Schlechtes Gewissen?Duisenberg tritt 2003 zurück
Geschrieben von Wurzl am 07. Februar 2002 23:30:16:
EZB lässt Leitzinsen wie erwartet unverändert
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinsen wie erwartet unverändert gelassen. Der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld bleibt damit bei 3,25 Prozent. Dies teilte die Notenbank am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates im niederländischen Maastricht mit.
Damit haben die Währungshüter den Erwartungen der deutschen Kreditwirtschaft entsprochen. Die Mehrzahl der Volkswirte und Finanzexperten hatte nicht mit einer Zinssenkung gerechnet. Der Prozess sei vorerst abgeschlossen, lautete die überwiegende Meinung. Denn die positiven Konjunktursignale in Europa und den USA würden eine Lockerung der Geldpolitik zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich machen.
Rücktritt am Tag seines 68. Geburtstags
Zuvor wurde bekannt, dass der erste Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, am 9. Juli 2003 als oberster Euro-Hüter zurücktreten wird. Das gab die EZB am Donnerstag in Frankfurt am Main bekannt. Duisenberg feiert an jenem Tag seinen 68. Geburtstag. Duisenberg ist jedoch bereit, noch länger als bis zum Sommer 2003 an der Spitze der Zentralbank zu stehen. Wenn es im Interesse eines glatten Übergangs läge, bleibe er auch noch etwas länger im Amt, sagte Duisenberg am Donnerstag nach einer Sitzung des EZB-Rates im niederländischen Maastricht.Als Nachfolger dürften die Franzosen ihren Notenbankchef Jean-Claude Trichet ins Rennen schicken. Trichet droht aber noch eine Anklage im der Affäre um die Pariser Großbank Crédit Lyonnais. Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Laurent Fabius hält sich in der Debatte um einen Nachfolger vorerst bedeckt.
Frankreich hatte der Ernennung Duisenbergs nur unter der Bedingung zugestimmt, dass dieser nach der Hälfte seiner Amtszeit einem französischen Kandidaten Platz macht. Duisenberg hatte jedoch immer wieder darauf gepocht, selbst das letzte Wort über die Dauer seiner Präsidentschaft zu haben.
Belgien begrüßt Duisenberg-Ankündigung
Nach der Ankündigung des Rücktritts hat sich Belgiens Finanzminister Didier Reynders positiv geäußert. Er "begrüße" diesen Schritt, betonte der Minister am Donnerstag in Brüssel gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der Nachfolger der Niederländers an der Zentralbank-Spitze solle nun aber "von der politischen Autorität" bestimmt werden und nicht von den "Insidern" der Europäischen Zentralbank.Der aus den Niederlanden stammende Duisenberg hatte bereits bei seinem Amtsantritt 1998 erklärt, dass er aufgrund seines Alters nicht die volle Amtszeit von acht Jahren an der Spitze der Zentralbank bleiben wolle. Seine jetzige Entscheidung sei vor diesem Hintergrund zu sehen, betonte die EZB nun. Der EZB-Rat sollte am Donnerstag in Maastricht zu einer turnusmäßigen Sitzung zusammentreten.
Um die Spitze der EZB hatte es in den vergangenen Wochen vermehrt Spekulationen gegeben, weil Duisenbergs Vize Christian Noyer aus Frankreich Ende Mai turnusgemäß ausscheidet. Die Finnin Sirkka Hämäläinen räumt ihren Platz im EZB-Direktorium im kommenden Jahr, der Italiener Tomasso Padoa Schiopa und der Spanier Domingo Solans zwei Jahre später. Neben Duisenberg hat im ersten Direktorium der Zentralbank nur der Deutsche Otmar Issing eine volle Amtszeit von acht Jahren. Er ist EZB-Chefvolkswirt.
- Re: Wie von ihm selbst gesagt, aber... Weitblicker 08.2.2002 08:28 (0)