Golfstrom - Klima - kleine Eiszeit

Geschrieben von franke43 am 11. März 2005 10:33:08:

Als Antwort auf: Re: PeakOil-Forum - Golfstromdebatte geschrieben von BBouvier am 10. März 2005 22:13:08:

Hallo BB

>Bevor hier wieder Welche kreischend ihren „Schielenden Goldhamster“
>aus der Küchenschublade ziehen, empfiehlt sich schlichtes Denken:
>Im 16. Jahrhundert gab es jede Menge Jahre,
>in denen der Schneefall bis
>Christi Himmelfahrt(!) andauerte.
>Oder es im August noch schneite.
>Die Themse war im 17. Jahrhundert im Winter immer zugefroren.
>Und der Rhein sowieso.
>Mein Onkel, wohnhaft auf der Insel Föhr, ging im Winter gewohnheitsmässig >noch zu Fuss zum Festland rüber.

Ist alles bekannt. In der Klimageschichte nennt man die
Zeit von ca. 1550 bis ca. 1850 die "kleine Eiszeit".
Wodurch sie hervorgerufen war wissen wir nicht genau,
aber eine wahrscheinliche Hypothese ist die dass der
Golfstrom (verantwortlich für unser mildes Klima)
schwächer strömte als heute.

>Und ich, als Bub, in Lauenburg, auf der zugefrorenen Elbe spazieren.
>Und, vor 20 Jahren, hatten wir hier in Bayern
>fast jedes Jahr an die 14 Tage lang um die Minus dreissig Grad.
>Und jetzt hat es eben mal Anfang März noch Reste Schnee in Bayern.
>Na und?
>Und in Nordafrika hat es ausnahmsweise im Winter mal wieder geschneit.
>Na und?
>Und natürlich kühlt durch sowas
>der Golfstrom um ein zehntel Grad ab.

Es geht nicht um eine kleine Abkühlung des Golfstroms,
sondern um die Frage ob sich seine Strömungsrichtung
verändert. Ob das Wasser im Nordatlantik mit 7,8 oder
mit 8,1 Grad Celsius ankommt, das ist vorübergehend und
eine kleine Laune der Natur. Aber wenn der Nordatlantik-
teilstrom insgesamt abnimmt oder gar zum Erliegen kommt,
dann ist hier Gute Nacht. Aber nicht wie in der kleinen,
sondern wie in der grossen Eiszeit.

>Aber es hat doch nicht in Bayern Ende Februar
>nachts minus 12 Grad,
>weil der Golfstrom 1/10 Grad weniger warm(!) ist,
>sondern er ist deshalb dieses Jahr nicht so warm,
>wie die letzen Jahre,
>weil dieser Winter eben ein ganz normaler Winter ist.
>Merke:
>Erst denken, dann nicht kreischen.

Richtig, also denken wir:

Die kleine Eiszeit lag im Rahmen natürlicher Schwankungen
innerhalb der letzten Warmzeit. Ebenso die Bronzezeit,
in der es im Schnitt sogar noch 1-2 Grad wärmer war als
heute. Auch im Frühmittelalter war es wärmer, in der
Spätantike hingegen kälter als heute. Letzteres verursachte
die germanische Völkerwanderung und den Zusammenbruch des
Römerreichs.

Der Grund weshalb ich intensiv auf den Golfstrom schaue
ist nicht nur die Wetterlaune dieses Jahr, denn ich
erinnere mich noch an die Eiswinter Mitte der 80-er.
Launische Winter kommen eben vor.

Mir geht es eher darum dass die neuesten Klimamodelle
genau WEGEN der Erwärmung der letzten Zeit eine
Schwächung oder gar ein Abreissen des Golfstroms oder
zumindest des nördlichen (für uns lebenswichtigen)
Zweigs vorhersagen, und dass die Daten der TU Delft
das zu bestätigen scheinen.

Als Wissenschaftler gebe ich nicht viel auf die Modell-
rechnungen als solche, aber ich horche sofort auf, wenn
sie anfangen sich mit den Messdaten zu decken.

Und hier in Mittelschewden kann ich mir nicht erlauben
von einer ernsthaften und dauerhaften Klimaänderung
zu spät zu erfahren. Hier war schon mal alles unter
2-3 Kilometer (!!) Eis. Die Schleifspuren der
Gletscher kann man heute noch auf den Felsen sehen.

Ergo: die Frage ist für mich nicht rein akademischer
Natur. Wir hier bekämen eine richtige Eiszeit viel
schneller zu spüren als ihr da drunten.

Und die neuere Klimaforschung hat gezeigt, dass
Eiszeiten (grosse und kleine) SCHNELL anfangen und
auch SCHNELL wieder aufhören können. Das geht nicht
in Jahrhunderten, das geht in Jahrzehnten oder noch
schneller.

Also ist das keine "Goldhamsterfrage".

Gruss

Franke



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