Zurück zu den Quellen, Teil 4/20 (Oberpfalz 1859) -

Geschrieben von randomizer am 27. Oktober 2005 03:16:19:

der folgende längere text enthält zwar viele bekannte formulierungen aber zwischendrin finden sich ein paar interessante einzelheiten, die über die allgemeinen und gewohnten phrasen hinausgehen. diesen text habe ich leider nicht im original, er ist aber in einer seriösen digitalen sagensammlung zugänglich ("deutsche märchen und sagen", digitale bibliothek #80). ich möchte den text ungern kürzen (der objektivität wegen), also verzeiht mir, wenn einige passagen davon irrelevant bzw. langweilig sein sollten.

Quelle: Franz Xaver von Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen III, Augsburg 1859, S. 329-334


Vorzeichen.

Es wird eine Zeit kommen, wo Alles, was ist, nicht mehr ist. Doch nicht unvermutet soll das Ereigniß hereinbrechen, in welchem das Bestehende sein Ende finden wird; der Anzeichen des nahenden Weltunterganges sind gar manche und dem Auge, welches sehen will, entgehen sie nicht.

Das Ende kommt von dem Feuer im Innern der Erde, welches immer höher gegen die Oberfläche heraufsteigt: schon jetzt ist es bedenkliches Zeichen, daß die Körnerfrucht um vier bis sechs Wochen früher reift denn sonst; daher auch die häufigen Waldbrände, und die Minderung des Wassers in See und Fluß und Bach. - Dieses unterirdische, zerstörende Feuer ist Locki, der Zerstörer, der Teufel: nach der Edda liegt er zwar gefesselt: aber er wird seine Fesseln sprengen und dann ist der Teufel los.

Es werden ausserdem heisse Jahre einfallen und in Verbindung mit der steigenden Gluth unter der Erde diese dürr und unfruchtbar machen, und grosse Theuerung über alle Länder bringen.
Wie die Erde keine Frucht gibt, soll auch, und zwar sieben Jahre vor dem Ende, die Zeugung der Menschen aufhören und kein Kind mehr geboren werden, damit kein »Unschuldiges« sterbe.

Die Sonne wird erst verkehrt, im Westen aufgehen, einige Zeit darnach keinen Schatten mehr geben, am letzten Tage ganz schwarz seyn; schon Tags vorher ist der Mond verschwunden. - Sonne und Mond werden den Schein verlieren, drey Tage vorher nicht mehr recht seyn.

Nun tritt eine grosse Schwüle ein, und in kurzer Zeit steht die Welt in Brand.
Ehe aber Alles dieses geschieht, ist der katholische Glaube so klein geworden, daß er unter dem Schatten eines Birnbaumes Raum hat, mit seinen sieben Anhängern unter dem kalten Baum ruhen kann - Erbendorf - oder mit einem Kartenblatte zugedeckt werden mag, - Velburg - und auch die Unterwelt wird ihre Geister wieder geben, ja sie gehen schon, damit sie Zeugniß ablegen von dem Tage, dem nahenden, des Gerichtes. Neuenhammer.

Zu diesen Vorzeichen gehören ferner noch eine Menge anderer Umstände, aus deren Eintreten man abnehmen kann, daß es nicht mehr lange währt.
Wir haben jetzt noch eilf Päbste, dann geht die Welt unter. Der letzte Pabst wird Petrus heissen wie der erste. Bisher wagte es Keiner, sich diesen Namen beyzulegen. Vom Geiste Gottes getrieben soll sich aber ein Priester, der in Rom geboren zum Oberhaupte der Kirche erwählt wird, diesen Namen geben. Dann wird ein Hirt und ein Schafstall seyn. Rom geht unter, Christus erscheint und wird nach dem Weltgerichte mit seinen Getreuen noch Tausend Jahre auf der verjüngten Erde herrschen, um sodann alle Menschen in den Himmel hinüberzunehmen. Türschenreut.

Wenn die Bauern lange Hosen tragen, die Wägen ohne Rosse gehen - Neuenhammer -

wenn Sammt und Seide in den Stall gehen, - die Bauernmädchen ohne Kopftuch zur Arbeit kommen - oder in Strümpfen und Schuhen zur Kirche ziehen, statt sie wie bisher auf dem Wege in der Hand zu tragen und erst vor der Kirche anzulegen -
wenn Bauer und Bäuerin gesondert von den Dienstboten essen -
der Bauer weiß, wie ein ausgebalgter Hase aussieht und die Hühner vom Hofe selbst auf seinen Tisch bringt, - Rigau -

wenn die Bauern rothe oder doch bierfarbene Hüte aufsetzen - mehr uneheliche als eheliche Kinder geboren werden - Ehebruch keine Sünde ist -wenn weiter statt des Sommers »lauterer Winter« ist - sämmtlich aus Pfatter -

wenn die Weiber Eisen um die Augen tragen, d.h. Hauben mit an Draht aufgezogenen Spitzen - Bleystein -so sind dieses die Vorboten des Endes.
Als Sprüchwort heißt es bey Türschenreut: »Trägt man einst rothe Hut, hält die Welt nicht mehr gut.« und »Wenn Sammt und Seide in den Stall werden gehen, kann die Welt nicht lang mehr stehen.«

Christus sagte einst, als er allen Heiligen eine Bitte gewährte, zu Johannes dem Täufer, der ihn darum frug: »Wenn mein Tag - Fronleichnam - und dein Tag zusammenfallen, ist das Ende der Welt nahe« - dann: »Tausend und wieder Tausend, Abertausend und nicht mehr Tausend!« - Schlammersdorf. - Türschenreut.

Ferner heißt es: »Wenn der Wald gepflanzt wird von Menschenhänd, wird es bald gehen zu einem End« - ebenso, wenn die Welt eisern wird, d.h. mit Eisenbahnen überzogen ist - wenn die Weiber Hörner auf dem Kopfe tragen, d.h. hohe Kämme: diese Sitte ist daher teuflisch und arge Sünde. Schlammersdorf.

Um Erbendorf ist es Anfang des nahenden Endes, wenn die Bauern die Stauden ausgraben und die Raine nicht mehr dulden.
Wenn lange Winter und kurze Sommer einander folgen, sollen sich die Menschen aus den Wäldern räumen. Waldkirch.

Ist um Waldkirch einmal das Holz so abgetrieben, daß nur mehr Blössen dastehen, so wird die Schlacht am kalten Baum geschlagen und damit das Ende kommen. Aehnliches in Altbayern. Wenn der Wald so abgetrieben ist, daß man von Dittelskirchen im Hafnergau bis gen Vilsbiburg sehen kann, kommt die böse Zeit. Dem zur Seite steht der Spruchreim:

Háuchi Höyd und nidarne Schöych
wern bringa-r an gráuß'n Kraig.

Ein altes Mütterchen sagte: »Wenn die Welt wird alt, werden die Sommer kalt. Es werden keine Sommer mehr, nur Sommerln. Die Welt wird zerrissen wie ein altes Kleid«. Wondreb.

Das Werfen der alten zerrissenen Schuhe auf den Mist gehört nicht minder zu den Vorzeichen: man achtet dann der Armut nicht mehr, wenn gleich die Donnerwetter und damit der Donnergott selber ihren Unwillen bezeugen und da, wo solche Schuhe bloß liegen, viel hitziger sich erweisen. Waldkirch.


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