Der ehrlichste aller Gottlosen
Geschrieben von Hubert am 09. Januar 2005 15:56:38:
Als Antwort auf: Re: Manno, was soll ich da jetzt antworten ... geschrieben von another am 09. Januar 2005 15:47:24:
Hallo another,
für manche erhellend mag auch folgender Auszug aus einer Predigt Kardinal Meisners sein:
Wo der Mensch in Anbetung nicht mehr niederkniet, dort gerät er außerhalb der Augenhöhe Gottes, und dann schwindet Gott vor seinem Angesicht, dann geht die Sonne unter, dann naht die große innere Kälte. „Du wirst niemals mehr beten, niemals mehr anbeten, niemals mehr in endlosem Vertrauen ausruhen; du hast keinen fortwährenden Wächter und Freund für deine sieben Einsamkeiten; du liebst ohne Ausblick auf ein Gebirge, das Schnee auf dem Haupte und Glut in seinem Herzen trägt. Es gibt keine Vernunft in dem mehr, was geschieht, keine Liebe in dem, was dir geschehen wird.“ Das hat nicht irgendein frommer Mystiker geschrieben, sondern der ehrlichste aller Gottlosen, Friedrich Nietzsche, in seinem Buch „Fröhliche Wissenschaft“. Und in einem anderen fährt er mit Fragen fort: „Wer wärmt dich? Wer liebt dich noch?“ – Das ist die Hölle. Ich wiederhole es noch einmal, sie hat nicht ein Christ an die Wand gemalt, sondern Friedrich Nietzsche, der Ehrlichste der Gottlosen. Wo aber der Mensch in der Anbetung niederkniet, d.h. auf die Augenhöhe Gottes geht, dort wird er geadelt, und dort gewinnt er Niveau.
Herzlichst,
HubertHier der Link zum vollständigen Predigttext:
http://www.kath.net/detail.php?id=9402