Re: Rußland und die Oligarchen / wer war hier schlauer?

Geschrieben von Johannes am 27. Dezember 2004 11:14:05:

Als Antwort auf: Wird eine Atommacht einfach so abtreten, wie die "Saddamleute"? geschrieben von Georg am 25. Dezember 2004 11:14:41:

> Andererseits der Versuch Russland mit Hilfe der Oligarchen (Strohmänner
> der US-Hochfinanz?) unter Kontrolle zu bringen ist gescheitert.
> Die sogenannten Oligrachen befinden sich hinter Schloß und Riegel oder sind
> in die USA, nach Großbritannien oder nach Israel abgehauen.


Hallo Georg,

ich halte da auch eine andere Sicht für möglich: Die Oligarchen haben Geld und Knowhow nach Rußland gebracht, z.B. durch die Ölfirma Yukos. Die alte Garde der russischen Führung hat stillvergnügt zugesehen, wie der Westen so blöd war, dort Million um Million hineinzustecken - bis der schon immer angedachte Moment kam, die Firma quasi zu verstaatlichen, um sich so die Millionen und das Knowhow einzuverleiben.

Wenn ich das so sehe, muß ich die Kommunisten eigentlichen bewundern. Der Westen ist so blöd, immer wieder an die große Veränderung dort zu glauben, die es aber gar nicht gibt. Und in ihrer Gier glauben einige Kapitalisten, dabei das große Geschäft machen zu können und sehen nicht, daß die alte Garde der russ. Führung (von mir durchweg als Kommunisten bezeichnet) genau damit gerechnet haben, weil sie wußten, daß sie dies jederzeit beenden und sich alles holen können.

Übrigens, hast Du Dir schon mal überlegt, wieso Rußland in der Lage ist, seine Schulden bei uns vorzeitig zu tilgen? Schau auf das Kyoto-Protokol, die Ergebnisser der Klimakonferenz. Da Rußland seit 1990 (das ist der Stichtag, der den CO2-Werten zugrunde liegt) viel von Öl auf Erdgas umgestellt ist, ist es im Gegensatz zum Westen nicht nur besondern unabhängig im Energiebereich, sondern hat seitdem auch seinen CO2-Ausstoß massiv gesenkt, so daß es nun Luftverschmutzungsrechte teuer an andere Firmen verkaufen kann, die in Ländern sind, die nicht soviel auf heimisches Erdgas setzen können.

Nun bin ich ja schon dafür, fossile Brennstoffe zu sparen. Aber Rußland Milliarden dafür zu geben, daß sie Erdgas statt Erdöl verbrennen? Und unsere Firmen müssen dafür an die russ. Kommunisten zahlen, damit die Produktion nicht stillgelegt wird? Das ist schlichtweg ein Geniestreich aus dem Osten, das muß man anerkennen.

Überhaupt ist die Idee, Verschmutzungsrechte zu verkaufen, absurd, wenn es um den Schutz der Umwelt geht. Soll man sie denn verschmutzen dürfen, wenn man nur genügend Geld hat? Dabei hätte es eine alternative gegeben: Jeder zahlt für jede Tonne CO2-Ausstoß - und aus den eingenommenen Geldern kann der Staat dann Filter oder sonstige Maßnahmen fördern, die den CO2-Ausstoß senken. Damit wäre ein viel größerer Anreiz zur Senkung geschaffen worden und westliche Firmen müßten auch nicht Milliarden an den Osten für etwas zahlen, das die gar nicht dem Umweltschutz zu Liebe tun, sondern eher aus strategischen Gründen (eigenes Erdgas ist genug da, wenn der Osten das nutzt, ist er unabhängiger).

Übrigens geht es mir dabei nicht um CO2 als Selbstzweck, sondern eher um die Menge von CO2 als Gradmesser für den Verbrauch von fossilen Brennstoffen. Da könnte man noch viel mehr verbessern, denn wir müssen davon wegkommen, begrenzte Rohstoffe einfach zu verbrennen, statt Alternativen zu entwickeln und zu nutzen. Mit meinem Beitrag geht es mir aber weniger um die Klimadiskussion als mehr um den Geniestreich der Russen, daß wir mal wieder zahlen dürfen.

Gruß

Johannes


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