Re: Energiekrise....es ist angerichtet!

Geschrieben von Tahca Ushte am 01. September 2005 10:43:44:

Als Antwort auf: Energiekrise....es ist angerichtet! geschrieben von STYKER am 01. September 2005 09:08:31:

Hallo Styker

Ich gehe mittlerweile für nächstes Jahr von einem Diesel-Preis von € 1,50 aus. Dummerweise musste ich gestern Abend noch tanken; € 1,149 musste ich für Diesel zahlen.

Diese Entwicklung beruht aber nicht nur auf Peak-Oil! Vorwiegend sind die jetzigen Preise durch wirtschaftliche Interessen zu begründen. Das Raubtier „Kapitalismus“ schnappt gerade wieder richtig zu. Das letzte Mal war es halt der Niedergang der New Ecomomy, der eine unglaubliche Umverteilung von unten nach oben ermöglichte. Jetzt ist es der völlig überzogene Ölpreis.

Russland ist jetzt schon ein großer Gewinner. Russland will die Sozial- und Verteidigungsausgaben um 20% erhöhen. Siehe hier:

Moskau. Am Donnerstag hat die Regierung das Budget für 2006 beschlossen. Trotz massiv steigender Verteidigungs- und Sozialausgaben wird mit einem positiven Haushalt gerechnet. Der hohe Ölpreis macht es möglich.

Und das ist noch nicht alles. Kanada wird reich! Auf NDR4 hörte ich davon, dass sich der Abbau von Sandöl bereits bei $ 25,- das Barrel lohnt. Jetzt wird Geschäft gemacht! Näheres findet sich z.B.

Hier

und hier

Letztens war ein interessanter Bericht über den Wettlauf um das Öl zwischen den USA und China. Den armen Ländern Afrikas wird Wohlstand versprochen, aber was dabei heraus kommt wissen wir ja. Da wird mit richtigen Bandagen gekämpft.

Ich habe jetzt ein paar unterschiedliche Dinge eingeworfen, um zu differenzieren:

1. Die unglaublichen Preise an der Tankstelle sind nicht alleine auf Peak Oil zurückzuführen, noch auf ruhende Ölplattformen im Golf von Mexiko oder sterbende Scheichs! Ein Toter in Arabien und plötzlich wird der Ölmarkt nervös. Hier und da schlechtes Wetter und Preise ziehen an. Dann noch ein paar Bomben hier und da und der Preis steigt an. Eine echte Korrektur nach unten findet nicht statt, sprich, die Preise für Öl werden Stück für Stück künstlich nach oben getrieben.

2. Durch diese „Umverteilung“ könnte das Aussaugen überzogen werden, heißt, dass der Behälter überläuft. Folgen dürften Unruhen sein und zwar gerade in ölabhängigen Staaten der Ersten Welt.

3. Viel bedrohlicher empfinde ich den Wettkampf um das Öl. Da wird gezündelt und alle hocken auf dem Pulverfass.

Man könnte noch viel mehr Beispiele heranziehen, dass wir in ungemütliche Zeiten steuern. Sicherlich werden die technischen Errungenschaften nicht so gefördert bzw. völlig unterdrückt, die uns von der riesigen Abhängigkeit vom Öl befreien könnten. Siehst, es geht nur ums GELD und um MACHT und wirklich nur darum. An Morgen denken „die“ nicht, es sei denn mit anderen Zielen als „uns“ etwas Gutes zu tun.

Unser Problem liegt nun darinnen, wie wir mit veränderten Bedingungen zu recht kommen. Jemand mit langem Atem ist klar im Vorteil und das passt sowohl wörtlich, als auch im übertragendem Sinne. Wir werden in 20 Jahren nicht mehr so leben können wie heute, ob mit oder ohne Prophezeiungen. Für veränderte Verhältnisse braucht es (Überlebens)strategien, die einerseits kurzfristig, aber auch andererseits langfristig angelegt sein sollten. Diese Überlegungen habe ich schon zu genüge ganz persönlich für mich angestellt, von kurzfristig bis langfristig. Ob sie fruchten hängt auch ein bisschen vom Timing und vom glücklichen Händchen ab. Nicht alles hat man in der Hand, nicht für jede Eventualität kann man sich absichern.

Beim Thema Öl gehe ich sehr pragmatisch vor. Ich treibe viel Sport, unter anderem auch Radsport. Ich könnte mir als kurzfristige Lösung vorstellen, indem ich vom Auto aufs Fahrrad umsteige (Bahn kommt genauso teuer wie Auto). Das hieße 100km Fahrradfahren pro Tag; für den Winter habe ich noch keine Lösung. Fahrgemeinschaft mit Auto findet jetzt schon statt. Umzug kommt aus familiären aber auch wirtschaftlichen Gründen (Mietspiegel) nicht infrage.

Heizkosten werden weiter reduziert, denn 1° C Temperaturabsenkung bringt 6% Einsparung. Dadurch darf das Haus natürlich nicht leiden. Über richtige Lüftung und Temperatur ist viel geschrieben worden. Es lohnt sich! Da ich den ganzen Tag nicht zuhause bin und im „wachen“ Zustand nur 3 Stunden (von denen teilweise wieder einiges für Sport draufgeht), brauche ich auch gar nicht richtig hoch zu heizen. Ein dicker Pulli und eine Wolldecke können sehr gemütlich sein.

Die Dusche dient zum Abduschen und nicht um die Duschwanne vollaufen zu lassen. Spart ohne Ende. Man kann das immer so weiter führen. Glaubt mir, die Lebensqualität sinkt nicht, wenn die Umstellungen zur Energieeinsparung irgendwann ganz selbstverständlich zum Leben gehören. Nicht vergessen, auch Strom gehört dazu.

Das sind natürlich nur persönliche Aspekte zur kurzfristigen Gegenlenkung. Längerfristig sieht es noch viel anders und vielleicht noch radikaler aus. Dieses ließe sich aber auch nur ermöglichen, wenn die beschriebenen Schauungen nicht eintreffen und sich die jetzigen Lebensumstände auch auf finanzieller Seite nicht drastisch ändern. Ich fürchte, das wird ein Wettlauf mit der Zeit. Da sollte man den geistigen Aspekt gleich bin eindringen, wie man mit materiellem Scheitern in Sachen Vorbereitung zurecht kommen kann:-) Loslassen will gelernt sein:-)), und zwar auf allen Ebenen.

Ich bin jetzt weit abgekommen vom Thema Prophezeiungen und das auch absichtlich. Das will ich Dir auch gerne erklären. Ich schreibe hier von Politik und von persönlichen Maßnahmen. Wir als Einzelner sind nicht imstande das jetzige System zu kippen. Wir können nur versuchen uns den gegebenen Verhältnissen so gut wie möglich anzupassen. Der Flexible, der Überlebenswillige/-künstler hatte immer die größten Chancen. Es herrscht immer noch das darwinsche Prinzip. Ein Abgleich der jetzigen wirtschaftlichen Verhältnisse mit den Prophezeiungen fällt mir nicht besonders schwer, denn es ist nicht nur das Öl, sondern auch das Gesundheitssystem, Rentensystem, Überalterung, sozialer Sprengstoff und viele Dinge mehr (Deutschland betrachtet), die nur eine Schussfolgerung zulassen. Es wird krachen! Es ist nur die Frage des Zeitpunktes. Diesen kann ich Dir nicht nennen. Es kann 2007 sein, es kann 2017 sein. Bestimmte Dynamoeffekte noch gar nicht berücksichtigt. Durch das Krachen, das wohl europaweit sein wird, „könnte“ es zu den in den überlieferten Schauungen kommen. Welche Prophezeiung dann wahr wird und wie sehr (prozentual) weiß ich nicht.

Ich will das Thema Prophezeiungen zum Ende nicht zu kurz kommen lassen. Denkt an die Worte von Katharina aus dem Ötztal:

Es kann nicht mehr gehen, es geht nimmer, und es geht doch noch weiter. Es geht viel länger abwärts, als die Leute zuerst meinten. Dann plötzlich bricht's.

Ja, es geht noch viel länger abwärts. Wir jammern auf hohem Niveau. Der Weg bergab wird lange. Es dauert noch bis zum Krachen. Das teure Öl ist nur ein Aspekt. Derjenige, der flexibel den längeren Atem hat, kann es schaffen. Auch das ist nicht nur materiell gemeint.

Viele Grüße


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