Re: Was ist Sittenverfall?
Geschrieben von Helberg am 08. Januar 2005 16:30:44:
Als Antwort auf: Was ist Sittenverfall? geschrieben von Samnico am 08. Januar 2005 01:12:29:
>Hallo,
>ich zitiere mal aus KLL und lasse bewußt die marianischen Prophezeiungen weg:
>"Dann kommt es zum Verfall der Sitten (Sepp Wudy);""Große Sittenverderbnis herrscht (Josef Kugelbeer);""Tendenzen in den Herzen und Seelen der Menschen sind so, daß es zu einem großen Unheil kommt (Edgar Cayce);""Ein großer Wohlstand führt zu Glaubensabfall und Sittenverderbnis (Irlmaier);"
>Meine Frage nun,was ist konkret beim "Sittenverfall" gesehen worden oder mit diesem Begrff gemeint?
>Ist es die Sexualmoral? Ist es die Gier nach Geld und die damit verbundene Korruption? Ist es das Primat des Kapitals? Ist es die Abkehr von "Gott" über Laizismus, Rationalismus, Pluralismus, political correctness etc.? Ist es die nachlassende Sensibilität im Umgang miteinander und zunehmende Kälte? Ist es die Nichtakzeptanz von Autoritäten etc.? Ist es das Vergessen der Vorfahren und ihrer Werte? Oder was?
>Wie und wo kann ich Sittenverfall festmachen?
>Dabei interessieren mich nicht aktuelle "Schweinereien", sondern mehr, was die "Seher" damals mit Sittenverfall wohl gemeint haben könnten.
>Gruß SamnicoIch halte Sitten für den Klebstoff einer Gesellschaft. Wenn Freizügigkeit (wie bei den Hawaiianern vor der Christianisierung) dazugehört und eine stabiles Gefüge daraus ensteht, so halte ich das für sittlich.
Sittenverfall ist für mich das Auflösen dieses Klebstoffs. Er wird nicht betrieben von Jugendlichen (wie es in allen Kulturen beklagt wurde) sondern von Erwachsenen, die mit bestehenden Strukturen unzufrieden sind (warum auch immer) und "freie Radikale" (chemisch wie politisch) nutzen um den Klebstoff zu beseitigen. Normalerweise geht es dabei um das Aufweichen bestehender Machtstrukturen. Je nachdem wieviel Widerstand die (konservative) Gesellschaft dem entgegensetzen kann oder will, zerfallen die Sitten.
Da eine stabile Gesellschaft für den Zusammenhalt bestimmte Regeln braucht, wird sich nach dem Verfall eine neue Gesellschaft mit neuen (oder alten) Sitten herausformen. Generell ging es dabei den "Lösungsmitteln" immer an den Kragen.
Daß viele heute den Egoismus der Menschen beklagen, paßt zu dem oben genannten Spalten bestehender Machtstrukturen. Individualisten sind leichter zu beeinflussen und zu manipulieren als große Gruppen. "Divide et impera" - wie alt ist diese Erkenntnis schon und wie oft machen wir sie uns bewußt?
Im Hinblick auf die Prophezeiungen, denke ich, geschieht ein Sittenverfall immer in den Ländern, die an ein Reich angeschlossen werden sollen (Aufgabe der eigenen Sitten zugunsten der des Mächtigeren, oder gezielt (Opiumkrieg mit China)) oder in einem Reich selbst, wenn die Mächtigen sich nicht mehr einig sind.
Gruß Helberg