Re: tja... vielheit und einheit

Geschrieben von Hubert am 26. April 2005 10:54:01:

Als Antwort auf: tja... vielheit und einheit geschrieben von Krokodilimport am 26. April 2005 10:22:31:

Hallo Krokodilimport,

Zur Erinnerung, alle vier Evangelien passen, würde man eine Synopse versuchen, beim besten Willen nicht zusammen. Allein auf welcher Route Jesus nach Jerusalem läuft (entweder durch den Jordangraben oder durch Samaria, beides zusammen geht nicht) oder.... also es bleibt eine Geschichte (die von Jesus), allerdings erzählt in vier Versionen, die einander teilweise widersprechen.
Niemand hat je, trotz aller Versuche, es geschafft ein "Superevangelium" zu schreiben, das sozusagen alle vier Evangelien vereint, das Doppelte rausstreicht und eine einzige Lesart bietet.

Der Sachverhalt ist etwas komplizierter.

Der sich offenbarende und mitteilende Gott begegnet uns auf drei Wegen. Statt von den Wegen der Offenbarung zu uns spricht man auch von den drei hauptsächlichen Quellen des Glaubens und der Theologie:

1. Heilige Schrift
2. Tradition
3. Lehramt der Kirche.

Sind diese drei Wege oder Quellen auch voneinander zu unterscheiden, so darf man sie doch in keiner Weise voneinander trennen. Ihre Zusammengehörigkeit und enge Verbindung hat das Zweite Vatikanum deutlich hervorgehoben: „Es zeigt sich also, daß die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind, daß keines ohne die anderen besteht und daß alle zusammen, jedes auf seine Art, durch das Tun des einen Heiligen Geistes wirksam dem Heil der Seelen dienen.“

Schrift, Tradition, Kirche erscheinen je nach dem Gesichtspunkt, unter dem man sie betrachtet, in unterschiedlicher Rangordnung. Der Unmittelbarkeit nach steht die Kirche am ersten Platz. Sie ist die nächstliegende Quelle und Norm des Glaubens und der Theologie (norma proxima). Die Offenbarung in Schrift und Tradition ist der Kirche anvertraut. In ihr bleibt sie lebendig. Die Kirche hat den Auftrag, sie zu verkünden und mitzuteilen.

Unter dem Gesichtspunkt des Ranges und der Würde steht die Hl. Schrift an erster Stelle. In ihr hat sich Gott in besonderer Weise mitgeteilt und teilt er sich weiterhin mit. Die Hl. Schrift ist unter dem besonderen Beistand des Heiligen Geistes (Inspiration) geschrieben worden. Sie ist daher in vollem Sinne Wort Gottes und irrtumslos in ihren Aussagen, die unser Heil betreffen.

Die Kirche muß sich ständig am Wort Gottes in der Hl. Schrift orientieren, messen und normieren. Nur als unter dem Wort Gottes stehende und von ihm normierte ist die Kirche unmittelbare, nächste Norm des Glaubens (norma normata). Dagegen unterliegt die Hl. Schrift keiner Norm, sondern sie ist höchste Norm (norma non normata). An ihr ist auch die kirchliche Überlieferung zu messen, ob sie die Offenbarung Gottes richtig weitergibt.

Herzlichst,
Hubert



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