Die satanischen Verse und ihre Opfer

Geschrieben von M.a.o am 21. November 2005 13:46:55:

Als Antwort auf: Re: Muhammed und die satanischen Verse geschrieben von Zitrone am 21. November 2005 13:16:21:

Die satanischen Verse (The Satanic Verses) ist der Titel eines 1988 erschienen Romans von Salman Rushdie, der von indischen Emigranten in Großbritannien handelt und teilweise vom Leben des Propheten Mohammeds inspiriert ist.

"Satanische Verse" ist die Bezeichnung für gewisse angeblich gelöschte Koran-Suren. Bekanntlich behauptete Mohammed, der Engel Gabriel würde ihm göttliche Offenbarung zuteil werden lassen. In einer Sure ging es um bei der Kaaba verehrte "alte" Gottheiten. Die ursprüngliche Fassung äußerte sich vorteilhaft über sie. Mohammed behauptete später, diese Fassung sei von Satan diktiert. Die neue Fassung verbot diese Götter praktisch. Diese Episode aus der Geschichte des Islam wird - zusammen mit vielen anderen, die nahelegen, daß Mohammed ein geschickter Politiker war ("Wie praktisch, ein Prophet zu sein"), göttliche Inspiration oder nicht - im Roman erzählt. Die Satanischen Verse sind schwer zu lesen, aber die islamische Geistlichkeit verstand nur zu gut, gerade weil diese Episoden - minus Rushdies literarischer Freiheit - vermutlich historisch so stattgefunden haben. Es kam zu Pogromen und dem berüchtigten Mordaufruf des iranischen Staatschefs Khomeini, siehe den Artikel Salman Rushdie. Mehrere Übersetzer des Buchs wurden ermordet.

In Deutschland wagte kein einzelner Verlag, Die satanischen Verse zu verlegen. Gleichzeitig wurde es als Akt der Verteidigung der Menschenrechte gesehen, die Publikation sicherzustellen. Schließlich gründete eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verlage einen neuen Verlag mit Namen "Artikel 19 Verlag" (dem Artikel, der in der europäischen Menschenrechtskonvention das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zusichert), dessen einziger Zweck die Herausgabe der Verse war (ISBN 3-9802315-0-X). Im März 1997 erschien das Buch im Verlag Droemer Knaur als Taschenbuch (ISBN 3-426-60648-8).

Die satanischen Verse

Salman Rushdie erklärte gegenüber der islamischen Glaubensgemeinschaft sein Bedauern über "die Besorgnis, die die Veröffentlichung aufrichtigen Anhängern des Islam bereitet hat". Aber auch nach dem Tode Khomeinis 1989 wurde das Todesurteil aufrechterhalten. 1991 wurde das Kopfgeld sogar verdoppelt. Der Dichter lebte wegen der erhaltenen Morddrohungen in erzwungener Isolation an ständig wechselnden Wohnorten und unter Polizeischutz; Khomeini und Mittäter wurden nicht einmal symbolisch zur Fahndung ausgeschrieben, die diplomatischen Beziehungen nicht von Großbritannien, sondern vom Iran abgebrochen und die Botschafter des Westens nach vier Wochen wieder in den Iran zurückgeschickt. Die zahlreichen Drohungen und Anschläge gegen die Verlage und die Ermordung mehrerer Übersetzer verhinderten den Erfolg des Buches nicht. Es errang eine ungeheure Verbreitung über die ganze Welt.

Salman Rushdie

@ Istanbulian: bei aller Wertschätzung deiner Aufklärungsarbeit, aber mich würde ehrlich gesagt ebenfalls interessieren, was es nun genau mit den "Satanischen Versen" des Koran auf sich hat!

Und warum muss Salman Rushdie (Zitat: "Redefreiheit ist das Entscheidende, um sie dreht sich alles. Redefreiheit ist das Leben.") noch immer um sein Leben fürchten?

Mfg

Mao


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