Hildegard von Bingen: Mensch-Tier-Vermischung
Geschrieben von Epidophekles am 31. März 2005 05:58:
Als Antwort auf: Re: Du wirst lachen geschrieben von Fleecer am 31. März 2005 01:36:06:
>hab gerade mal gesucht, aber nichts mehr dazu gefunden. bin mir aber sicher, dass dort gelesen zu haben und zwar kreuzung tier/mensch, sonst wäre es ja nichts besonderes mehr gewesen.
>Grüße!
> - Fleecer -
>
>p.s.: man denke auch an die tier-mensch-figuren in alten inschriften.
... in jener ersten Schöpfung hatten die Menschen so grosse Stärke und solche Kräfte, daß sie auch die wildesten Tiere überwinden konnten. Daher freuten sie sich oft daran, mit ihnen zu spielen. Auch die Tiere fürchteten die Menschen, bezähmten ihre Wildheit und unterwarfen sich ihnen. Trotzdem aber änderten sie deswegen nicht ihr Wesen. Die Menschen aber änderten die Schönheit ihrer Vernunft und vermischten sich mit den Tieren. Was so gezeugt wurde, haßten und verachteten sie, wenn es mehr einem Menschen als einem unvernünftigen Tier glich. Wenn es aber mehr die Gestalt eines vernunftlosen Tieres als die eines Menschen hatte, umarmten sie es mit dem Kuß der Liebe .Auch der Charakter dieser Menschen hatte damals zwei Seiten, nämlich bald wie Menschen, bald wie Tiere. Denn auch Leopard und Bär zeigen das Verhalten von Menschen und Tieren. Deshalb besaßen sie auch nicht die herrlichen Flügel der Vernunft, mit denen sie im rechten Glauben und in Hoffnung zu Gott aufseufzen konnten, weil wegen der genannten Sünden diese Flügel an ihnen verkümmert waren. Das flüsterte ihnen die alte Schlange ein, damit der Ruhm ihrer Vernunft zugrunde gehe, die sie im Menschen mit großem Haß zerriß. Denn der Teufel sagte bei sich: Was ist das schon, was der Hohe da gemacht hat? Es entspricht doch mehr meinem Plan als seinem. Deshalb werde ich Ihn in Seiner Schöpfung überwinden.
So wirkten die Menschen im ersten Zeitalter, befleckt vom Geifer der Schlange, entsprechend dem Begehren ihres irdischen Gefäßes und nicht gemäß dem Geisthauch der Seele. Sie wollten nichts erkennen, außer was sie in einer Gestalt sahen und sagten: Was nützt mir der Wind, der keine Gestalt hat und nicht zu mir spricht? Was zu mir spricht und auf mich zuläuft, das werde ich festhalten.