Konklave – Verhängnisvolles neues Wahlverfahren?
Geschrieben von Astronom am 04. April 2005 23:47:
Als Antwort auf: Re: Papstwahl - Die Weissagungen des Malachias (letzter Beitrag) geschrieben von Livnyak am 04. April 2005 17:33:37:
>hierzu verlinke ich mal einen nicht uninteressanten beitrag von taurec, in welchem die uebereinstimmung der malachiasliste mit der aussage von conchita gonzales wiederhergestellt wird...
HalloIch möchte mich auch auf diesen Link beziehen, insbesondere auf einen Beitrag darin.
Auszug:
>Stellt sich die Frage, woran sich der Zorn grosser Massen
>in Rom so entzünden könnte, dass sie dem frischgewählten
>Papst und den um ihn gescharten Kardinälen spontan und
>massiv auf den Pelz bzw. auf die Soutane rücken.
>Im Augenblick hat die Kirche viel Mitgefühl auf ihrer
>Seite, auch von Nichtgläubigen. Mir ist also völlig
>rätselhaft, woher ein so massiver Stimmungsumschwung
>kommen sollte.
Die Massen könnten über die Wahl der Kardinäle überrascht und empört sein.
Sei es, über die gewählte Person, die ja nicht einmal zwingend aus dem Kardinalskreis selber hervorgehen müsste, oder aber vielleicht auch über die Art und Weise der Wahl.
Aber wieso könnte gerade im bevorstehenden Konklave besonderer Zündstoff liegen? Was ist dieses Mal anders als früher?Nun, eigentlich bedurfte es schon früher und bedarf es auch heute noch der Zweidrittelsmehrheit für eine erfolgreiche Wahl.
Wenn jedoch dieses Mal nach insgesamt 34 Wahlgängen, die sich über zehn bis zwölf Tage erstrecken, noch kein Papst gewählt ist, können sich die Kardinäle mit absoluter Mehrheit für einen anderen Modus entscheiden. Der Papst muss dann nur noch mit absoluter Mehrheit gewählt werden. Dieser Punkt ist neu von Johannes Paul II. in Universi Dominici Gregis eingeführt worden.
Der Sinn der früheren – möglicherweise sich später im Rückblick als „weiser“ herausstellenden Regelung – könnte insbesondere darin bestanden haben, dass – falls eine Pattsituation entstehen sollte – sich schliesslich doch alle zusammenraufen mussten, um auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kommen, um sich dann also auf einen „Kompromisskandidaten“ zu einigen (hinter dem aber immerhin die überwiegende Mehrheit der Kardinäle stehen konnte), der dafür zwar vielleicht nicht sehr profiliert wäre und entsprechend möglicherweise auch nur ein „schwacher Papst“ mit einem „schwachen Pontifikat“ sein würde.
Um letzteres zu verhindern und um also einen geradlinigen („kompromisslosen“) und starken Papst zu bekommen wohl diese (in diverser Hinsicht auch gutgemeinte) Änderung. Kommt noch hinzu, dass sich Papst Johannes Paul II davon auch versprach, einen Nachfolger zu bekommen, der gerade ihm gegenüber „garantiert“ linientreu wäre. Er hat ja schliesslich nahezu alle heute wahlberechtigten Kardinäle bestimmt.
Gewisse Kardinäle konnte allerdings auch er nicht völlig frei wählen, sondern nur unter Berücksichtigung gewisser Sachzwänge, so etwa dass gewisse Geistliche in gewissen Positionen oder in bestimmten Örtlichkeiten schon traditionsgemäss in den Kardinalsstand erhoben werden „mussten“. Auch macht jeder Mensch noch Entwicklungen durch (nach der Ernennung zum Kardinal) und man sieht auch in keinen Menschen wirklich hinein.
Der Papst konnte aber davon ausgehen, dass wenigstens die Hälfte aller von ihm bestimmten Kardinäle sich „linientreu“ verhalten würden oder sogar noch „strenger“ sein würden.
Sollte es also wirklich knapp werden, aber eine auch nur hauchdünne Mehrheit bis zum 35. Wahlgang durchhalten und sich also durchsetzen, dann wäre es dabei möglicherweise zu zwei verhärteten Lagern gekommen und in der Folge zur Gefahr einer Kirchenspaltung und zu sich ausbreitenden Konflikten.
Denn eine absolute Monarchie – und dann noch in der heutigen Zeit – bräuchte um zu „überleben“ einen zwar authentischen aber doch sehr auf Versöhnlichkeit bedachten Papst, keinen Polarisierer also.
Ob da die frühere Regelung, bei der mindestens eine Zweidrittelsmehrheit mit einem gewählten Papst immerhin „leben“ konnte, im Hinblick auf das friedliche Zusammenhalten und Fortbestehen der Kirche nicht klüger gewesen wäre?
Ist das neue Wahlverfahren der Anstoss dafür, dass die Kardinäle untereinander zerstritten sein werden und dass der nächste Papst möglicherweise der letzte sein wird?
Gruss
Astronom