Re: Studenten blockieren Uni-Viertel
Geschrieben von Wüstenrufer am 11. Mai 2005 12:06:23:
Als Antwort auf: Studenten blockieren Uni-Viertel geschrieben von Dunkelelbin am 10. Mai 2005 11:22:03:
Hallo!
Den Zorn der Studenten kann ich gut nachvollziehen. Auch hier in Bayern wird von Studiengebühren ab dem SS 2007 gesprochen, und zwar in Höhe von 500 Euro pro Semester! Hätte man eine niedrigere Summe eingesetzt oder nur Langzeitstudenten entsprechend bestraft (wie es ja schon vielerorts der Fall ist), bewegt sich m.E. alles im grünen Bereich. Doch es kann nicht angehen, daß man nur dafür, daß man mehr im Kopf und weniger in den Armen hat, mit horrenden Gebühren bestraft wird. Nehmen wir mal eine Studienzeit von 8 Semestern, die für die meisten Studiengänge schon recht knapp bemessen ist, so wären dies 4000 Euro, die der Student "mal eben" auf den Tisch legen muß. Hinzu kommt, daß Studenten oder allgemein junge Menwschen ja ohnehin kaum Geld zum Leben zugesprochen bekommen, schließlich kann man mit unter 30 ja ohnehin nur Grashalme essen und braucht kein Auto...
Sicher, da 99% der Studenten die Studiengebühr nicht bezahlen können, wird das großzügig über Banken finanziert. Und schon startet man tief in der Schuldenmühle ins Leben. Denn zu den 4000 Euro Studiengebühren (bei den meisten werden es wohl eher 5-7 TEUR sein) kommen oft noch BaföG-Rückzahlungen, Kredite für den Berufsstart nach Studienende (Wohnungseinrichtung, Auto etc. - dank minimalster gesetzlicher Unterhalts- und BaföG-Sätze konnte man das vorher ja nicht nach und nach anschaffen). Genau DAS ist doch die Absicht der Finanzoligarchen - einen Haufen versklavte Schuldner haben, die das Leben lang abzahlen dürfen und kaum den Zinseszins bedienen können.
Ist das Studium dann beendet, sitzen viele auch noch auf der Straße und bekommen keine dauerhafte Anstellung. Und wenn es eine Stelle gibt, dann unterbezahlt und mit schlechten Arbeitsbedingungen (z.B. angehende Lehrer/-innen oder Ärzte/-innen). Und wenn dann wie jüngst durch die Presse gegangen junge deutsche Akademiker aufgrund besserer Arbeitsbedingungen ins Ausland abwandern, ist der Aufschrei groß. Nennt mir doch bitte einen Grund, warum der qualifizierte junge Arzt nicht lieber in England arbeiten soll als in Deutschland, wenn er da wesentlich mehr Gehalt bekommt und bessere Arbeitsbedingungen vorfindet (genau dieser Fall wurde vorgestern im Radio geschildert - Antenne Bayern)
Gott sei Dank bin ich nicht von obigem betroffen. Aber ich solidarisiere mit den 99% anderer Studenten, die es sind.
Sicher studieren heute auch viele, die sich im Prinzip nicht für einen akademischen Beruf eignen und/oder das Studium abbrechen - aus welchem Grund auch immer. Doch ließe sich diesem Problem besser durch strengere Auswahlkriterien und Eignungstests bei der Hochschulbewerbung begegnen - weg mit der ZVS, die Unis entscheiden selbst, wen sie aufnehmen wollen und wen nicht. Jeder Bewerber, der sich von seinem Notendurchschnitt qualifiziert, wird zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch einbestellt. Abiturschnitt schlechter als 2,5 können nur nach zuvor abgeschlossener Berufsausbildung oder Feststellungsprüfung an der Uni aufgenommen werden - und die Aufnahmeprüfung kostet den Bewerber dann eine Gebühr, etwa 150 oder 200 Euro, wodurch sich Spaßbewerbungen und Gammler/Säufer vermeiden lassen, die sich zu keinem wirklichen Beruf eignen und nur noch ein paar Jahre faulenzen herausschlagen wollen. Studiengebühren von höherem Betrag nur bei Überschreitung der Regelstudienzeit, vorher meinetwegen 100 Euro pro Semester, da kann man dann jeden Monat 20 Euro zurücklegen.
Parallel muß der Wahn aufhören, daß wirklich jeder zum Gymnasium geht. Mein Kfz-Mechaniker braucht kein Abitur, ebensowenig der Busfahrer, Kassierer im Supermarkt oder der normale Streifenpolizist.
Würde man obligatorisch während des 4. Grundschuljahres einen Intelligenztest mit jedem Schüler durchführen, könnte man schnell einteilen, wer aufs Gymnasium gehört und wer nicht. Wer da am Rande liegt, kann sich später über einen guten Realschulabschluß qualifizieren oder über eine Berufsausbildung die Fortbildung über den 2. Bildungsweg suchen. Das Gespenst "Elternwille" muß abgeschafft werden, sind die Eltern der Meinung, beim Test ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen, können sie einen 2. Test bei einem auswärtigen Gutachter beantragen. Würde man nur noch IQ 125+ zum Gymnasium zulassen, 110-125 zur Realschule schicken, 90-110 zur Hauptschule und die darunter zur Sonderschule, würden sich die Gymnasialklassen bald von 25-30 auf 10-15 leeren, wenn überhaupt noch so viele übrig blieben. Setzte man dann 15 Schüler als durchschnittliche Zielgröße einer Gymnasialklasse an und in der Oberstufe Kursgrößen von 10 als Obergrenze, würde sich auch die Ausbildung und das Schulleben der Schüler verbessern.
Parallel muß der Realschulabschluß ebenso wie der Hauptschulabschluß wieder mehr wert werden. Der Handwerker braucht keinen Realschulabschluß, und Kaufleute, Techniker, die meisten Beamten, Krankenschwestern usw. sind mit dem Realschulabschluß vollauf genügend schulgebildet.
Gruß
vom
Wüstenrufer