Re: @Lorberfreund - Frage an den Lorber-Spezialisten
Geschrieben von Lorberfreund am 05. Januar 2005 08:06:03:
Als Antwort auf: Re: @Lorberfreund - Frage an den Lorber-Spezialisten geschrieben von Weltfremder am 04. Januar 2005 16:00:08:
Danke Weltfremder,
dem kann ich mich nur anschließen.
Herzliche Grüße,
Lorberfreund
>Hallo Berliner,
>soviel weiss ich wohl von dem Werke auch, um zu wissen, dass diese oberflächliche Interpretation der gefunden Textstellen nicht haltbar ist und in eine Richtung abziehlt.
>Damit man wenigstens halbwegs weiss, worum es hier geht, hab ich die besagten Textstellen, auf die Du dich beziehst, mal kurz verfügbar gemacht und setze einen Link hier rein. Ich werde diese aber nur solange online lassen, bis der Artikel hier im Archiv verschwindet, damit es niemandem ein Ärgernis ist, dass ich das getan habe:
>Jakob Lorber - "Die Erde", Kapitel 74 tt
>Generell muss man beim Lesen des gesamten Werkes zur Kenntnis nehmen, dass das Werk immer wieder große Widersprüche in sich zu tragen scheint. Da wird über eine Sache so gesprochen und ein paar Kapitel weiter wieder genau entgegengesetzt.
>Das Werk selbst gibt halbwegs Aufschluß darüber, warum das so ist: Es geht um geistige Inhalte, die materiell nicht erfasst werden können. Soll der Geist im Menschen aber geweckt werden, um den Menschen zu hellerer Lebenstätigkeit zu veranlassen, dann geht das am besten, indem man ihn in allerlei scheinbare Widersprüche versetzt und er schließlich selbst anfängt tätig zu werden und zu suchen.
>Die Bibel ist übrigens ganz im gleichen Geiste geschrieben. Für den einen ist sie blanker, allergrausamster Humbuk, der Suchende aber findet in und durch sie.
>Was das jüdische Volk angeht, so wird dies bei Lorber immer wieder als das Volk Gottes hervorgehoben. Die Besonderheit dieses Volkes zieht sich durch das ganze Werk wie ein roter Faden:
>GEV 1, 27 (9-10):
>
> 09] »Ihr besteiget wohl den Berg und betet daselbst, aber ihr wisset es nicht, was ihr da betet, und wen ihr anbetet. Desgleichen ist es auch bei denen, die zu Jerusalem anbeten; sie laufen wohl in den Tempel und machen da ein gräßliches Geplärre, aber sie wissen es auch nicht, was sie tun und was sie anbeten!
> 10] Aber dennoch, wie Gott durch den Mund der Propheten geredet hat, kommt das Heil nicht von euch, sondern von den Juden! Lies nur den dritten Vers im zweiten Kapitel des Propheten Jesajas, und du wirst es finden!«
>
>GEV 1, 187 (10):
>
>10] Ich aber wandte Mein Gesicht ab von den Pharisäern und fing an, Mich mit dem Volke zu besprechen. Ich zeigte ihm, wie es nicht billig sei vor Gott, das Judentum zu verlassen, weil das Heil aller Menschen nur von den Juden komme, und daß sie wieder, so wie es zuvor einige im Herzen getan haben, zum Judentume zurückkehren sollen der vollen Wahrheit nach, ansonst es nicht möglich sei, die Kindschaft Gottes zu erlangen.
>
>Auf der nächsten Seite aber wieder wird das jüdische Volk auf das krasseste getadelt seiner gänzlichen Verworfenheit wegen, da es sich vom wahren Gott ab- und der Welt und ihrer Schätze zugewendet hat. Es kommt also auch hier beides vor. Da von einer bildzeitungshaften Einseitigkeit auszugehen ist geistlos!
>Was die "Christen" betrifft, so muss dies weiterhin dahingehend recht verstanden werden, dass dem Geiste des Werkes nach ein Christ wohl nie ein Mensch ist, der in einem bestimmten Weltteil unter bestimmten Umständen geboren und dann in einer bestimmten Art erzogen und aufgewachsen ist, sondern dass ein Christ ein Mensch ist, der im Geiste Christi lebt. Der Geist Christi aber ist allem anderen voran die Nächstenliebe, wie das Werk immer und immer wieder aufzeigt. Es wird deshalb auch oft genug gesagt, dass es egal ist, wo ein Mensch herkommt (bitte fragt mich jetzt nicht nach Textstellen hierzu - sie sind da, ich will jetzt aber nicht ewig drin rumsuchen), sondern wichtig ist nur seine Gesinnung. Dementsprechend ist auch mancher Moslem, Inder, Russe, Chinese etc. oft mehr ein Christ, als jene, die den Herrn "mit den Lippen preisen", den neben ihnen Verschmachtenden (sei es nun leiblich oder seelisch) aber vergessen. Auch das ist im Werke oft genug im Klartext ausgesagt!
>Weiterhin ist aber auch gesagt, dass zur wahren Lebensvollendung nur derjenige gelangen kann, der Christus wohl als das erkennt, was er ist. Dass das vielen in anderen Weltteilen aber das aufgrund ihrer Erziehung und sozialen Umstände verborgen bleibt und sie nie eine Kenntnis von der christlichen Lehre bekommen, ist sehr zweitrangig, denn zuerst muss der Mensch lernen seinem Nächsten Gutes zu tun. Ist er in seinem Wesen darin einmal stark geworden, wird für das andere auch gesorgt werden - egal wo und unter welchen Umständen er sich befindet. Die allermeisten Menschen gelangen im Leben ehedem nicht so weit, und nach diesem Leben ist eine solche Lehre der freien Seele viel leichter zu geben, so sie einen entsprechenden Reifegrad erreicht hat.
>Was also die Beurteilung diverser Völker in der herbeigezogenen Textstelle angeht, so sind darin ja nur, wie auch ausdrücklich gezeigt, die geistigen Verhältnisse gezeigt, in jenen diese Völker aufgrund ihrer meist von einer herrschsüchtigen Oberschicht gegebenen Lehre (was auch für unser heutiges Christentum in hohen Maße gilt) gezogen werden. Eine Verwerfung der Menschen kann dort nirgends herausgelesen werden.
>Im Übrigens werden auch dort nicht alle Völker über einen Kamm geschoren.
>Zum Beispiel wird im Lorberwerk oft genug der Mensch, wie er im Rohzustand ist (das wiederum ist unabhängig von sozialem Stand und materiellem Reichtum), mit einem Polypen verglichen - so wie gewisse Juden hier mit Schweinen - der alles an sich zieht, das er kriegen kann und das ihm zusagt. Denn ein solch roher Mensch sieht meist auch nicht anderes, als wie er seine Fress- und Popgier befriedigen kann und kümmert sich um nichts anderes als das. Was um ihn herum passiert geht ihn solange nichts an, wie es ihn nicht bei der Befriedigung seiner Triebe stört. Passiert aber etwas, das ihn hierbei stört, wird er nur zusehen diese Ursache möglichst schnell ausschalten zu können. Würde er nicht durch sanktionierte Gesetze oder soziale Umstände in Schranken gehalten werden, wäre ihm dazu auch jedes Mittel recht.
>Werden also bestimmte Völker mit Tieren verglichen, so ist dies in der selben Weise zu verstehen. Macht aber jemand aus solch einem Vergleich etwas bosartiges, so kann ein solcher Gedanke nur auf dem Boden des höchst eigenen Herzens gewachsen sein.
>Ich kann nur empfehlen das Werk aufmerksam und wohlwollend zu lesen und dann zu urteilen, anstatt willkürlich Bruchteile rauszuziehen um sie in die eine oder andere Richtung zu verwenden.
>Wem das zuviel Arbeit und Zeit bedeutet, der enthalte sich besser jeglichen Urteils, wie man es generell im Leben tun sollte.
>Viele Grüße,
>Weltfremder
>Um vielleicht einen Einblick in das pro und kontra zu erhalten, unter dem bei Lorber sämtliche Aspekte beleuchtet werden, empfehle ich die Auslegung der Gebote. Als Beispiel picke ich hier nur mal ganz willkürlich das siebte raus.
>Wer noch weiterhin Lust verspürt zu lesen um dadurch vielleicht ein bischen besser zu verstehen:
>GEV 8, 115 (5-12):
>
> 05] Ich könnte alles das, wie es nun besteht, wohl mit einem Gedanken ändern, und das ganze Haus des Herodes bis auf seine entferntesten Verwandten bestünde nicht mehr, aber Ich tue das dennoch nicht, weil er als eine Zuchtrute für den Geiz und für die Hoffart des Volkes von Gott zugelassen ist.
> 06] Denn als die Juden unter den Richtern standen, hatten sie außer dem Zehnten keine Steuern und waren reich und mächtiger denn irgend ein Volk der Erde. Da wurden sie übermütig in ihrem Glanze und wollten einen König haben, der an Glanz, an Pracht und an Macht alle Könige der Erde überträfe. Und es ward ihnen ein König gegeben. Aber mit ihm kam auch alles Elend über das mit der Regierung Gottes unzufrieden gewordene Volk.
> 07] Da murrten und klagten die Menschen noch ärger denn jetzt, und viele baten Gott um Abhilfe; aber Gott ist nicht ein Wesen, das gleich einem Menschen von heute bis morgen seinen einmal gefaßten Entschluß ändert - denn täte Er das, so bestünde schon lange keine Erde und keine Sonne mehr! -, und so beließ Er denn auch die Juden unter den Königen. Die Könige aber waren so lange weise und leiteten das Volk gerecht, als das Volk selbst gut und weise und gerecht nach den Gesetzen Gottes verblieb. Wie sich aber das Volk unter sich zu übernehmen begann und Hurerei und allerlei Ungerechtigkeit zu treiben anfing, da wurden auch unweise und harte und ungerechte Könige über dasselbe gesetzt.
> 08] Und als das ganze Judenvolk bis auf nur wenige nahezu ins Heidentum überging, da kam es denn auch in die Gefangenschaft der Babylonier, damit es da erfahre, wie sich's unter der Herrschaft der finstersten Heiden leben läßt. Da erst kehrte das Volk wieder zu seinem alten und allein wahren Gott zurück, und Gott machte es wieder zu einem selbständigen Volke und gab ihm weise und gerechte Lenker.
> 09] Aber es dauerte abermals nicht lange, und das Volk verfiel in seine alten Sünden und Übel, und Gott stellte es nach und nach also, wie es verdientermaßen nun steht und seufzet und klagt.
> 10] Und Gott ist nun Selbst zum Volke im Fleische gekommen also, wie die Propheten es geweissagt haben, und will es erlösen und glücklich machen für Zeit und Ewigkeit; aber das große Volk glaubt es nicht, so es auch davon hört und selbst mit den offensten Augen schaut, und verfolgt den allmächtigen Helfer und will von Ihm nichts hören. Darum aber läßt denn Gott auch zu, daß das blinde und arggewordene Volk nach allen Richtungen hin geplagt werde und noch stets mehr geplagt werden wird, und es wird noch kommen, daß es unter alle Völker der Erde zerstreut werden wird und wird kein Land haben, das es sein nennen könnte.
> 11] Weil das Volk aber nun also ist, so muß es nun auch von den Römern und noch mehr von deren Lehensfürsten geplagt werden. Wer aber da noch weise und gerecht ist und die Gebote Gottes achtet und hält, der wird auch Gerechtigkeit, Gnade und Hilfe finden bei Gott und den Menschen, und die Hab- und Herrschsucht des Herodes wird ihm nichts anhaben können, davon Lazarus und viele andere zeugen können.
> 12] Wer aber noch gedrückt wird, der wende sich zuerst wahrhaft an Gott und bitte Ihn im Herzen um Hilfe, und es wird ihm geholfen werden, so er sich enthält von allen den vielen Sünden, die unter den Juden nun mehr denn unter den Heiden gang und gäbe sind!
>
>Das gesamte Werk war übrigens unter den Nazis verboten und wurde verfolgt.