Gespräch mit Braunschweig und erste technische Einschätzung
Geschrieben von Johannes am 06. Januar 2005 03:00:59:
Als Antwort auf: Aus aktuellem Anlass: eine Umfrage bezg. Funk-und Quarzuhren o.t. geschrieben von Dunkelelbin am 04. Januar 2005 23:04:53:
Hallo Dunkelelbin,
zusätzlich zu dem von Dir genannten Zeitrahmen (12 Tage) scheint sich ja ein Problem Mitte Dezember herauszukristallisieren. Ich habe deshalb heute in Braunschweig angerufen, um Mäheres zu erfahren:
Einen Senderausfall gab es für insgesamt etwa 1,5 Stunden am 9.11.2004,
zwischen 14:30 und Mitternacht.
Eine weitere Abschaltung von 13 Minuten wurde am 18.12. gegen 03:45
registriert. Sonst läuft der Sender ohne Störung.
Gehäufte Rückmeldungen sind nicht vorgekommen.
Kurz @Mr Bond:
> das signal besteht im grunde aus pulsen. moduliert. ich könnte mir vorstel-
> len, dass wenn der hauptsender kein puls sendet, ein fremdsender hier ein
> puls senden kann. deine uhr merkt dann nicht, dass eigentlich gar kein puls
> kommen sollte und wird ihrgentwas machen. halt das was ein puls an dieser
> stelle bezwecken kann.Eine Unterbrechung ist nicht tragisch, da die Uhren dann weiter als Quarzuhr laufen.
> das muß natürlich sehr gut abgestimmt sein. die umstellung von sommerzeit
> auf winterzeit wird, so glaube ich, nur mit einem puls zu einer bestimmten
> sekunde in einer minute, bestimmt.Die Uhren stimmen sich in der Regel einmal in der Stunde neu mit dem Signal ab, dazwischen läuft nur die Quarzuhr. Sprich, wenn der Sender in dieser Zeit für ein paar Minuten ausfällt, dann sollte die Uhr das gar nicht merken. Schwierig wird es nur für die Uhren, die sich z.B. nach einem Batteriewechsel neu synchronisieren wollen, die finden dann kein Signal.
Zu den möglichen technischen Ursachen:Auf der einen Seite sind die für mich noch völlig rätselhaft, da, wie gesagt, selbst eine Unterbrechung nichts ausmachen sollte, wenn die Funkuhr bereits in Betrieb ist. Aber im Gespräch mit Braunschweig bekam ich auch geschildert, daß der Empfang im Winter generell schlechter ist.
Das DCF77-Signal wird auf Langwelle übertragen. Die breitet sich in der Nähe des Senders nur direkt über den Boden aus, sie wird aber auch in der Atmosphäre in weite Entfernung gespiegelt. Daß dies nur in weite Entfernung geschieht liegt daran, daß die Atmosphäre ein schlechter Spiegel für Langwelle ist. Vergleicht es am besten mit einem Stein, den Ihr ins Wasser werft: Wenn Ihr ihn fallen laßt, geht er schnurstracks unter, wenn Ihr ihn aber flach auf das Wasser werft, wird er weit springen. Und so werden auch nur die flach abgestrahlten Wellen reflektiert (der Rest wird verschluckt bzw. landet im Weltraum) und das flache Abstrahlen führt dazu, daß diese Wellen erst in weiter Entfernung wieder auf die Erde treffen.
Langer Rede, kurzer Sinn: Normal empfängt man die Uhrzeit direkt über die Bodenwelle. Im Winter nimmt aber die Fähigkeit der Atmosphäre zu, die Wellen zu reflektieren, so daß dann ab einem bestimmten Punkt tatsächliche beide Wellen merkbar empfangen werden (ca. ab 300 km, gerechnet ab Mainflingen, Raum Frankfurt/Main). Die Bodenwelle kommt dabei schneller ans Ziel als die reflektierte Welle, da diese ja einen Umweg machen muß. Und dieser Umweg verändert sich regelmäßig und so kommt es zu "Fading", man hat also ein sehr wechselndes Empfangssignal und die Uhren könnten Schwierigkeiten haben, sich neu zu stellen.
Parallel dazu nimmt leider auch der Eloktrosmog zu, während der Sender DCF77 gleich stark bleibt und somit leichter in den allgemeinen Störgeräuschen untergeht. Gerade im Winterhalbjahr. Und wenn ich das richtig einschätze, sollte das Empfangsproblem durch das o.g. Fading besondern dann auftreten, wenn es dunkel ist (@Elbin und andere: Waren die Probleme tagsüber oder in der Nacht?)
Noch eine Info aus Braunschweig:
Die Beobachtung, dass mehrere Uhren am gleiche Ort verschieden anzeigen,
spricht für eine lokale Störung, die mal mehr mal weniger Einfluss hat.Ich wäre also an weiteren Beobachtungen interessiert, ob die Störungen wirklich nur lokal sind (derzeit scheint es ja nicht so).
Gruß
Johannes