Welcher "japanischen Militarismus"?
Geschrieben von Swissman am 07. Mai 2005 04:23:24:
Als Antwort auf: Amerikaner schüren den japanischen Militarismus (owT) geschrieben von Deyvotelh am 06. Mai 2005 15:15:42:
Hallo Deyvotelh,
Bevor vom "Schüren des japanischen Militarismus" (was auch immer dies sein mag...) auch nur theoretisch die Rede sein könnte, müsste dieser zuerst einmal (wieder) existieren. - Tatsächlich aber hat man den Japanern, wenngleich ihnen zumindest eine ähnlich verheerende Gehirnwäsche, wie sie namentlich in Deutschland stattgefunden hat, erspart blieb, eine Verfassung aufgezwungen, die formal allen Ernstes den Pazifismus zur obersten Grundlage der japanischen Politik erheben will (was natürlich absoluter, bei nächstmöglicher Gelegenheit zu revidierender, Unsinn ist).
Die Japaner leiden daher durchaus nicht an einem Übermass, sondern an einer gefährlichen Vernachlässigung ihrer militärischen Macht. Man hat hier über Jahre hinweg grobfahrlässig das Entstehen eines strategischen Ungleichgewichts zugelassen. - Ich begrüsse daher ausdrücklich jeden Schritt, der geeignet ist, diesem Misstand abzuhelfen.
Dass dies den Genossen der "World Socialist Web Site" missfällt, versteht sich von selbst, droht Japan derzeit doch primär von Seiten Nordkoreas und Rotchinas, also von ihren ideologischen Bettgenossen, Gefahr: Nicht Japan ist es, das sich durch eine "kompromisslose und feindselige Haltung" auszeichnet - dies trifft vielmehr auf seine potentiellen Gegner in Peking und Pyöngyang zu.
Was das von Peking als Aufhänger benutzte Schulbuch betrifft, in dem angeblich japanische Kriegsverbrechen verharmlost werden sollen (ich habe das Buch nicht selbst gelesen, der Konjunktiv ist daher absolut angebracht), so bin ich der Ansicht, dass der Inhalt des japanischen Lehrplanes die Pekinger Regierung einen Dreck angeht. - Im Gegenteil: Namentlich Deutschland könnte sich an der Haltung Tokios eine dicke Scheibe abschneiden.
Abschliessen vielleicht noch ein Wort zum oft zitierten Yasukuni-Schrein: Es handelt sich hierbei durchaus nicht um einen Schrein, in dem japanische Kriegsverbrecher geehrt würden, wie dies von rot angehauchter Seite des öfteren behauptet wird. - Im Yasukuni-Schrein wird vielmehr sämtlicher japanischer Soldaten gedacht, die jemals in einem Krieg gefallen sind. Dies völlig unabhängig davon, was sie zu Lebzeiten getan oder nicht getan haben. Einzige Kriterien sind die Zugehörigkeit zu den japanischen Streitkräften und der Tod im Kampf.
Hintergrund ist die Shinoistische Religion, derzufolge Soldaten, die ihr Leben für den Kaiser opfern, nach ihrem Tod zu Kamis, shintoistischen Gottheiten, aufsteigen (unter bestimmten Umständen kann dies übrigens auch durch Seppuku - ritzuellen Selbstmord - geschehen). Unter der Voraussetzung, dass sie diese Kriterien erfüllen, gilt dies in der Tat auch für Kriegsverbrecher, deren Schuld durch ihre Selbstaufopferung als vergeben anzusehen wird.
Da natürlich während des Zweiten Weltkriegs auch der eine oder andere Japaner, der zuvor als Kriegsverbrecher Schande über sich und sein Volk gebracht hatte, auf dem Feld der Ehre gefallen ist, ist es formal zwar durchaus zutreffend, dass im Yasukuni-Schrein AUCH einige Kriegsverbrecher geehrt werden - aber eben nicht wegen, sondern trotz ihrer Verbrechen. Wer deshalb aber andauernd auf diesem Detail herumreitet, muss sich meines Erachtens durchaus zu Recht den Vorwurf antijapanischer Propaganda gefallen lassen.
Fazit: Die Quelle besteht lediglich aus (mehr schlecht als recht getarnter) kommunistischer Propaganda.
mfG,
Swissman