anderen Indikatoren wurden von westlichen und russischen Medien berichtet, und offiziell bestätigt.
>II) Vorbereitungen wirtschaftlicher Art:
>1) Ungewöhnliche Bevorratung von strategischen Bunt- und Edelmetallen
>2) Signifikante Einbrüche im Export von Erdöl und Erdölderivaten, evtl. kombiniert mit einem Anstieg der Importe
>3) Regierung und Nationalbank kaufen grosse Mengen Gold
>4) Grosser und unerwarteter Anstieg der Nahrungsmittelimporte
>5) Import grosser Mengen Landwirtschaftlicher Maschinen und Düngemittel
>6) Einrichtung grosser Unterirdischer Hallen, für die Evakuierung krigswichtiger Industrien
>7) Unerwartete Schliessung von Schwer- und Rüstungsindustriebetrieben, bzw. Forschungszentren der Armee
>8) Deutliche Zunahme des Schiffsverkehrs entlang der Wolga und im Kaspischen Meer
>9) Deutliche Zunahme der Güterzüge im Ural und entlang der Transsibirischen Eisenbahn
>10) Plötzlicher Anstieg im Energieverbrauch
>Mit Ausnahme von Punkt 8 wurden alle wirtschaftspolitischen Indikatoren in verschiedenen russischen und westlichen Medien verifiziert.
>III) Vorbereitung der Bevölkerung
>Diese Massnahmen zielen v. a. darauf ab, die Bürger psychologisch auf einen Krieg vorzubereiten, und Hass gegen den Westen zu schüren. Hierzu müssen Führung und Medien folgendes tun:
>1) Das Volk überzeugen, dass der Westen Russland kleinhalten und seine Bürger vernichten will
>2) Aufzeigen, wie der Westen die Russische Wirtschaft ausgeplündert hat
>3) In den Menschen den Eindruck erwecken, dass der Westen Russlands Nachbarstaaten, sowie seine Ressourcen unter kontrollieren wolle
>4) Behaupten, dass die USA (unter Verletzung vertraglicher Verpflivhtungen) neuartige Waffensysteme baue und entwickle
>5) Diese Waffen werden Amerika unbesiegbar machen
>6) Gerüchte streuen, wonach korrupte Offizielle, kapitalistische "Oligarchen" und Mafiosi in Wirklichkeit CIA-Agenten seien
>7) Hinter den Kulissen hilft der Kreml mit, eine regionale Krise zu inszenieren, und die Dinge so zu verdrehen, dass der Westen als Schuldiger präsentiert werden kann.
>8) Minister und hohe Offiziere weisen immer wieder öffentlich auf die Möglichkeit eines Atomkrieges hin.
>9) Zivilschutzübungen nehmen massiv zu.
>10) Die Bürger werden dazu angehalten, sich dem Zivilschutz u. ä. Einheiten anzuschliessen.
>11) Neuauflage eines Programmes, um die Bevölkerung über die Gefahren von ABC-Waffen, sowie Mittel und Wege, wie man sich davor schützen kann, aufzuklären. An den Schulen wird der Wehrkundeunterricht wiedereingeführt.
>Alle Punkte sind nach Berichten westlicher und russischer Medien eingetroffen, mit Ausnahme von 10).
>Wenn ich Zeit habe, werde ich irgendwann in den nächsten Tagen noch näher auf die wirtschaftspolitischen Massnahmen eingehen. Zudem werde ich eine Liste mit 10 kurzfristigen Indikatoren nachreichen.
>Die meisten der genannten Indikatoren bleiben auch bei einem grossangelegten konventionellen Krieg uneingeschränkt gültig. Die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt keine Atomwaffen eingesetzt werden, halte ich jedoch für eher gering. Wenn ein Ziel mit konventionellen Waffen erreicht werden kann, werden diese natürlich den Vorzug erhalten (schliesslich will man die Zerstörungen auf ein Minimum beschränken, um seine Beute auch geniessen zu können). In Europa sehe ich nicht viele Ziele, die einen Nukleareinsatz lohnen würden: Belfort, der Hauptstützpunkt der Französischen Atomstreitmächte wäre ein wahrscheinliches Ziel. Im Moment noch Aviano in Norditalien: gegenwärtig befinden sich dort die letzten 23 taktischen US-Atomwaffen in Europa - diese werden jedoch im Lauf des Sommers auch abgezogen. Die Britischen Atomwaffen sind zum grössten Teil seegestützt. Deren Stützpunkte kämen ebenfalls in Betracht. Hinzu kommt die 6. US-Flotte, die momentan in der Adria kreuzt - diese liesse sich wahrscheinlich am leichtesten atomar ausschalten.
>Anders sieht die Situation in den USA aus: Dort bestehen noch einige schwer gepanzerte Raketensilos und Kommandobunker, die mit konventionellen Mitteln so gut wie nicht zu knacken sind. Ich denke dabei etwa an die Stützpunkte im Raum Kansas, Norad und Cheyenne Mountain (letztere befinden sich allerdings so tief im Gebirge, dass wahrscheinlich selbst Atomwaffen nichts ausrichten könnten: Hier müsste man wohl zu indirekten Methoden greifen, um ans Ziel zu kommen: Entweder man schneidet die beiden Kommandozentren von allen Verbindungen nach aussen ab (was so gut wie unmöglich ist), oder man verseucht die Zufahrten schon einige Tage vorher bakteriologisch: Wenn die Besatzung an hämorrhagischem Fieber oder Anthrax stirbt, ist Norad völlig ungefährlich). Nach dem neusten "Status of the Navy"-Report befinden sich gegenwärtig 57% aller U-Boote im Heimathafen. Im Falle der Polaris-Boote wäre dies Norfolk. Dies sind nur einige Beispiele, und die Liste ist mit Bestimmtheit nicht annähernd vollständig.
>Die USA würden vermutlich bereits am ersten Tag mit einem massiven Atomschlag eingedeckt werden, während in Europa fast oder gar keine Atomwaffen zum Einsatz kämen. In einer späteren Phase, wenn die Völker den ersten Schock überwunden haben, und sich zum Widerstand aufgerafft haben, ist es hingegen wahrscheinlich, dass Massenvernichtungsmittel zum Einsatz kämen (taktische Atombomben, B- und C-Waffen)."


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