Bibelkunde

Geschrieben von franke43 am 09. Dezember 2005 10:36:01:

Als Antwort auf: Re: Ahmadinedschad schlägt jüdischen Staat in Deutschland vor geschrieben von Johannes am 09. Dezember 2005 02:07:17:

Hallo Johannes

Du bist einer der bibelkundigsten hier im Forum, und das
werde ich nicht in Frage stellen. Aber da sind noch ein
paar Dinge zu berücksichtigen:

>> Was soll denn der alberne Streit, wer denn nun Auserwählter ist?

Den zwölf Stämmen von Jakobs Stamm, die unter Mose aus
Ägypten auszogen, wurde ein Land als Wohnstatt verheissen.
Das war ein Teil des Alten Bundes, also des Sinaibundes.

Gott wählte das Land aus, das wir heute - je nach Geschmack
oder Politik - Israel oder Palästina nennen, oder auch
Kanaan (wie im AT). Als Schöpfer von Himmel und Erde hatte
Er das Recht, über dieses Land zu verfügen.

Diese Verheissung war an eine Bedingung geknüpft, nämlich
dass das Volk aus Jakobs Stamm die Gebote und Gesetze
des Sinaibundes einhalten und keinen anderen Gott
verehren sollten.

Die blutige Landnahme, die im Buch Josua beschrieben ist
und mit heutigen Begriffen nur als Völkermord oder als
ethnische Säuberung bezeichnet werden kann, wird im AT
als ein Strafgericht Gottes über die Völker in Kanaan
gerechtfertigt, weil die Götzen verehrten. Völker in
anderen Ländern taten das auch, aber die Strafe Gottes
traf sie nicht, weil er nicht ihr Land für das Volk des
Sinaibundes ausgewählt hatte. Im Gegenteil: diese Völker
benutze Er später wiederholt als Zuchtrute, wenn sich
das Volk des Sinaibundes mal wieder nicht an das Gesetz
hielt. Bei der blutigen Landnahme wurden laut Josua
am Anfang noch einige Völkerschaften verschont -
teils die Jebusiter in und um Jerusalem, teils die
Philister im Gazastreifen, gegen die Israel dann noch
Jahrhunderte Krieg führte.

Die erste grosse Strafe war die erste Diaspora, erst
der 10 Nordstämme in Syrien, später der zwei Südstämme
in Babylon. Letztere durften unter dem Perserkönig
Kyros zurückkehren, erstere nicht.

Die zweite Diaspora, die unter den Römern, wurde zur
grossen Diaspora, die bis vor etwa 100 Jahren anhielt.
Aus jüdischer Sicht ist diese zweite - grosse -
Diaspora mit den vielen Judenpogromen unverständlich,
denn gerade zu der Zeit hielten sich ja viele Juden
"vorbildlich" (die Pharisäer geradezu kasuistisch)
an das Gesetz des Mose.

Aus christlicher Sicht erscheint die Sache in einem
anderen Licht, denn da hatte das Volk ja den neuen
Bund mehrheitlich abgelehnt, der ihnen von Jesus
angeboten wurde.

Aber die Prophezeiungen des AT, dass das Volk auch aus
der grossen Diaspora ins Land der Verheissung zurück-
geführt würde - die erfüllen sich vor unseren Augen
seit etwa 100 Jahren und verstärkt seit der Staats-
gründung 1948.

Diesmal liess Gott aber die Palästinenser - trotz
allem begangenen Unrecht auf beiden Seiten - nicht
einem grossen Strafgericht verfallen wie im Josua-
buch, weil sie ja ebenfalls an den einen Gott glauben,
teils als Christen und teils als Muslime.

Persönlich sehe ich das so, dass Gott eigentlich will,
dass Sein Volk des Sinaibundes sich das Land der
Verheissung teilen soll mit denen, die teils dem
Neuen Bund (palästinensische Christen) angehören und
damit ebenfalls unter Gottes Gnade stehen, teils
Gott unter dem Namen Allah verehren, sich aber dabei
auf biblische Überlieferungen berufen, die im Koran
zitiert sind.

Gott weiss aber auch, dass das misslingen wird und
dass Er damit das endzeitliche Drama eingeleitet hat,
das wir seit Jahrzehnten beobachten können und dessen
heisseste Phase eben noch nicht gekommen ist.

Auch der grosse Holocaust ist vermutlich ein Teil
des göttlichen Plans gewesen, in dem unser Volk und
noch ein paar andere die schlechte Judasrolle als
Zuchtrute über die Kinder Jakobs übernehmen und
damit schwere Schuld auf sich laden musste, ganz
ähnlich wie die Assyrer und die Babylonier im
Alten Testament.

Fast könnte man zur jetzigen Lage sagen:

Wie würde aber sonst die Schrift erfüllt ?
(d.gh. wenn Israelis und Palis Frieden schliessen)

Es muss also gehen .... (bis zum bitteren Ende)

Bevor wir also auf der einen oder anderen Seite
im Nahostkonflikt Partei ergreifen, sollten wir
imemr damit rechnen, dass dieser Konflikt ein
Hauptbestandteil von Gottes eschatologischem
Heilsplan zumindest sein KÖNNTE.

Gruss

Franke



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