Re: Zu einer potentiellen Christenverfolgung...

Geschrieben von Ismael am 28. März 2005 12:45:38:

Als Antwort auf: Zu einer potentiellen Christenverfolgung... geschrieben von SiebenSiegel am 28. März 2005 01:31:30:


Frohe Ostern miteinander!

das man dan browns werk kritisch betrachten kann steht wohl außer frage und ist wohl vom autor so gewollt aus einem einfachen grund: es verkauft sich bestens!

dennoch sollte man seinen roman und die vielzahl an publikationen die auf dieser welle mitschwimmen nicht zu hoch hängen! besonders im fernsehen wird ziemlich viel unsinn verzapft, obwohl den machern ihr einfluß durchaus bewußt sein dürfte! dan browns roman ist fiktion, nicht mehr und nicht weniger. es ist nichtmal ein enthüllungsroman, auch wenn mitunter der eindruck entsteht dem wäre so.

das der biblische jesus reichlich ansätze bietet, an seiner authentizität zweifel zu hegen ist wohl den altvorderen zu verdanken, die wenig hemmungen hatten schriften nach eigenem gut dünken zu verändern oder in kanonische schriften und apokrypten zu unterteilen.
das neue testament ist in meinen augen eine hoch politische schrift und wie alle politischen aussagen mit vorsicht zu genießen um nicht zu sagen lug und trug!

weder läßt sich anhand der evangelien etwas stichhaltig beweisen, noch wiederlegen, das sollte dem geneigten leser klar sein! für die verschiedenen thesen und antithesen finden sich je nach lesart mehr oder weniger brauchbare indizien, so spricht meiner meinung nach mehr für eine engere beziehung zwischen jesus und maria magdalena und wenig dafür, daß es sich bei ihr um eine hure gehandelt haben könnte. zur hure wurde maria magdalena erst durch gregor I., im jahre 591. dieser fabulierte das es sich bei den sieben teufeln, die der maria magdalena ausgetrieben wurden wohl nur um die sieben todsünden gegangen sein kann.
das es im zusammenhang mit maria magdalena tatsächlich einen exorzismus gegeben hat, scheint mir allerdings auch ziemlich fraglich, sei aber dahin gestellt! die verschiedenen evangelien sprechen da keine eindeutige sprache!

ob es jesus gegeben hat und wie er gelebt hat wird sich wohl nie zweifelsfrei ergründen lassen. aber ist das wirklich notwendig? wer glaubt, läßt sich wohl kaum durch einen roman davon abbringen und wer zweifelt, tut das auch ohne derartige publikationen! wichtig ist doch nicht die geschichtliche genauigkeit sondern die lehre!

es spielt keine rolle ob jesus nun eine intime beziehung zu maria magdalena hatte, ob sie nur eine art beste freundin war, oder ob da garnichts war. die christliche lehre hat meines erachtens nach die verkrustete jüdische lehre aufgebrochen und letztendlich unsere heutige gesellschaft erst möglich gemacht, wenn auch nicht ohne erstmal lange zeit in eine andere richtung marschiert zu sein. unsere heutige sekulare gesellschaft mußte der kirche erst stück für stück abgerungen werden, dennoch ist die christliche lehre mitverantwortlich für die sekularisierung, die in anderen regionen der welt nur wenig ausgeprägt ist. das christentum hat sich selbst das wasser abgegraben und es ist an der zeit, daß sich die lehre entwickelt anstatt nach art aber ohne die werkzeuge (zum glück) der inquisition andere meinungen zu bekämpfen!

scheinbar war es einfacher für die kirche absurde regeln wie das zölibat aufzustellen als solche anachronismen wieder aufzuheben. nur vor dem hintergrund des zölibats erscheint ein verheirateter jesus als sakrileg. zu seiner zeit war jesus rabbi oder wurde wenigstens allenthalben als solcher bezeichnet. üblicherweise war ein rabbi aber verheiratet und hatte möglichst auch schon eine hand voll kinder wenn er so um die dreißig war. es ist also nicht abwägig in jesus und maria magdalena ein paar zu vermuten, wenn auch der beweis weder dafür noch dagegen tatsächlich zu erbringen ist!

ein menschlicher jesus würde der kirche weitaus besser stehen als ein übermensch an den kaum noch jemand aus tiefer überzeugung glauben kann! die gesellschaften vor der aufklärung waren so strukturiert das es ein leichtes war sie mit allerlei hokuspokus bei der stange zu halten. das ist heute nicht mehr möglich und die menschen haben gefallen daran wenn sich einige vorwagen und althergebrachtes in zweifel ziehen! das macht den erfolg von schriften aus, die die überlieferungen ad absurdum zu führen suchen.

was wäre wohl, wenn man die sachlichen fehler in dan browns roman (z.b. die biografie leonardo da vincis oder die tatsache, das selbiger die mona lisa ohne titel erschaffen hat und das bild erst nach seinem tod so benannt wurde) aufgreifen und das thema nüchtern diskutieren würde, anstatt zu polarisieren. die amtskirche rät davon ab das buch zu lesen (super werbung für den autor) anstatt fakten auf den tisch zu legen! wer sollte denn fakten besitzen, wenn nicht die kirche? so aber wird dem zweifel vorschub geleistet und ich habe den verdacht das die kirche bewußt polarisiert in jene, die vorbehaltlos glauben und jene, die sich abwenden! gut für die kirchensteuer ist das sicher nicht, aber wer weiß welche absicht da verfolgt wird!

Ismael


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