Re: erstzunehmende quellen
Geschrieben von Samnico am 03. November 2005 07:34:19:
Als Antwort auf: erstzunehmende quellen geschrieben von randomizer am 02. November 2005 23:37:31:
>nur nochmal zusammengefasst (@behle etc.), dies sollten die primären quellen (kriterium ist seriösität/dokumentation) hier im forum sein.
>FELDPOSTBRIEFE - brilliante quelle mit vielen korrekten vorhersagen, leider erst spät (anfang der 50er-jahre?) abdruckt worden. der völlig seriöse hans bender (lehrstuhl für parapsychologie, uni freiburg) hat mit seinen recherchen die echtheit der briefe SEHR wahrscheinlich gemacht (Hans Bender: Zukunftsvisionen, Kriegsprophezeiungen, Sterbeerlebnisse, München 1983)
>STARNBERGER (stormberger), sehr gut dokumentiert von einem seriösen volkskundlersehe ich genauso....
>(Dr. Haller: Der Starnberger Stormberger Sturmberger, Grafenau 1976), mehrere handschriften aus dem 19. jh. bezeugen das hohe alter der quelle.
>MÜHLHIASL - der bekanntere waldprophet. scheinbar nicht vor anfang des 20.jh. schriftlich dokumentiert. an seiner person zweifelt niemand in bayern, mangels schriflicher fixierung seiner vorhersagen gibt es aber das problem der mündlichen zudichtung bis zum zeitpunkt der veröffentlichung (vollständig erst nach den weltkriegen: kirmayer, adlmaier usw.).
> am meisten wurde wohl von pfarrer landstorfer im straubinger tagblatt (28.2.1923) zusammengetragen. leider ist es sehr schwer, an diesen "urtext" heranzukommen, oder hat hier jemand im forum eine kopie?sehe ich auch so, mit "offener Vorsicht" heranzuziehen...
>IRLMEIER - macht einen äußerst seriösen eindruck. obwohl ich auf quellen nach dem 2. weltkrieg nicht viel gebe, irlmeier ist hierbei die große große ausnahme. gut dokumentiert. wichtige vorhersagen.100%ige Zustimmung....
>darüber hinaus sind v.a. die BÖHMISCHEN WEISSAGUNGEN interessant. am blinden jüngling und an der sibylle michalda ist ganz sicher etwas dran. die aussagen der beiden sind aber mit märchenhaftem und legendarischem völlig überwuchert.
>die originale der quellen (handschriften, frühdrucke, einblatt-drucke) sind nicht nur selten, sondern äußerst schwierig zugänglich. eine seriöse auswertung
>bleibt wohl einem fleißigen historiker bzw. slavisten (etliche originale sind tschechisch) vorbehalten. vergeßt aber bitte das buch von max erbstein aus den 50ern, das ist fake. zur sibylle michalda schreibe irgendwann nochmal gesondert etwas zur quellenlage (diese ist nicht identisch mit der sibylle von prag, welche alexander gann als quelle "entdeckt" hat: in einer esoterischen zeitschrift aus den 50ern).
>authenthisch scheinen jedoch die aussagen des FUHRMANNL (joseph naar) zu sein, diese wurden von franz andress ganz sicher vor dem ersten weltkrieg schriftlich festgehalten, eventuell auch schon in den 1890ern. der inhalt ist für den prophezeiungs-mainstream aber wenig von belang)
>LIED DER LINDE - sehr konkrete vorraussagen, leider erst in den 50ern veröffentlicht. wenn es aber stimmt, dass der wortlaut viele jahrzehnte älter ist, erhöht das den wert der quelle ungmein. außerdem die "schönste" prophezeiung mitteleuropas.
>HEPIDANUS - wäre zwar eine tolle quelle, aber die veröffentlichung erfolgte erst in dem buch von ellerhorst 1951. die vorlage war eine broschüre aus den 1850ern
>(oder 1860ern, ich kann gerade nicht nachschlagen), von der aber kein exemplar mehr existiert (zumindest in den bibliotheken mitteleuropas). die tatsächliche damalige existenz des heftchens konnte alexander gann nachweisen, der inhalt läßt sich allerdings nicht mehr verifizieren, was die quelle leider viel uninteressanter macht.
>@Tahca Ushte:
>JOHANSSON finde ich überbewertet, aber vielleicht tue ich ihm auch unrecht. bisher habe ich mich nicht durchgerungen, mir das buch "merkwürdige gesichte.." von 1953 anzuschaffen (ist ja scheinbar die hauptquelle), aber in einer älteren quelle machen johanssons vorraussagen WIRKLICH keinen serösen eindruck (es deckt sich sehr wenig mit dem prophezeiungs-mainstream): Karl Röhrig: Die Weltereignisse bis zum Jahre 1953, Gesichte des finmärkischen Sehers Anton Johanson aus dem Jahre 1907, Leipzig 1922
>hat jemand beide johansson-bücher und kann das beurteilen? es gibt übrigens
>auch ein englisches buch über johansson (hab es aber nicht gelesen):
>Carlson, Nathaniel (transl. and comp. by) Visions of The Christian Seer of the Norwegian Finmark About Future Events with a Short Sketch of His Life (1940)die übrigen Quellen (auch Johansson, auch wenn es den ein oder anderen Skandinavier schmerzt) würde ich ähnlich einschätzen...
Insgesamt sehr gute Kurzbewertung der gängigen Quellen, von der man sich wünscht, daß sie möglichst viele lesen.
Gruß Samnico