Re: Nicht gut, gar nicht gut...

Geschrieben von JoeKaiser am 17. Mai 2005 08:45:19:

Als Antwort auf: Nicht gut, gar nicht gut... geschrieben von Swissman am 17. Mai 2005 02:36:50:

Hallo Swissman,

Hintergrund meiner Meinung ist ein vor kurzem gelesener Spiegelartikel (letzte Woche) über einen SS-Mann (Buchhalter) in Auschwitz der sich beim Lagerleiter darüber beschwert hat daß der Mord eines einzelnen Säuglings mit dem Schleudern gegen eine Stahlstange verwerflich sei während andererseits der massenhafte Mord gleich nebenan auf Anweisung anscheinend als Rechtmäßig hingestellt wird.

Was mich hier stört ist das sogenannte Rechtsempfinden daß das eigenverantwortliche Töten als Mord bezeichnet wird während das angeordnete Töten als Heldentat angesehen wird.

Du verurteilst das Morden von Hemmingway gegenüber gefangenen Deutschen, ich denke aber daß dann weit mehr Soldaten und Schreibtischtäter veruteilt werden müssten da im WWII mehr als 5 Millionen Kriegsgefangene (weitaus meisten waren Sowjets) umgekommen sind. Auch kürzlich im Spiegel gelesen, Dänemark hat mehr Deutsche (meist Kleinkinder) verhungern und dahinsichen lassen als Dänen im WWII umgekommen sind. Es war halt die Rache der so humanitären Dänen an an den Schächsten da man mit den Starken ganz gut ausgekommen ist. Letzendlich gabs im WWII keine rechtmäßige oder ehrenvolle Kriegsführung, von niemanden.

Die gefangenen Russen habe ich hier bewußt genommen, da ich jede Diskussion um Juden raushalten wollte und andererseits die Russen als Soldaten von Soldaten gefangenommen wurden was für die Ehre der deutschen Wehrmacht absolut kein Problem war die Kameraden dem Tod auszuliefern. Darüberhinnaus stellen nichtmal die 'Rechten' den Tod der Russen in Frage, sind halt selbst Schuld, hätten sie die deutschen Gefangenenlager überlebt sind sie sowieso direkt nach Sibrien ins Gulag verfrachtet worden. Mir tun diese Menschen leid, von Rechts, Links, Mitte, PC-korrekt und PC-inkorrekt einfach vergessen. Bevor Du wieder mit Deiner Anti-PC rumprahltst, die Rheinwiesen, Dresden usw sind nach heutigen Recht definitiv Kriegsverbrechen (ebenso wie der einmarsch in den Irak, niemand, absolut niemand verteidigt die irakische Ehre und deren Recht auf Widerstand), aber aus PC-gründen wirds von niemanden angesprochen (es sei denn man kann politisch Punkte machen).

Das mit Deinem Großvater ist mir ehrlich gesagt egal, ich kenne ihn nicht und ich bin mir auch keiner Schuld ihn gegenüber bewußt, deswegen wundere ich mich warum du mit dieser anti-nazi-keule kommst. Wenigstens kennst Du den Großvater, meine habe ich wegen der WWII Ereignisse nicht kennenlernen können und habe auch keine Ahnung wo sie geblieben sein könnten.

Ich halte auch nichts von sog ritterlichen Ehrenkodexen, man kann sie anwenden oder auch nicht, die Geschichte hat genügend Beweise (Abschlachten der Muselmanen und Orthodoxen durch ritterliche Kreuzritter, gegenseitiges Abschlachten im 30jährigen Krieg, ....).

Deswegen stehe ich zu meiner Meinung daß Moral und Recht in einem Krieg perverse Begriffe sind. Krieg ist sch.., egal welcher, habe mir meine Meinung vor Ort in Bosnien/Kroatien 1993 gebildet.

Gruß, Joe


>Hallo JoeKaiser,
>

>Recht so, der selbst initierte Mord an Gefangegen ist schlecht, der Millionenfache Mord an russischen Kriegsgefangenen ist rechtmäßig.

>"Wenn es nicht recht ist, was ich gesagt habe, beweise es. Wenn es aber Recht ist, warum schlägst du mich?"
>Wie stellt man seine eigene politische Korrektheit, möglichst auf Kosten anderer, unter Beweis? - Man unterstellt dem Gegenüber zuerst etwas, was dieser weder gesagt, noch gemeint hat, um sich dann voll scheinheiliger, gespielter Empörung davon zu distanzieren...
>Unter PK-Anhängern eines der gängigsten "Argumentationsmuster"... In diesem speziellen Fall hast Du jedoch den Falschen ans Bein gepisst, ist doch mein Grossvater selbst KZ-Überlebender! - Ich fordere Dich daher auf, Deine perfide Insinuation mittels eines wörtlichen Zitates aus meinem vorhergehenden Text zu beweisen, oder aber Dich förmlich zu entschuldigen.
>Übrigens: Es ist durchaus nicht so, dass wir im Ausland von Euch Deutschen erwarten würden, sich bei jeder Gelegenheit zu entschuldigen und im Staub zu kriechen. - Der politisch korrekte Canossa-Deutsche wird, sobald er den Raum verlassen hat, im günstigsten Fall ausgelacht...
>Mir persönlich ist dieses Schauspiel einfach nur noch peinlich: Wenn Deutsche, die 1945 noch nicht einmal geboren waren, sich geradezu in ihrem anerzogenen Schuldkomplex suhlen, kann ich mich ehrlich gesagt nur noch beschämt abwenden. Solche Leute tun mir aufrichtig leid, denn man hat ihnen gleichsam das Rückgrat gebrochen.
>Und wenn man versucht, sie aus ihrem geistigen Gefängnis zu befreien, wird man zum Dank mitunter auch noch beschimpft und bespuckt...
>
>Im Krieg überhaupt von Moral zu reden ist etwas pervers.

>In alten Chroniken wurde mitunter verwundert festgestellt, dass die alten Eidgenossen, obgleich "Bauerntölpel", den ritterlichen Ehrenkodex ernster nähmen, als manch ein adliger Rittersmann, was uns den Ruf der "edlen Puren" einbrachte... - Ein "Vorwurf", dem ich, soweit es mich betrifft, nicht widersprechen will.
>Ich bin mir durchaus bewusst, dass der heutige Durchschnittsbürger im allgemeinen keine Vorstellung von persönlicher Ehre mehr hat. - Deswegen muss ich dies aber doch noch lange nicht gutheissen, geschweige denn übernehmen... Ich halte mich diesbezüglich lieber an Ernst Jünger: "Erkennen, aber niemals anerkennen."
>mfG,
>Swissman
>P. S.: Gott sei Dank bin ich nicht politisch korrekt. - Ich müsste sonst doch tatsächlich sämtliche Spiegel verhängen...



Antworten: