Wer ist nicht blöd ??
Geschrieben von franke43 am 01. März 2002 07:59:18:
Als Antwort auf: Re: Immer dasselbe .... geschrieben von katzenhai2 am 01. März 2002 04:55:14:
Hallo Katzenhai
Das sind doch immer die gleichen Argumente: sooo blöd sind
die auf der anderen Seite nicht. Hätte Stalin auch sagen
können: soooo blöd ist Hitler nicht, dass er mich trotz
Bündnis und Erdöllieferungen angreift. Hätte Zar Nikolaus II.
auch sagen können, und die politischen Führungen damals in
England, Frankreich und Belgien: sooooo blöd ist Kaiser Willem
nicht, dass er uns alle angreift.>Es geht nicht darum, ob das Material ausreicht, sondern darum, daß so eine Operation von Anfang an zum scheitern verurteilt wäre.
Und wieder dasselbe Karussell:
Warum meinst Du eigentlich, dass die Seher den Russen eine
verheerende Niederlage vorhersagen ? Aber auch eine Operation,
die scheitert, kann Anfangserfolge erzielen:Hitlers Blitzkrieg gegen Polen und im Westen, der Schlieffenplan
bis zur ersten Marneschlacht, Napoleons Feldzüge bis Borodino
und Beresina.>Und das wissen die Russen genauso, die sind ja nicht blöd.
>Mit all den Seheraussagen werden die Russen doch nur erniedrigt und ihnen unterstellt, daß sie doof seien.Nein. Die Seheraussagen beruhen auf Visionen, deren Inhalt sich
die Seher nicht bewusst ausgesucht haben. Ebensogut hätten Seher
im 19. Jahrhundert vorhersehen können, dass Kaiser Wilhelm II.
und Kaiser Franz Joseph so blöd sein werden, oder Hitler
25 Jahre später. Da hätte man auch gesagt: sooo dumm sind die doch
gar nicht. 1914 nach der Euphorie der ersten Wochen hat man
angefangen die Frage zu stellen, wie man so blöd hat sein können.
Aber das war in der Presse noch nicht opportun.>
>>> Aber schon im 1. Weltkrieg hat sich die deutsche 1. OHL verschätzt.
>Damals wußte man es aber nicht besser, da war man fanatisch von sich überzeugt, da waren die anderen Völker noch andere Menschenrassen, wo gerätselt wurde, ob sie nicht sogar anders denken würden usw. usw.Aber nicht innerhalb von Europa. Im Generalstab dr 1. OHL sassen
findige Köpfe und höchstrangige Militärexperten unter Leitung des
jüngeren Moltke. Die haben sich nicht primitiv, sondern auf die
ganz geniale Tour verrechnet.>Das kannste mit heute nun wirklich nicht vergleichen.
Lies mal Clausewitz, wie wissenschaftlich damals schon der Krieg
angegangen wurde. Sein berühmtes Buch "Vom Kriege", das ich in
Teilen gelesen habe, kam 1832 posthum heraus. Das waren keine
primitiven fanatischen Klopfer.>Allerdings war das auch noch am Anfang des kalten Krieges so, wo die alten Generäle von damals noch an den Schalthebeln saßen. Die sind allerdings nun schon alte Greise oder verstorben.
Nun, sie haben Zöglinge der mittleren Generation gehabt, und die
stehen jetzt orientierungslos zwischen den Zeiten.>>>> Wenn die Russen an den Sieg glauben, nehmen sie vielleicht auch keine politischen Rücksichten.
>Dann müßten sie mehr als blind sein.Es gibt immer wieder in der Geschichte selektive Blindheit.
Friedrich II. war in der Schlacht von Kunersdorf selektiv
blind, denn er glaubte die Russen leicht besiegen zu können.
Daher gab er sich mit einem Teilerfolg auf dem Schlachtfeld
nicht zufrieden. Kunersdorf wurde seine schlimmste Noieder-
lage im Siebenjährigen Krieg. War Friedrich II. ein
militärischer Idiot ? Kaum.>Man kann nicht mit einem maroden System und einem maroden Volkswillen Krieg führen.
Doch. Ein PAradebeispiel war die junge französische Republik
in der Frühphase der Revolution. Die haben bei der Kanonade
von Valmy einen glänzenden Sieg gegen überlegene österreichische
Truppen erzielt (1792). Und das war ein unbausgebildetes Lumpenheer.
Über dieses Ereignis wurde das Revolutionslied "Madame Veto"
gedichtet (auch genannt "La Carmagnole"):Madame Véto (= Marie Antoinette) avait promis
de faire égorger tout Paris.
Mais son coup a manqué
grâce à nos canonniers.
Dansons la Carmagnole ...
Vive le son du cannon.Berufssoldaten gegen eine schnell zusammengekratzte und schlecht
ausgebildete Revolutionsarmee, das hätte ein klarer Sieg für
die Profis sein müssen.Also komm mir nicht mit dem Gerede, man könne ohne Geld keinen
Krieg führen. Das stimmt für einen langen Krieg. Aber eine
kurze Angriffsoperation kann mit der Begeisterung des
Augenblicks oder mit dem Mut der Verzweiflung ohne grosse
finanzielle Mittel mit dem begonnen werden, was eben gerade
zur Hand ist. Erfolg wird eine solche Operation aber nur
haben, wenn der Angegriffene ohnehin schon im Verfall
begriffen ist. Und vielleicht wird die russische Führung
bald genau das annehmen, dass wir im Verfall weit fort-
geschritten wären.Gruss
Franke 43
- Re: Wer ist nicht blöd ?? katzenhai2 02.3.2002 01:43 (0)