BenediktXVI wünscht echten und ernsthaften Dialog zu andern Religionsvertretern!
Geschrieben von Astronom am 26. April 2005 18:22:58:
Als Antwort auf: Re: Der Papst, der nicht zählt? geschrieben von Abulafia am 26. April 2005 02:47:03:
>>Das ist nicht der alte, verknöcherte Joseph Ratzinger, den wir zu kennen geglaubt haben. Dieser Mann ist sich der Bürde, die er mit seinem Amt auf sich genommen hat, vollkommen bewusst. Er ist nicht der sture Hardliner, der schon weiß, was er will. Irgendwas muß in ihn gefahren sein, dass er plötzlich so zaghaft, ja fast ängstlich sein Amt beginnt.
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.... „Ich versichere Ihnen, daß die Kirche weiterhin Brücken der Freundschaft zu den Anhängern aller Religionen bauen will, um das wahre Gute jeder Person und der Gesellschaft als Ganzer zu suchen“, sagte der Pontifex bei einer Audienz mit Vertretern anderer Religionen und verschiedener christlicher Konfessionen. ....
Er sei besonders dankbar über die Anwesenheit von Vertretern des muslimischen Glaubens, fügte der Papst hinzu. Offenbar mit Blick auf Terrorismus und Gewalt meinte er: „Dem Frieden müssen alle Völker verpflichtet sein, vor allem diejenigen, die sich zu einer religiösen Tradition bekennen.“ Deshalb sei ein „echter und ernsthafter Dialog“ unerläßlich. ....
> http://www.welt.de/data/2005/04/25/709858.html
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In seiner Ansprache an deutsche Plger am 25.4.05 war Benedikt XVI. sehr herzlich. Unter anderem sagte der Papst abschliessend: „Ich bitte Euch um Nachsicht, wenn ich Fehler mache wie jeder Mensch oder wenn manches unverständlich bleibt, was der Papst von seinem Gewissen und vom Gewissen der Kirche her sagen und tun muß.“
> http://www.mh-koeln.de/benedikt_xvi/aktuell/anspracheandeutschepilger250405.html
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Harter Glaubenswächter Ratzinger und/oder milder Papst Benedikt XVI.?
Hallo
Benedikt XVI. will einerseits Brücken der Freundschaft zu den Anhängern anderer Religionen bauen und mit ihnen einen echten und ernsthaften Dialog führen, andererseits fühlt sich der Papst bei dem, was er zu sagen und zu tun hat, aber immer auch - und dafür bittet er ja um Nachsicht - an das „Gewissen der Kirche“ gebunden. Er meint damit, dass er nicht einfach nach belieben irgend etwas tun oder sagen kann, um damit vielleicht anderen entgegenkommen zu können, sondern dass auch ihm unverrückbare Grenzen gesetzt sind. Also Dialog (im Streben nach Frieden und Einheit) ja, jedoch Kompromisse (unter Aufgabe von Glaubensgrundsätzen) nein.Ich denke, dass es schon viel bedeutet, wenn die verschiedenen Religionen zu einem ernsthaften und friedlichen Dialog miteinander bereit sind, völlig ungeachtet ihrer unterschiedlichen Auffassungen, und sich nicht im Gegenteil deswegen immer noch gegenseitig die Köpfe einschlagen. Dialogbereitschaft ist das A und O!
Es geht beim Dialog auch nicht darum, dass sich die einzelnen Religionen etwa selbst verleugnen und faule Kompromisse schliessen müssten, sondern im Gegenteil darum, dass sie ihr eigenes Profil bewahren können und einander trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb) respektieren und achten. Die Brücke, welche Benedikt XVI. zu Andersgläubigen schlagen möchte, ist eine Brücke der Liebe, der Nächstenliebe (Liebe Deinen nächsten, wie Dich selbst...) Und wenn man sich erst besser kennen lernt, lernt man sich schliesslich ja auch besser verstehen!
Auch wenn die katholische Kirche davon ausgeht, dass sie die überlegene Religion ist (wobei andere Religionen das ja möglicherweise auch tun), und insgeheim vielleicht doch hofft, dass im Dialog ihr eigener Glaube mehr und mehr auch auf die anderen überspringen möge (Missionierung, http://www.kath.net/detail.php?id=10337), so ist das für den Dialog auch gar nicht hinderlich; in welche Richtung es schlussendlich tatsächlich läuft, das liegt nämlich eh nicht in menschlicher Hand.
(Allenfalls können wir es durch Prophezeiungen vorherzusehen versuchen.)Innerkirchlich wird sich bald zeigen, ob Ratzinger sein Image als Hardliner verlieren will und kann. Das hängt insbesondere davon ab, ob er viele Streitpunkte, unter denen Mitchristen mitunter sehr zu leiden haben, weiterhin als unverrückbare Glaubensgrundsätze ansehen will oder muss.
Benedikt XVI. wird auf jeden Fall ein besonders faszinierender und herausragender Papst sein, selbst wenn sein Pontifikat nur kurze Zeit dauern sollte, das lässt sich jetzt schon erahnen!
Gruss Astronom