Re: Zum Thema Vorsorge
Geschrieben von Johannes am 05. Mai 2005 12:16:33:
Als Antwort auf: Re: Ganz klar Nr.B geschrieben von Gutmensch am 04. Mai 2005 23:25:
> Wenn du den Prozess eines globalen Zerfalls von einem rein ökonomischen
> Standpunkt aus betrachtest, magst du Recht haben: Wer rechtzeitig vorsorgt,
> hat in der wirtschaftlichen Not gute Karten. Aber es kommt schlimmer: Die zu
> erwartende Naturkatastrophe größten Ausmaßes dürfte für Verhältnisse sorgen,
> in welchen eine persönliche Vorsorge dem Einzelnen keinen Nutzen mehr bringt.
Hallo Gutmensch,
dem möchte ich widersprechen, denn Vorsorge ist immer sinnvoll, auch wenn wir heute dermaßen verwöhnt sind, daß wir uns das kaum noch vorstellen können, daß wir mal wirklich auf eigene Vorsorge angewiesen sind.
Heute braucht man doch einen Vorrat nicht wirklich, denn die Geschäfte haben fast den ganzen Tag offen. Und wenn sie dann doch um 20:00 Uhr schließen, dann kann ich zu einer Tankstelle oder zu einem Bahnhofskiosk gehen und bekomme dort genug.
Für unsere Großeltern war das noch anders. Sie wußten, daß nur im Sommer/Herbst geerntet wird und daß man für den Winter und das frühe Frühjahr eben etwas einkellern muß. Nur kam früher niemand auf die Idee, dies als Vorsorge zu bezeichnen, sondern es war das Leben mit der Natur, eine Selbstverständlichkeit.
Betrachte doch einmal die Natur. Da bewundern wir die Eichhörnchen, die sich rechtzeitig einen Vorrat zulegen, oder die Bären, die sich rechtzeitig ihren Winterspeck anfressen, um damit dann bis zum Frühjahr leben zu können. Klasse, wie die das bloß schaffen? Und bei den Tieren bewundern wir das.
> Ein Geschehen in der Natur, das die bisherige Vernetzung in der internatio-
> nalen Infrastruktur für Jahre lahmlegt,Richtig, und eben deshalb müssen wir zurückkommen zu einem regionalen Wirtschaften. Und das heißt, wir müssen uns bewußt sein, daß wir im Sommer/Herbst das ernten müssen, was wir im Rest des Jahres essen wollen, da es eben nicht selbstverständlich ist, daß wir im Winter frisches Gemüse aus Südafrika oder Südamerika bekommen.
Nicht die Vorsorge ist das Problem, sondern das Problem liegt darin, die Vorsorge überhaupt als Vorsorge zu bezeichnen, als sei es etwas vom normalen Leben getrenntes, künstliches, zu dem wir uns zwingen müßten. Nein, Vorsorge, wie ich/wir sie verstehen, meint ein Leben mit der Natur, und das bedeutet eben, wieder dahin zu kommen, daß man im Herbst das einlagert, was man im Winter essen will.
Noch können wir - hochtechnisiert, wie wir sind - es uns leisten, daß die Winterernte um die halbe Welt geflogen wird, um zu uns zu kommen. Oder daß ALDI & Co die Lagerung und Logistik für uns übernehmen. Aber je mehr dies wegfällt (sei es durch wirtschaftliche Probleme oder auch Naturkatastrophen), desto mehr sind wir darauf angewiesen, wieder mit der Natur zu leben, d.h., die Ernte aus dem Herbst muß auch für den Winter reichen.
Es geht mir hierbei nicht um eine bestimmte Lagermenge, sondern hauptsächlich um die Grundausrichtung. Und da ist der Begriff "Vorsorge" eigentlich schon falsch, denn er erweckt den Eindruck, als sei es etwas künstliches, das nicht immer zu schaffen sei. Nein, im Gegenteil: Die persönliche Nicht-Vorsorge (sprich, sie der Technik und ALDI & Co zu überlassen), das können wir uns nicht mehr auf Dauer leisten, sondern wir müssen wieder zurückfinden zu einem Leben im Einklang mit der Natur. Und da heißt die Erkenntnis (auch wenn ich mich wiederhole), daß die Haupternte im Herbst ist und wir sie für den Winter einlagern müssen. Nicht die große Logistik, daß die Ware schon rechtzeitig im Laden sein wird, sondern wir, die Familien/Dorfgemeinschaften, wir müssen uns selbst darum kümmern, mit den Jahreszeiten zu leben.
Gruß
Johannes
P.S.: Könntest Du Dir nicht einen anderen Namen aussuchen?