Anatoliy Golitsyn und die Strategie
Geschrieben von another am 27. Oktober 2005 13:46:31:
Als Antwort auf: @another wegen SPYCATCHER (Ergänzung) geschrieben von warlord am 27. Oktober 2005 10:11:43:
>Nachdem ich nicht erwarten kann dass du dir das Buch kurzfristig besorgen konntest, ich mit dir und den anderen hier im Forum aber gerne darüber diskutieren möchte habe ich mir die Arbeit gemacht im Buch die genaue Textstelle herauszusuchen und sie als Zitat wiederzugeben:
Tatsächlich habe ich es bis jetzt nicht, ich danke dir also für den Text, aber ich bin guter Dinge das Buch bald in Händen zu haben.
>Auf Seite 205 schreibt Peter Wright über Golitsyn:
>"Golitsyn said that in December 1958 Khrushchev (=Nikita Chrustschow) transferred the head of the KGB , General Serov, to run the GRU. (GRU= militär. Geheimdienst der UdSSR) His Replacement in the KGB was Alexander Shelepin. Shelepin was a much more subtle, flexible man than Serov, who was an old style Beria henchman, a "nuts and bolts" man."
>Schelepin ist also der smarte Typ während Serov mehr der primitive Schlägertyp ist. Für den Langfristplan braucht der KGB aber kluge Köpfe wie Shelepin und keine Henkersknechte wie Serov, deshalb wurde Shelepin KGB-Chef.Das stimmt m.E. so...
>As a result of the Shelepin conference, Department D of the First Chief Direcorate (also Department D ist der 1. Hauptverwaltung (Auslandsspionage) des KGB unterstellt) was formed, a new department charged with planning deception or disinformation exercises on a strategic scale (also strategische Täuschung). Department D was put under control of I.I. Agayants (=Major Ivan Agajanz), an old, much respected KGB officer."
Die Abteilung D ist, soweit ich das weiss, nicht der Planungsstab der den Gesamtüberblick über die Strategie hat. Die Abteilung war zwar weitgehend eingeweiht aber m.E. nur für aktive Desinformationskampagnen zuständig.
Es gab übrigens auch in den übrigen Ostblockstaaten analoge und dem KGB unterstellte Desinformationsabteilungen, der Tscheche Ladislav Bittman, der auch mehrere Bücher verfasst hat, arbeitete z.B. in einer dieser Abteilungen der kommunistischen Satellitendienste.
>"In 1959, Golitsin said, he approached a friend who worked in this new Department (gemeint ist hier Department D, die den Langfristplan ausarbeiten sollte) to see if he (=Golitsyn) could get a job there. The friend confided in him that Department D was planning a major disinformation operation using the GRU, but that could not be implementet for some time because the GRU was penetrated by the CIA and this must be eliminated first. This penetration was almost certainly Colonel Popov, a high-ranking GRU official who spied in a place for the CIA befor being, torturd, and shot in 1959."
>Alles klar, another? Der Freund von Golitsyn arbeitet in Department D, Golitsin selbst NICHT aber er wollte einen Job dort haben. Die Info über den Langzeitplan hatte Golitsyn von diesem Freund der in Department D arbeitete.Golitsyn selbst war nicht Mitarbeiter in der Abteilung von Agajanz, das kann schon sein, aber Golitsyn beteuerte immer wieder, dass es einen "inneren KGB" gäbe, von dessen Existenz "normale" KGB-Mitarbeiter keinerlei Kenntnis hätten. Soweit ich das verstanden habe, ist dieser "innere KGB" nicht mit der Abteilung D identisch, d.h. es müsste eine KGB-Behörde geben, die der Abteilung D noch übergeordnet ist, und mit dieser hatte ich Golitsyn immer assoziiert. Wie die Info über den Freund, der in der Abteilung D arbeitete, und den Golitsyn da zitierte, einzuordnen ist, weiss ich jetzt auch nicht. Ich werde mir mal das Buch organisieren und das mit den anderen Büchern von Golitsyn abgleichen.
Nichtsdestotrotz spricht es natürlich für sich, dass Golitsyn aus der Perspektive von 1959 die weitere Entwicklung im Ostblock bis lange nach der "Wende" korrekt vorhersagen konnte. Ausserdem wird er weitgehend (nicht zu 100%, aber etwa zu 95%) von General Jan Sejna bestätigt, der als tschechoslowakischer General aber wohl nicht so detailierten Einblick in die strategische Planung hatte. Eigentlich ist die Rolle Chinas der einzige Punkt, in dem die beiden voneinander abweichen.