Folter und Vergewaltigung unter "Mörder" Putin-Proteste nehmen zu!
Geschrieben von H.Joerg H. am 22. Januar 2005 15:15:39:
Als Antwort auf: Nachrichten (Samstag, 22. Januar 2005) (owT) geschrieben von Hubert am 22. Januar 2005 12:36:11:
Tag zusammen
In der russischen Ural-Stadt Blagoweschtschensk (übersetzt="gute Nachricht") und darüber hinaus, kursieren seit Anfang des Jahres schauderhafte Meldungen aus der 30.000 Einwohner zählenden Provinz.
Im Dezember verprügelten dort Polizisten zur "Vorbeugung der Kriminalität" in drei Tagen 1.000 willkürlich festgenommene Einwohner. 400 Verletzte mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Nach Zeugenaussagen wurden zudem in Polizeirevieren Männer gefoltert und Frauen vergewaltigt. Mittlerweile sagen Polizisten gegen eigene Vorgesetzte aus, die den Skandal vertuschen wollen.
Die russische Führung indes verschweigt praktisch die Vorgänge, so ist es nicht verwunderlich, dass sich in der misshandelten Stadt ein Volksprotest zusammenbraut.Typisch Russland: Die Bürger, die die Staatsmacht als eine existentielle Bedrohung empfinden, sehen keinen anderen Ausweg, als auf die Straße zu gehen. Jahrelang galt diese Art des Protestes wegen politischer Apathie als unvorstellbar, denn hohe, Devisenbringende Ölpreise und die fantastische Popularität Wladimir Putins, der seine Gegner "neutralisierte", sicherten die Ruhe Russlands. Ihrem "Präsidenten der Hoffnung" zuliebe ertrugen Millionen Menschen die Armut und sahen über Probleme hinweg. Jetzt lässt der Putin-Zauber nach.
Neben dem relativ schwachen Wirtschaftswachstum 2004 (statt 8 Prozent waren es um die 6,4 Prozent) zählen die Vorgänge der Tragödie in Beslan (Putins Antwort auf den Terror waren die Abschaffung der Direktwahl der Governeure und die Machtkonzentration im Kreml) ebenso wie die Affäre um den Öl-Riesen Yukos, welche Investoren verschreckte, sowie die gestiegenen Verbraucherpreise und die Abwertung des Dollars - der Lieblingswährung der Russen - als weitere Destabilisierungsfaktoren des Riesenreiches Russland, und insbesondere wird mehr und mehr Putins Macht in Frage gestellt.
Alleine im Herbst 2004 gab es 100 mal mehr Streiks als im gesamten Jahr 2003. Anfang 2005 wurde als Gegenstück zur Putin-treuen Jugendbewegung "Gemeinsam gehen" eine Bewegung "Ohne Putin gehen" gegründet. Seit Wochen erschüttern zudem Proteste der sozial-schwachen Menschen das Land - bislang haben mehr als 120.000 Rentner, Studenten und Staatsdiener in 42 von 89 Regionen gegen Putins Sozialreform demonstriert, die den Wegfall der kostenlosen Sachleistungen des Staates vorsieht.
Die Demonstranten tragen Plakate mit Aufschriften wie "Putin ist ein Mörder". So etwas hat Russland noch nie erlebt.
So scheint es, als sei der herrschsüchtige Autokrat in seine eigene Falle geraten. Jahrelang begründete Putin seine wachsenden Ansprüche an die Macht mit einem Argument: Als Präsident müsse er für alles verantwortlich sein. "Das Volk scheint den Gedanken abgelegt zu haben, der Kremlchef sei tadellos", so ein Moskauer Soziologe.
(Für die "Nahe-Zeitung", mit "persönlichen" Einflüssen wiedergegebener Artikel des Moskauer Korrespondenten Alexei Makartsev von heute, dem ich an dieser Stelle ein Lob zollen möchte, da er die journalistische Kraft besitzt, nicht den Herrschenden nach ihrem Mund zu reden. Solch offen-ehrliche Berichterstattung wünsche ich mir ebenso aus der Diktatur der Vereinigten Staaten von Amerika!)
Es grüßt Jörg