Re: Zum Thema Fundamentalismus

Geschrieben von Abulafia am 15. August 2005 00:49:52:

Als Antwort auf: Zum Thema Fundamentalismus geschrieben von Baran am 14. August 2005 23:58:47:

Nein, ich habe Dich nicht gemeint, sondern bezog das allgemein auf die hier verschobenen Beiträge. Tut mir Leid, wenn das falsch rüberkam. Desweiteren: Ich werde mich nicht mäßigen, wenn ich bemerke, dass andere ihres Glaubens oder ihrer Einstellung wegen ständig diffamiert und als "Ungläubige" tituliert werden. Ich bin katholisch, ja. Aber es ist es mir, denke ich, noch nicht passiert, andere User ihrer religiösen Einstellung wegen persönlich anzugreifen, denn das tut Kritik am Glauben immer. Etwas anderes ist es, wenn der persönliche Glaube zum Instrument wird, sich über andere zu stellen. Da hört der Spaß aus genannten Gründen auf. Was ich hier in diesem Forum kritisierte, das ist die Masse an "Privaterscheinungen" und Schauungen. Ich plädierte damals für eine konkrete Auseinandersetzung mit den Prophezeiungen, die allen bekannt und für alle nachprüfbar sind. Anonyme Weissagungen hingegen sind dies nicht und daher bin ich nach wie vor dafür, dass dieses Forum wieder eine Plattform wird, die sich der wissenschaftlichen Prüfung der Texte widmet, die man hier als bekannt voraussetzen darf.


>Hallo Epi
>ich habe Abulafia so verstanden, dass ich als katholischer Fundamentalist eingestuft werde und dass diese Art von Fundamentalismus die katholische Kirche in ein schlechtes Licht rückt.
>Für meinen Beitrag hatte eine sehr klare und deutliche Sprache gewählt und habe versucht, die Kernaussage möglicht präzise auf den Punkt zu bringen. Dadurch wirkt die Sprache natürlich etwas hart und schroff.
>Daher ich eines ganz klar betonen:
>Jeglicher Fundamentalismus liegt mir fern.
>Ich betrachte die Bibel weitgehend mythologisch (insbesondere Genesis, Exodus, Hiob, Evangelien, Offenbarung). Mythen haben den Sinn, abstrakte und geistige Prinzipien zu versinnbildlichen. Weil man aber ein Prinzip auf verschiedene Arten versinnbildlichen kann, entsteht eine scheinbare Vielfalt, wo eigenlich keine ist. Und weil man verschiedene Aspekte des einen Prinzips versinnbildlichen kann, enstehen scheinbare Widersprüche, wo eigentlich keine sind.
>Indem ich die Versinnbildlichungen vergeistige und abstrahiere, verweise ich auf das EINE Prinzip, dass sich in der widersprüchlichen Vielfalt offenbart. Letztendlich geht es dabei um die eine Wahrheit, die sich in allen Religionen offenbart.
>Je mehr wir die Versinnbildlichungen betrachten, umso mehr sehen wir die Unterschiede und die Widersprüche. Und es ist wichtig, diese Widersprüche zu erkennen, denn sonst würde man die Versinnbildlichungen für die Wirklichkeit halten. Je mehr wir die Prinzipien erkennen, die versinnbildlicht werden, umso mehr lösen sich die Unterschiede und Widersprüchlichkeiten wieder auf.
>Die Widersprüche entstehen durch die "Projektion" der spirituellen Wahrheit in unsere Begriffswelt und in unsere Denkstrukturen. Das Problem ist so ähnlich, als ob man versucht, ein dreidimensionales Objekt auf einer zweidimensionalen Fläche darzustellen. Das kann man z.B. dadurch machen, indem man perspektivisch zeichnet. Das Hintere wird kleiner gezeichnet, obwohl es in Wirklichkeit nicht kleiner ist. Man kann das Problem auch dadurch lösen, wenn man den Querschnitt neben die Seitenansicht zeichnet, obwohl diese beiden Dinge in der Wirklichkeit nicht nebeneinander liegen. All diese Kompromisse zeigen etwas, was in Wirklichkeit so nicht ist.
>Wenn man spirituelle Wahrheiten in unsere Begriffswelt und in unsere Denkstrukturen abbildet, dann muss man ebenfalls solche Kompromisse machen. Es geht leider nicht anders. Dadurch enstehen Darstellungen, die falsch sind, wenn man sie exakt wörtlich nimmt - ebenso wie es falsch ist, wenn man annimmt, dass die hinteren Dinge tatsächlich kleiner sind und dass der Querschnitt tatsächlich neben der Seitenansicht liegt.
>
>Ein Fundamentalist ist für mich einer, der seine Projektion für die Wirklichkeit hält und der dieses Prinzip nicht verstanden hat - der felsenfest behauptet, dass die hinteren Dinge in Wirklichkeit kleiner sind, nur weil sie in seiner Darstellung kleiner dargestellt werden.
>Der Fundamentalismus kann überwunden werden, wenn man die Projektion erkennt - wenn man erkennt, dass die Versinnbildlichungen nicht tatsächlich die Realität sind, sondern dass sie eine höhere Realität nur sehr unvollkommen in unseren Begriffen und Denkstrukturen abbilden - wenn es also gelingt, die Versinnbildlichungen wieder zu vergeistigen.
>
>MfG
>Baran



Antworten: