Es wird immer verrückter.

Geschrieben von JeFra am 18. Dezember 2004 12:49:19:

Als Antwort auf: Juschtschenko nennt Tatverdächtige geschrieben von Pez am 16. Dezember 2004 21:13:36:

Einmal hat die Dioxin-Vergiftung anscheinend normalerweise eine Latenzzeit von mehreren Tagen. Hier sollen schon nach wenigen Stunden die ersten Symptome aufgetreten sein. Nach der Literatur zu urteilen, die ich gelesen habe, ist das ziemlich erstaunlich.


Noch verrückter wird es, wenn man folgende Meldung berücksichtigt:


Unklar sei noch immer, welches der 400 möglichen Gifte dem Ukrainer verabreicht worden sei. Immerhin habe die Zahl der in Frage kommenden Gifte auf 29 reduziert werden können.

Anscheinend geht es hier um die verwandten Substanzen, beispielsweise andere chlorierte Dibenzodioxine oder Dibenzofurane, zum Teil mit derselben Summenformel, die aber in der Regel weitaus weniger toxisch sind. Beispielsweise soll Oktachlor-dibenzo-p-dioxin weitgehend ungiftig sein. Am toxischsten ist das an den vier lateralen Ringpositionen chlorierte Tetrachlo-dibenzo-p-dioxin. Jedes fehlende Chloratom und jedes Chloratom an einer nichtlateralen Ringposition soll die Giftigkeit der Substanz dramatisch reduzieren. Laut Poland et al., J. Biol. Chem. 251:16(1976), S. 4943 sollen die anderen chlorierten dibenzo-p-dioxine eine wenigstens um den Faktor 5 verringerte biologische Wirksamkeit haben. Ohne eine Auftrennung des Stoffgemisches, das bei Juschtschenko gefunden worden ist, kann man also gar nicht sagen (und zwar selbst in einem grob qualitativen Sinne nicht), wie toxisch dieses überhaupt ist. Die Behauptungen über die angeblich zweitgrößte je bei einem Menschen nachgewiesene Dioxinkonzentration müssen also relativiert werden, solange diese Frage nicht geklärt ist.


Übrigens würde ein Angreifer, der Juschtschenko mit Dioxin ermorden möchte, der darauf spekuliert, daß seine Aktion unerkannt bleibt, und der die Mittel eines Geheimdienstes hat, höchstwahrscheinlich gezielt die an den lateralen Ringpositionen halogenierte Tetrachlorverbindung nach dem von Sandermann, Stockman und Casten publizierten Versuch herstellen oder eventuell auch die dazu analoge Bromverbindung, die noch toxischer sein soll.


MfG
JeFra


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