Re: Risiko eines Asteoriden-Einschlages

Geschrieben von Templar am 27. Dezember 2004 15:17:22:

Als Antwort auf: SONNE, VULKANE, NATURPHÄNOMENE (owT) geschrieben von mica am 27. Dezember 2004 15:08:19:

Am 19. Dezember wurde ein schon zuvor beobachteter Asteroid wiederentdeckt, der sich auf einem möglichen Kollisionskurs zur Erde befindet. Er hat einen Durchmesser von ungefähr 440 m. Falls er aus Stein besteht, würde er bei einer Kollision mit der Erde größtenteils in der Atmosphäre verglühen. Metall würde dagegen bis zur Erdoberfläche gelangen und dort beim Aufschlag eine Energie freisetzen, die 100 bis 150 Wasserstoffbomben entspricht.

Die aktuellen Berechnungen der NASA zu dem Asteroiden 2004 MN4 findet man hier, weitere Informationen hier.

In der Presse gibt es im Augenblick unterschiedliche Angaben über die Wahrscheinlichkeit einer Kollision und den dann zu erwartenden Schaden. Wenn ich die Tabelle richtig lese, muß man zwischen der kumulativen Wahrscheinlichkeit und der Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Datum (am wahrscheinlichsten ist im Augenblick der 13. April 2029) unterscheiden. Die kumulative Wahrscheinlichkeit liegt derzeit bei p =.022, also ungefähr 1 : 45. Das ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß es überhaupt zu einer Kollision kommt, egal an welchem genauen Tag. Es wird auch der Wert p =.016 genannt, also 1 : 60; das scheint der Wert für den 13. April 2029 zu sein. Vor ein paar Tagen lagen die Berechnungen noch bei 1 : 300.

Die Gefahr, die von einer solchen Kollision, ausgeht wird auf der Torino-Skala gemessen, die von 1 bis 10 reicht. Die Skala berücksichtigt sowohl die Wahrscheinlichkeit einer Kollision als auch den zu erwartenden Schaden. Der jetzige Asteroid hat gegenwärtig einen Torino-Wert von 4. Noch nie wurde einem Himmelsköper ein so hoher Wert zugeordnet. Der bisher höchste war 1, und der jetzige Asteroid wurde anfangs mit 2 bewertet. Es handelt sich also wirklich um eine Gefahr in einer neuen Größenordnung.

Es ist immer noch viel wahrscheinlichker, daß nix passiert, als daß es einen solchen Einschlag geben wird. Aber die Wahrscheinlichkeit eines solchen Einschlags ist ungleich größer als die, daß es in einem deutschen Atomkraftwerk jemals einen GAU geben wird. 1 : 45, das ist nicht viel geringer als die Wahrscheinlichkeit, zweimal hintereinander eine sechs zu würfeln! (1 : 36).

Und die Folgen wären ungleich schlimmer als die eines atomaren GAUs. Hundert oder hundertfünfzig Wasserstoffbomben, am selben Ort explodierend - das würde zwar nicht zum Ende der Spezies Homo Sapiens führen, aber es wäre doch näher an der Apokalypse als alles, was sich bisher zB Atomkraftgegner in ihren schlimmsten Phantasien vorgestellt haben.

Rational wäre es meines Erachtens, schnellstens ein Abwehrprogramm für solche Einschläge zu beginnen. Es gibt darüber seit langem eine Diskussion, mit zahlreichen Ideen - den Asteroiden ablenken, ihn durch eine Wasserstoffbombe zu sprengen usw. In dieses Programm sollte das Geld der NASA und der ESA gesteckt werden, statt in den Wahnwitz einer bemannten Expedition zum Mars.



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