Hat JP II in seinem letzten Buch den Antichristen benannt?
Geschrieben von Samnico am 19. August 2005 10:49:45:
Als Antwort auf: Zeitänderung geschrieben von Zitrone am 18. August 2005 21:48:09:
>Spricht nicht der Prohet Daniel in der Bibel, das der Antichrist Zeiten und Gestze ändern wird?
>Dazu ein gefundener Link,Hallo,
spontan kamen mir bei den Begriffen Zeitenänderung und Antichrist diese Gedanken. JP II schrieb in seinem letzten Buch "Erinnerung und Identität" - Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrtausenden unter anderem, ich zitiere auszugsweise um nicht seitenlang abzuschreiben:
" hat sich bei mir die Überzeugung herausgebildet, dass die Ideologien des Bösen tief in der Geschichte des europäischen philosophischen Denkens verwurzelt sind.........Um dieses Phänomen besser zu erklären, muss man auf die Periode zurückgreifen, die der Aufklärung voranging, besonders auf die von Descartes im philosophischen Denken bewirkte Umwälzung.
Das "Cogito,ergo sum - Ich denke, also bin ich" führte dazu, dass die Art, Philosophie zu betreiben, auf den Kopf gestellt wurde. Vor Descartes war die Philosophie und damit das cogito - oder vielmehr das cognesco- dem esse untergeordnet. Das Sein wurde als etwas Ursprüngliches angesehen. Descartes dagegen erschien das esse als zweitrangig, während er das cogito als vorrangig ansah.
....die Philosphie des esse, wurde entschieden aufgegeben.Vorher war alles aus der Sicht des esse interpretiert worden........Gott als das in sich vollkommen sich selbst genügende Sein (Ens substitens) wurde als unabdingbare Grundlage angesehen für jegliches ens non substitens, ens participatum, d.h. für alle geschaffene Wesen, also auch für den Menschen....
Nun wurde das ens cogitans zum Grundprinzip. Nach Descartes wird die Philosophie zu einer Wissenschaft des reinen Denkens: Alles esse -sowohl die geschaffene Welt als auch der Schöpfer selbst- bleibt im Bereich des cogito, gleichsam ein Inhalt des menschlichen Bewusstseins....In der Logik des cogito, ergo sum, wurde Gott reduziert auf einen Inhalt des menschlichen Bewusstseins;
er konnte nicht mehr als derjenige betrachtet werden, der das menschliche sum
bis zum Grunde erklärt......Nur die Idee von Gott war übriggeblieben......"
Es ist bekannt, dass infolge des Rationalismus von Descartes die französische Revolution ausbrach und mit ihr erstmals auch eine neue Zeitrechnung Einzug halten sollte, die allerdings nur kurz Bestand hatte und man dann schließlich wieder zur alten Zeitrechnung in vor/nach Chr. Geburt zurückkehrte und diese bis heute noch!! Bestand hat. Das cartesianische Denken in seiner Weiterentwicklung ist heute bestimmend und wer nicht so denkt, muß sich zumindest als "eigenwilliger, querköpfiger, ignoranter Sonderling" betrachten lassen, der aus Gründen der Toleranz noch geduldet wird.
Gleichwohl sah JP II in diesem Denken Descartes mehr oder weniger die Wurzel des Bösen und damit auch den Antichristen.Will aber jetzt wirklich keine theologisch-philosophische Grundsatzdiskussion anregen, sondern nur einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Buch Daniel, der neuen Zeitrechnung und dem Antichristen aufzeigen. Möchte aber betonen, dass JP II in seinem Buch an keiner Stelle den Begriff "Antichrist" verwendet hat, sondern nur vom Bösen spricht. Möglicherweise denkt Benedikt XVI in dieser Frage genauso, zumindest denkt er m.E. in dieser Frage ähnlich wie JP II.
Gruß Samnico