Re: Jammern statt Handeln (mal grundsätzlich betrachtet)

Geschrieben von Johannes am 04. Februar 2005 14:34:43:

Als Antwort auf: Der deutsche Punk, sozusagen. Chaostage in FfM ..... geschrieben von NoPasaran am 04. Februar 2005 13:07:07:

> Hallo z'sammen,


Hallo NoPasaran,

aber wenn man die Situation betrachtet, so bleibt es doch immer das selbe - einige schimpfen und lamentieren (z.B. wir), während andere (z.B. die Banken) handeln. Und dann jammern und lamentieren wir weiter, daß die ihre Ziele, die wir nicht teilen, auch erreichen - und beklagen uns weiter darüber, daß die Welt so ist, wie sie ist.

Ja, aber müssen wir uns denn da wundern? Was glaubst Du, warum ich das Zinsthema im Zukunftsforum so intensiv anspreche? Vielleicht hört sich meine Unterscheidung zwischen Zins und Verschuldung so an wie die Diskussion darum, was früher war (die Henne oder das Ei?), aber für die Suche nach dem richtigen Lösungsansatz halte ich das für sehr wichtig. Denn einmal schieben wir die Verantwortung wieder auf die anderen (das System sei falsch; die anderen müssen was ändern; ich bin ja nur Opfer; ...), während es im anderen Fall deutlicher wird, daß es an uns liegt, den Kreislauf zu beenden. Und zwar angefangen bei uns, nicht durch Forderungen an andere, die sich auf absehbare Zeit doch nicht erfüllen werden.

Okay, aber zur Deutschen Bank. Natürlich könnte ich jetzt in den großen Chor mit einstimmen, der auf die Banken schimpft. Aber, mal ehrlich, handeln die denn anders als wir?

Frag doch mal den Durchschnittsfori, wo er seine Lebensmittel einkauft: Im Tante Emma Laden, wo die Preise hoch sein müssen, oder dort, wo durch Großmengen und Rationalisierung die Preise etwas billiger sind? Und ich bin überzeugt, über 90% geben ihr Geld dort aus, wo es sie am billigsten kommt. Sie berücksichtigen noch den Weg zum Laden bzw. wie bequem man dort hinkommt, aber soweit ihr Einsatz vertretbar ist, kaufen sie dort, wo es am billigsten ist - also die meisten Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden im Verhältnis zum Umsatz.

"Ja, aber, ich kann doch nicht anders, ich muß ja auf mein Geld achten. Aber die da, die könnten doch ruhig mehr Handarbeit bezahlen, statt Maschinen einzusetzen."

Aber können die das? Können die wirklich anders handeln, wenn wir eben gerade dort nicht kaufen, wo so gehandelt wird, wie wir es fordern, weil es dort dann im Vergleich zu teuer erscheint?

Oder nimm ein anderes Beispiel, da bei Lebensmitteln vielleicht doch ein wenig das gute Gefühl mitspielt, nicht nur der Preis: Bei welcher Bank ist denn der Durchschnittsfori? Wohl seltener bei der Deutschen Bank, aber im allgemeinen doch bei der örtlichen Sparkasse/Volksbank oder der Postbank. Ja, aber machen die denn wirklich etwas anders als die Deutsche Bank, nur eben etwas in kleinerem Maßstab?

Warum nur über das falsche Verhalten der anderen schimpfen, statt selbst anders zu handeln? Vielleicht über die kleine Genossenschaftsbank, bei der ich Teilhaber werde und somit das Konzept auch finanziell mittrage? Und auch bereit bin, mal etwas höhere Kosten zu zahlen, wenn dies durch das andere Handeln meiner Bank eben nötig ist? Oder schaue ich mich dann wieder um, wo es am billigsten ist, auch wenn dieser Preis genau durch das erkauft wurde, was ich dann wieder kritisiere, sobald es im großen Maßstab deutlich wird?

Die Zins- und Schuldendiskussion möchte ich bewußt im Zukunftsforum fortführen, da wir dort auch angefangen haben. Ich schreibe dies hier nur als Erläuterung, warum ich es nicht effektiv finde, nur auf andere zu zeigen und zu sagen, was DIE falsch machen. Nein, ICH kann es anders machen und ICH kann und muß anfangen. Ansonsten frißt das nur unsere Energie auf und wir kommen nicht voran, während die, die wir kritisieren, einfach handeln und vorankommen. Und wir wundern uns dann, daß es erst recht so kommt, wie wir es immer beklagt haben. Aber müssen wir uns da wirklich wundern?

Ich spreche hier nicht speziell Dich an, eher die allgemeine Situation. Die Diskussionen gehen doch oft in die Richtung, Schuldige auszudeuten (DIE betrügen uns, DIE sind an allem Schuld, DIE sind sogar bereit, New York einzuäschern, um an der Macht zu bleiben, DIE ...). Und sogar für die Folgen der Verschuldung (für die auch Du und ich Leistungen bekommen haben) machen wir dann DIE verantwortlich bzw. das System. Aber eben wiederum nicht uns selbst, die wir vorher die Vorteile genossen haben (all die Leistungen, die auf Pump finanziert wurden), uns nun aber beklagen, wenn wir die Rechnung in Form des Zinses präsentiert bekommen.

Und gerade vor diesem Hintergrund finde ich die Prophezeiungen sehr interessant. Viele Prophezeiungen zeigen uns eine Dimension auf, der frei ist von diesem kurzfristigen Vorteilsdenken. Sie sagen einfach, so wird es kommen bzw. zeigen teilweise auch auf, wie wir etwas ändern können (je nach Art der Prophezeiung). Aber sie stehen über den üblichen Auseinandersetzungen, so daß sie für uns auch von daher besonders interessant sein können.

Eben deshalb versuche ich auch, das Forum etwas aus den allgemeinen Streitereien herauszuführen. Nicht, daß diese Themen völlig unnütz wären, aber hier geht es um einen anderen Ansatz. Und woanders können wir dann die anderen Themen vertiefen, die das ergänzen.

Dies mal als Hintergrund, damit vielleicht etwas klarer wird, wir ich zu meiner Haltung komme, daß bestimmte Dinge im Forum nicht so sinnvoll sind. Wir sollten z.B. durchaus festhalten, daß die Deutsche Bank massiv Stellen abbaut. Dies wird Auswirkungen haben, gehört also zur Entwicklung dazu. Aber lange zu jammern, weil die im Großen tun, was wir selbst nur im Kleinen tun? Nein, das hilft nicht weiter. Dann lieber das vertiefen und dort HANDELN, wo WIR etwas tun können.

Gruß

Johannes


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