Säbelrasseln geht weiter
Geschrieben von Silvermoon am 13. Februar 2002 16:59:01:
13.02.2002
Ausland
Rainer Rupp
USA diskutieren Angriff auf Irak. Bundeskanzler Schröder wiegelt ab
Aller internationalen Kritik zum Trotz hat US-Präsident George W. Bush im Umgang mit Irak, Iran und Nordkorea »noch nichts ausgeschlossen«. Die als »Achse des Bösen« gebrandmarkten Länder stellten eine »klare und gegenwärtige Gefahr für die Vereinigten Staaten« dar. Dies betonte Präsidentensprecher Ari Fleischer am Montag in Washington. Zuletzt hatte am Montag der russische Präsident Wladimir Putin die USA vor einem Alleingang bei einem möglichen militärischen Vorgehen gegen Irak gewarnt.Fleischer betonte, Washington werde weiter mit Moskau zusammenarbeiten. Der Präsident wisse aber, »daß er in einigen Fragen die Unterstützung vieler Nationen und in anderen Fragen die Unterstützung einer anderen Zahl von Nationen« habe.
Mit der Erklärung, US-Präsident Bush habe ihm versichert, daß er keine Angriffspläne gegen den Irak hege, versuchte Bundeskanzler Gerhard Schröder am Montag, die ob der amerikanischen Kriegstreiberei zunehmend besorgte deutsche Öffentlichkeit zu beruhigen. Das Ganze sei ein Mißverständnis und auf die etwas stärkere Sprache der Amerikaner zurückzuführen, erklärte Schröder.
Neben den Äußerungen von Präsidentensprecher Fleischer weisen auch Presseberichte in den USA auf eine absehbare Kriegseskalation hin.
Laut Los Angeles Times befindet sich die Bush-Regierung inmitten einer umfassenden Überprüfung der amerikanischen Irak-Politik.
Als deren Resultat wird ein massiver Militärschlag gegen die Regierung Saddam Hussein erwartet.
Nach Angaben eines hohen Beamten in Washington soll vorher jedoch US-Vizepräsident Richard Cheney im März im Rahmen einer ausgedehnten Reise durch den Nahen und Mittleren Osten die amerikanischen Plän erläutern und die Reaktionen der Staatschefs der Region testen.
Als Eckpunkte der neuen amerikanischen Irak-Politik nennt die LA-Times zwei Grundannahmen: Erstens habe sich die Bush-Regierung dazu entschlossen, nicht länger zu versuchen, das Irak-Problem lediglich zu managen, bzw. einzudämmen, sondern endgültig zu »lösen«, also Saddam Hussein zu stürzen und einen Regimewechsel zu erzwingen.
Nach einem Bericht der in London erscheinenden arabischsprachigen Tageszeitung Al-Hayat hat die US-Regierung sich bereits für einen neuen irakischen Präsidenten entschieden!!!
Der im dänischen Exil lebende frühere Stabschef der irakischen Armee, General Nisar Khasraji, sei unter 62 anderen Ex-Offizieren ausgewählt worden, nach dem Sturz von Saddam Hussein in Bagdad die Macht zu übernehmen. In kurdischen, schiitischen und sunnitischen Kreisen Iraks erfreue sich der Exil-General ungeteilter Zustimmung, meldete Al-Hayat unter Berufung auf US-Quellen. Für den Fall, daß es mit General Nisar Khasraji nicht klappen sollte, haben die USA mit dem im jordanischen Exil lebenden Najib al-Salhi einen zweiten Militär für den Präsidentenposten in Reserve. In Anlehnung an den von den USA ausgesuchten Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, werde er in Washington als »potentieller Karsai des Irak« gehandelt.
Der zweite Eckpunkt der neuen Irak-Politik ist die Entschlossenheit der Bush-Regierung, sich in ihrer Aktionsfreiheit nicht länger einschränken zu lassen, weder durch Bedenken der internationalen Staatengemeinschaft (!!!) noch von der Öffentlichkeit in arabischen Ländern oder gar von Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, in deren Rahmen vor elf Jahren der erste amerikanische Golfkrieg (Operation Desert Storm) überhaupt erst ermöglicht wurde. Dafür machte sich Newt Gingrich, ehemaliger Sprecher des US-Repräsentantenhauses und derzeitiger Sonderberater von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, bei seinem Besuch in Australien letztes Wochenende stark.
Eine militärische Offensive zum Sturz Saddam Husseins würde schneller und effektiver sein, als die meisten erwarten würden, erklärte Gingrich gegenüber der australischen Presse.
13.02.02
http://www.jungewelt.de/aktuell/