Der Countdown läuft - Irak gegen USA

Geschrieben von Silvermoon am 23. Februar 2002 15:55:07:

Der Countdown läuft
QUELLE:
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IRAK - USA

Die USA decken sich für einen Militäreinsatz gegen den Irak mit Flugbenzin ein. Nato-Mitglieder angeblich bereits über fertige Invasionspläne informiert

Von Evangelos Antonaros
Athen/Amman - Der Countdown hat begonnen: Washington schlägt die Kritik seiner Verbündeten in Europa und in der arabischen Welt in den Wind und forciert seine Pläne für einen massiven Militäreinsatz gegen den Irak. Ein US-Militärsprecher dementierte zwar Berichte über eine angeblich bereits eingeleitete Invasion, die den Gold- und den Ölpreis auf den Weltmärkten nach oben getrieben hatten. Bekannt wurde jedoch, dass das US-Verteidigungsministerium mit der Anschaffung von 1,5 Millionen Barrel Flugbenzin für US-Luftstützpunkte im Nahen Osten und in Vorderasien begonnen habe - ein sicherer Hinweis dafür, dass massive Bombenangriffe geplant sind.

Nur der Zeitpunkt der Kampagne gegen Saddam und dessen Regime ist noch offen, glauben Militärexperten im Nahen Osten. Wann es so weit sein soll, ist offen - entweder bis Ende Mai oder erst ab Ende September. Dazwischen geht es kaum, in den Sommermonaten ist es im Irak brütend heiß. Wie es aus informierten Kreisen heißt, haben die Amerikaner im Rahmen der Nato ihre europäischen Partner darüber informiert, dass sie jetzt schon über fertige Invasionspläne verfügten.

Auch Bagdad scheint eine unmittelbar bevorstehende Invasion zu befürchten und hat alle Araber aufgefordert, sich gegen Washingtons "bösartige Administration" zur Wehr zu setzen: "Amerikas feindselige Terrorstrategie zielt auf alle Araber, ohne Ausnahme", sagte Saddams rechte Hand Taha Jassin Ramadan. "Auch diese Pläne werden scheitern - wie so oft in der Vergangenheit", gab sich die von Saddam Husseins Sohn herausgegebene Tageszeitung "Babel" siegessicher.

Den amerikanischen Plänen scheint seit dem Scheitern eines Vermittlungsversuchs des türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit nichts mehr im Wege zu stehen. Saddam hatte die Aufforderung zurückgewiesen, der Wiederaufnahme von Kontrollen durch die Waffeninspektoren der UNO zuzustimmen: "Wir werden keine Spione einreisen lassen."

Die Türkei und das Ölscheichtum Kuwait werden die vermutlich wichtigsten regionalen Verbündeten der USA beim Feldzug gegen den Irak sein. In Ankara blickt man dem amerikanischen Militäreinsatz sorgenvoll entgegen: "Die Amerikaner sind Tausende von Meilen entfernt. Wir und unsere Wirtschaft werden die Auswirkungen der Invasion auszubaden haben", kommentierte der Fernsehsender NTV. Aber nüchtern stellte die "Turkish Daily News" fest, dass die Türkei, "wenn auch nur zähneknirschend, keine Alternative haben wird, als sich auf die Seite der Amerikaner zu schlagen . . ., die der Türkei mit so viel Geld zur Hilfe geeilt sind". Washington machte sich stark für die Freigabe von Hilfsgeldern in Höhe von 16 Milliarden Dollar durch den IWF an den Partner Türkei. "Nun klopft Washington an unsere Tür - wir können uns im Endeffekt der Verantwortung nicht entziehen."

Ankaras Mitwirkung ist insofern von großer Bedeutung, weil vom südosttürkischen Luftstützpunkt Incirlik aus US-Bomber voraussichtlich Tausende von Einsätzen gegen den Irak fliegen werden müssen. Die Türkei hatte den Amerikanern auch bei der Golfkrise 1990/91 trotz ähnlich lautender Kritik grünes Licht gegeben. Die Sorgen von damals sind geblieben: Würde der Irak zerfallen, könnten die im Landesnorden lebenden Kurden einen eigenen Nationalstaat ausrufen und die in Südostanatolien lebenden Kurden auf den Geschmack bringen, ähnliche Ansprüche zu erheben. Angeblich bemüht sich Ankara darum, den USA konkrete Garantien dafür abzuringen, dass Washington eventuellen kurdischen Aspirationen einen Riegel vorschieben werde.

Ein Zangengriff auf Saddams Regime kann allerdings ohne eine Strategie aus dem Süden nicht gelingen. Wie die kuwaitische Tageszeitung "Al Sejasah" jetzt berichtete, lägen die US-Pläne bereits vor: Zunächst soll mit einem Kontingent von etwa 50.000 Elitesoldaten Bagdad eingenommen, das Machtzentrum der irakischen Führung zerstört und Saddam gestürzt werden. Unmittelbar danach sollen etwa 200.000 US-Soldaten aus dem Süden einmarschieren, um den eventuellen Widerstand der Republikanergarde zu brechen. Der Türkei und Saudi-Arabien seien mit Rücksicht auf die delikate innenpolitische Lage keine aktiven Rollen zugedacht: "Sie sollen lediglich wichtige Stützpunkte zur Verfügung stellen." Kuwait soll dagegen die Schlüsselrolle übernehmen, die Pakistan beim Afghanistan-Krieg hatte. Jordanien soll als Nachschubstation für die US-Streitkräfte - vergleichbar mit Usbekistan beim Afghanistan-Krieg - fungieren.

Den Zeitungsbericht kommentierte Kuwaits Verteidigungsminister Dschaber Al Mubarak sofort: "Wir wollen kein Sprungbrett für einen massiven Einmarsch sein." In Kuwait sei das irakische Regime zwar "verhasst". Aber am besten könne man mit Hilfe von Bombenangriffen mit ihm abrechnen - "nicht mit einer Invasion".



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