Israel beschlagnahmt Land in Ost-Jerusalem im großen Stil

Geschrieben von NoPasaran am 29. Januar 2005 12:41:58:

Als Antwort auf: Nachrichten 29.01.2005 (owT) geschrieben von NoPasaran am 29. Januar 2005 11:16:59:


Hallo mit'nander,


das kommt frisch aus der telepolis, und es ist schon nicht ganz ohne, in zweifacher Hinsicht:

Erstens einmal der Fakt an sich. Wobei der Zeitpunkt - auch wenn offensichtlich die Voraussetzungen dafür schon letzten Sommer geschaffen wurden - nicht so ungeschickt gewählt wurde: Dabbljuh der Gestörte nicht nur wieder fest im Sattel, sondern in Sachen Iran unter Umständen bis möglicherweise bis wahrscheinlich auf tatkräftige israelische Mitarbeit angewiesen, und alle Welt redet grad wieder mal von Ausschwitz.

Dazu, um das klarzustellen: Die Geschichte ist aberwitzig. Aus dem, was dem jüdischen Volk während des dritten Reiches angetan wurde, läßt sich nur ein Schluß ziehen: Sowas darf nie wieder geschehen. So weit, so gut. Was nun die Reaktion des jüdischen Volks selber betraf/betrifft, so hat sich da was zweigeteilt, nämlich: Auf zwei verschiedene Blickwinkel aufgespalten. Der eine ist die Ansicht, man müsse vor allem schauen, das man selber nicht etwas derartiges tue, das man bei sich selber anfangen müsse mit dem 'Sowas darf nie wieder geschehen', wie das beispielsweise von Yeshayahu Leibowitz mit Verve vertreten wurde (hier auf deutsch). Der andere besagt, daß letzlich alles erlaubt sei, um zu verhindern, daß einem nochmal sowas passiert, pointiert ausgedrückt: "Wir fragen nicht mehr, ob das erlaubt ist, was wir tun, schließlich war das, was uns angetan wurde, auch nicht erlaubt", und das ist leider der Blickwinkel, der in Israel dominiert - wobei ein nicht zu knapper Teil der Bevölkerung von von Rechten bis extremen Rechten - sekulär wie auch religiös - in Geiselhaft genommen ist.

Wobei das imho nicht primär eine Frage von rechts und/oder links ist, sondern eher, wie rabiat nationalistisch gebärdet sich der Zionismus - Erzbischof Tutu immerhin bezeichnete Israels Umgang mit dem Palästinensern als 'Apartheit', und der muß es ja nun wirklich wissen. Interessant ist im Zusammenhang damit folgendes: Leibowitz postuliert, daß der Judaismus (lies: Die auf der mosaischen Religion basierende soziokulturelle Entität) bereits seit zweihundert Jahren tot sei. Wenn das stimmt, dann könnte man den Zionismus - der ja seinerseits eine Reaktion des jüdischen Volkes auf den anwachsenden politischen Antisemitismus durch die sich herausbildenden Nationalismen im neunzehnten Jahrhundert war, nach nicht viel weniger als zwei Jahrtausenden der Diaspora, mitsamt dann und wann mehr oder weniger heftigen Progromen, leider meist mehr - dann könnte man den Zionismus auch als etwas betrachten, das sich halt eine gerade freigewordene ökologische Nische im weltgeistlichen Raum gekrallt hat. Da hängen noch weiter interessante Deutungsmöglichkeiten dran, aber das würde hier zu weit führen.

Zurück zum Aktuellen: 'Israel beschlagnahmt Land in Ost-Jerusalem im großen Stil'. Das, und nur das, ist, was sich die Leute, die in Israel zur Zeit politisch das Sagen haben, unter einem gerechten Frieden mit den Palästinensern vorstellen - wobei 'gerecht' hier im Kontext des zweiten der oben dargelegten Blickwinkel zu interpretieren ist. Es braucht vermutlich nicht viel Phantasie, um sich klarzumachen, daß die Palästinenser das etwas anders sehen dürften.

Was zum zweiten interessanten Punkt führt: Wie war das mit dem Irlmaier sein 'Shalom, Shalom' ?

Denn solange Sharon und Co. - mit dem Wort B-u-s-h-a-r-o-n muß man hier ja etwas tricksen - an der Macht sind, wird sich da nicht wirklich was ändern in Richtung auf einen Frieden in der Gegend hin, und die Palästinenser sind sowieso und generell in einer Zwickmühle.

Bleibt also als Deutungsmöglichkeit, daß sich das 'Shalom, Shalom' auf eine der inzwischen allgemein lieb und wert gewordenen popolitischen Public-Relations-Aktionen in dieser Angelegenheit bezieht: "Jetzt hamma a Raodmap, jetzt wird alles gut." (Merke: Nicht nur wir hamma a Raodmap, Hamas tut auch eine hamma. Die sieht vermutlich etwas anders aus.)

Was ist da als 'Shalom, Shalom' zu bewerten ? Kann's sein, daß wir schon da sind ? Denn die Situation jetzt, nach Arafats Abgang, hat schon
ein bißchen was von singulär an sich.

Nämlich: Keine Ahnung. Kommentare würden interessieren .....


lg NoPasaran





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