Re: Die Johannes Offenbarung entschlüsselt!

Geschrieben von Hubert am 08. März 2005 11:58:25:

Als Antwort auf: Die Johannes Offenbarung entschlüsselt! geschrieben von Agarthi am 07. März 2005 18:37:05:

Hallo Agarthi,

ich habe lange überlegt, ob ich die Begründung, warum es sich bei dem obigen Text auf gar keinen Fall um eine Offenbarung des Herrn handeln kann, hier überhaupt anbringen soll. Ich habe beschlossen, das nicht zu tun – ganz einfach, weil die theologische Begründung eh keinen interessiert. Sollte, wider Erwarten, doch jemand Interesse daran haben, so rate ich ihm dazu, einen guten Rabbi aufzusuchen. Vor allem sollte er den Rabbi nach der Bedeutung des „Taw“ und des „Galgal“ fragen.

Damit er dem Rabbi aber nicht ganz dumm gegenübersteht, sollte er den Faden zuvor selbst aufgenommen haben und zumindest den Pentateuch mehr oder weniger im Kopf präsent haben. Anfangen tut die Story nämlich schon bei den Kerubim (Cherubim). Sie werden gleich am Anfang der Heiligen Schrift, in Gen 3, 24, erstmalig erwähnt.

Vorher, in Gen 2, 9, heißt es: „Und Gott der Herr ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume aufsprießen, lieblich zum Anschauen und gut zur Nahrung, den Lebensbaum aber mitten im Garten und auch den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.“

Zwei Bäume stehen also in der Mitte: Der „Lebensbaum“ und der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“.

Von den Früchten des „Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse“ können Adam und Eva gerade noch kosten – aber ein Kosten von den Früchten des „Lebensbaums“ läßt der Herr nicht mehr zu. Er vertreibt Adam und Eva aus dem Garten Eden in Richtung Osten und stellt die Kerubim (Cherubim) und die flammende Schwertklinge auf, um den Weg zum Baum des Lebens zu behüten.

Hier die Originalpassage:

Gen 3, 24

Er vertrieb den Menschen, ließ ihn östlich vom Garten Eden wohnen und stellte die Kerubim und die flammende Schwertklinge auf, den Weg zum Baum des Lebens zu behüten.

Im weiteren Verlauf der heiligen Schrift laufen uns die Kerubim noch ein paarmal über den Weg:

Ex 25, 18-20
Der Herr gibt dem Mose Anweisungen zum Bau der Bundeslade

Stelle zwei Goldkerubim als getriebene Arbeit her, indem du sie aus den beiden Enden der Deckplatte herausarbeitest. Und zwar sollst du den einen Kerub von dem einen Ende und den anderen vom anderen Ende der Deckplatte her herausbilden. Die Kerubim sollen nun ihre Flügel nach oben hin ausbreiten, indem sie mit ihren Flügeln die Deckplatte überdachen; ihre Antlitze seien gegeneinander gekehrt; zur Deckplatte hin sollen sie gerichtet sein.

1 Kön 8, 6-7

Die Priester stellten die Bundeslade des Herrn an den gehörigen Platz in den Hinterraum des Hauses ins Allerheiligste unter die Flügel der Kerubim. Denn die Kerubim breiteten die Flügel über den Platz der Lade. Die Kerubim bedeckten die Lade und ihre Stangen von oben her.

2 Kön 19, 15

Hiskia betete vor dem Herrn also: „Herr, Gott Israels, der du auf den Kerubim thronst! Du allein bist der Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast erschaffen den Himmel und die Erde.“

Ez 10
Hier wird die Einäscherung Jerusalems geschildert.

Ich blickte hin und schaute: Über dem festen Gewölbe, das sich über dem Haupt der Kerubim befand, war etwas wie ein Saphirstein – etwas, was gleich war einem Throne, wurde oberhalb sichtbar. Er rief dem Manne, der in Linnen gehüllt war, zu und sprach: „Tritt in den Raum hinein, der zwischen den Rädern liegt, unterhalb der Kerubim, fülle deine beiden Hände mit feurigen Kohlen aus dem Raum zwischen den Kerubim, und streue sie über die Stadt hin!“ Er ging vor meinen Augen hinein. Die Kerubim aber standen rechts von dem Hause, als der Mann hineintrat. Die Wolke erfüllte den inneren Vorhof. Dann erhob sich der Lichtglanz des Herrn von den Kerubim zur Tempelschwelle hin, das Haus ward von der Wolke angefüllt, und der Vorhof erfüllte sich mit dem Glanz der Majestät des Herrn. Das Geräusch der Kerubimflügel war bis zum äußersten Vorhof vernehmbar. Es klang wie die Stimme des Höchsten Gottes, wenn dieser redet. Als er aber dem Mann in linnenen Gewändern gebot und sprach: „Hole Feuer aus dem Raume zwischen den Rädern, aus dem Raum zwischen den Kerubim“, da trat er hinein und stellte sich neben dem Rad auf. Der Kerub streckte seine Hand von dem Raum zwischen den Kerubim nach dem Feuer hin aus, das sich zwischen den Kerubim befand, ergriff es und legte es in die Hände dessen, der in Linnen gehüllt war; er nahm es an und trat hinaus. An den Kerubim war etwas wie eine Menschenhand unter ihren Flügeln sichtbar. Ich blickte hin und erschaute vier Räder neben den Kerubim, je ein Rad neben jeglichem Kerub; die Räder schauten aus wie blinkender Tarsisstein. Die Vier sahen aus, als ob sie einander glichen, als ob ein Rad inmitten des andern sich befände. Wenn sie liefen, so liefen sie nach ihren vier Seiten hin, sie wandten sich nicht, wenn sie sich bewegten, sondern da, wohin sich das Vorderrad richtete, liefen sie hinter ihm drein; sie wandten sich nicht, wenn sie liefen. Ihr ganzer Leib aber, ihr Rücken, ihre Hände, ihre Flügel und die Räder waren ringsum mit Augen angefüllt. Die Räder erhielten vor meinen Ohren den Namen „Galgal“ (Gewirbel). Vier Antlitze aber hatte ein jedes Lebewesen: Sein erstes Antlitz war das Antlitz eines Stieres, sein zweites Antlitz das eines Menschen, das dritte das eines Löwen und das vierte das eines Adlers. Die Kerubim aber stiegen in die Höhe; es waren die gleichen Lebewesen, die ich am Kebarflusse erschaut hatte. Liefen die Kerubim, so liefen auch die Räder neben ihnen; erhoben die Kerubim ihre Schwingen, um von der Erde in die Höhe zu steigen, dann wandten sich auch die Räder nicht von ihnen fort. Blieben sie aber stehen, dann blieben auch jene stehen; stiegen sie in die Höhe, dann stiegen auch jene mit ihnen zusammen in die Höhe; denn Lebensgeist war darin. Alsdann verließ der Lichtglanz des Herrn die Tempelschwelle und stellte sich über den Kerubim auf. Die Kerubim brachten ihre Schwingen in Bewegung und erhoben sich vor meinem Antlitz von der Erde in die Höhe; bei ihrem Wegzug waren auch die Räder zugleich mit ihnen. Sie hielten am Zugang des östlichen Tempeltores an, und die Majestät des Gottes Israels thronte oberhalb von ihnen. Es war dasjenige Lebewesen, das ich unterhalb des Gottes Israels am Kebarflusse erschaut hatte; ich erkannte, daß es Kerubim waren. Vier Antlitze und vier Flügel hatte ein jeder; etwas, was Menschenhänden gleichsah, war unter ihren Schwingen. Von dem Aussehen ihrer Antlitze kann ich sagen, daß es die gleichen Gesichter waren, die ich am Kebarflusse geschaut hatte; sie gingen ein jeder geradeaus vor sich hin.

[In diesem Zusammenhang ist eine Stelle (Ez 9, 4) wichtig, die in den modernen Bibelübersetzungen etwas unscharf wiedergegeben wird:

Der Herr sprach zu ihm: „Ziehe mitten durch die Stadt (Jerusalem), und ritze den Buchstaben Taw auf die Stirn der Männer, die über all die Greueltaten, die man in ihrer Mitte verübte, stöhnen und klagen.“]

Im Neuen Testament wird nur ein einziges Mal auf die Kerubim Bezug genommen:

Und zwar in Hebr 9, 3-5, wo über den unvollkommenen Opferdienst des Alten Bundes geschrieben wird:

Hinter dem zweiten Vorhang war das Zelt, das man „das Allerheiligste“ nennt. Es enthielt den goldenen Rauchopferaltar und die von allen Seiten mit Gold belegte Bundeslade, in der ein goldener Krug mit dem Manna, der grünende Stab Aarons und die Bundestafeln sich befanden und darüber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Versöhnungsschrein überschatteten. (neue Übersetzung: „über ihr waren die Kerubim der Herrlichkeit, die die Sühneplatte überschatteten). Von diesen Dingen soll jedoch im einzelnen jetzt nicht gesprochen werden.


Kleiner Tip noch: Wer bei seinen Recherchen zu den Kerubim auch auf die Shekinah stößt, darf den Rebbe beruhigt auch danach fragen – er sollte ihn aber nicht nach der Bedeutung des „Baumes des Lebens“ fragen – den der ist den Anhängern des Alten Bundes noch verborgen.

Herzlichst,
Hubert




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