Danke, und...

Geschrieben von Pez am 09. Dezember 2004 08:02:43:

Als Antwort auf: Mal grundsätzlich ..... geschrieben von NoPasaran am 08. Dezember 2004 23:50:14:

..möchte noch hinzufügen, das der Direktor des Rudolfiner - Spitals gestern
im Fernsehen noch sagte, das Juschtschenko nicht alle Tests, die zum einwand-
freien identifizieren der Vergiftung nötig gewesen wären, durchlaufen hat.
Was mir angesichts des weiten Weges und der schwere der Vergiftung schon etwas
seltsam anmutet. Was ich allerdings genau so seltsam finde ist, das diese
Verweigerung eines Patienten, nicht unter die ärztliche Schweigepflicht fällt.
Grüsse pez

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>
>Lieber Johannes,
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>ich muß da wohl noch mal grundlegend was klarstellen, betreffend meine Optik auf das Weltgeschehen:
>Wir haben bis zum Zusammenbruch des Ostblocks in einer bipolaren Welt gelebt. Und ganz klar: Ich bin froh, daß ich nicht im Ostblock leben mußte, ich hab' Solschenizyn Tag im Leben des Iwan Denissowitsch genauso gelesen wir den ersten Kreis der Hölle, vor'm Archipel Gulag hab' irgendwo nach der Hälfte des ersten Bandes kapituliert. Ich weiß, was Sache war in der ehemaligen Sowjetunion und deren Satelliten, und ich hab' keinerlei Sympathie dafür, ich hatte auch nie welche.
>Dann hat der Ostblock eine Bruchlandung hingelegt, und allenthalben brach Friede, Freude, Eierkuchen aus: Jetzt können wir die Friedensdividende kassieren, das war damals so der Tenor.
>Es stimmt bloß nicht, das ist das ganze Problem.
>Ich hab' mich mit dem ganzen Themenkomplex politische Verschwörungen erst in der Folge von 9/11 ernsthaft zu beschäftigen begonnen, dann allerdings mit Verve. Und die Ergebnisse haben es in sich: So einiges, das ich davor als absolute Spinnerei abgetan hätte, hat sich für mich als mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zutreffend entpuppt, und um zu diesen Schlüssen zu kommen, hab' ich halbe Nächte surfend vor'm Rechner verbracht und eine ganze Menge Bücher gelesen, ein gut Teil davon englisch, weil's die auf deutsch nicht gibt.
>Ergebnis: Wir hatten eine bipolare Welt mit relativer politischer Stabilität, dann gab's eine mehr oder weniger fluide Übergansphase, und jetzt bewegen wir uns auf eine tripolare Welt zu, USA, Rußland und China, in der von relativer politischer Stabilität nicht mehr die Rede sein kann, denn wir haben das Thema Terrorismus am Hals, und eine ganze Menge mehr Staaten mit Atomwaffen, als es zu Zeiten der bipolaren Welt der Fall war. Und außerdem hat der momentane Zustand den netten kleinen Schönheitsfehler, daß die USA meinen, diese Welt unipolar handhaben zu können, was zwangsläufig zu Kanflikten führen muß.
>Und wir haben das, was man so Globalisierung nennt, was letztlich darauf hinausläuft, daß die neoliberale Wirtschaftsideologie den Leuten als Naturgesetzlichkeit verkauft wird, wobei das jetzt an dem Punkt angelangt ist, wo's auch auf uns hier durch- und zurückschlägt. Dieses Wirtschaftssystem, das wir da haben, gleicht einem Pyramidenspiel im fortgeschrittenen Stadium, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das kracht, und den Knall, den's da dann geben wird, den würdest Du, wenn nicht Vakuum dazwischen wäre, noch am Mars hören.
>Um's klar auszudrücken: Die Ungerechtigkeit in der Verteilung der materiellen Ressourcen auf diesem Planeten ist eine Schweinerei, die zum Himmel schreit, und dafür liegt die Hauptverantwortung nun mal bei den Leuten, die in den USA wirklich das Sagen haben, und die sind nur bedingt identisch mit der Regierung. Eher schon die Wall Street .....
>Ach ja, und dann haben wir noch zwei Phänomene: Erstens den internationalen Terrorismus, und zweitens die Tatsache, daß das billige Erdöl dabei ist, zu Ende zu gehen, und zwar ziemlich rapid.
>Und die Leute, die in diesem System das Sagen haben, die wissen letzteres genau. Schauen wir sie uns mal an:
>Die Bush-Regierung: Eine Bande von Polit- und Wirtschaftskriminellen größten Zuschnitts, durchsetzt mit ein paar christlich-fundamentalistischen Einsprengseln, und - ja, also spätestens seit dem Irak-Krieg, eigentlich aber schon seit Afghanistan auch Schreibtischtäter-Massenmörder, die inzwischen an sehr unselige Zeiten hierzulande erinnern, wenngleich auch sie dieses Kaliber noch nicht ganz erreicht haben.
>Die Putin-Kamarilla: Eine Bande von Polit-Kriminellen aus dem Geheimdienstumfeld, damit beschäftigt, sich zu konsolidieren, und des weiteren damit beschäftigt, den Wirtschaftskriminellen, die in der Jelzin-Zeit nach oben gespült wurden, das Spielzeug wegzunehmen, Stichwort Chodorkowsy und Yukos. Und, im memoriam Tschetschenien, natürlich Schreibtischtäter-Massenmörder ebenfalls en gros.
>Die chinesische Führung: Ach was, ich hab' keine Lust, mich zu wiederholen. Frag mal in Tibet, oder die Falun-Gong-Typen .....
>Terrorismus: Erstens ein sehr treffendes Zitat von Uri Avnery, daß nämlich der Unterschied zwischen einem Freiheitskämpfer und einem Terroristen lediglich darin bestehe, daß der Feiheitskämpfer auf der eigenen Seite stehe, der Terrorist hingegen auf der Gegenseite, und zweitens etwas von - ich glaube - Noam Chomsky, da kann ich mich aber auch irren: Krieg ist der Terror der Starken, Terrorismus der Krieg der Schwachen.
>Wir müssen uns klarmachen, daß die industrialisierte sogenannte erste Welt seit Jahrhunderten davon profitiert, die Länder, die mal ihre diversen Kolonien waren, hübsch auszuplündern. Da liegt eine der Wurzeln des Terrors. Eine weitere, aktuelle ist der ungelöste Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Dazu: Die zionistische Parole "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land" mag für die Antarktis stimmen - womit ich explizit nicht sagen will, daß sich die Israelis dorthin verziehen sollten, das nur sicherheitshalber, ehe mir wieder irgendein Komiker den angeblich üblichen Antisemitismus der Linken unterstellt -, für Palästina in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geht das krass daneben. Und die Tatsache, daß das, was dem jüdischen Volk im dritten Reich angetan wurde, ein singulärer Tiefpunkt in der langen Liste menschlichen Versagens war, kann nicht rechtfertigen, was die Israelis mit den Palästiunensern aufführten und aufführen. Die ganze Siedlungskiste ist schlichtweg ein flagranter Verstoß gegen die vierte Genfer Konvention, das ist absolut völkerrechtswidrig, und solange sich da nichts bewegt, wird es dort keinen Frieden geben, und unter Sharon schon gar nicht. Ich erinnere an Sabra und Shatila. Das ist, was in Sharons Optik den Palästinensern gebührt. Und der einzige israelische Premier, dem da langsam was zu dämmern begann, Itzhak Rabin, wurde eben deswegen von den eigenen Radikalreligiösen umgelegt.
>Bleibt die Ölthematik, und ich vermute, daß es genau das ist, was hiner dem momentanen Zirkus in der Ukraine steht.
>Um zu illustrieren, was ich mit 'biased media' meine, ein Frage: Wer hat in der Zeit seit Ende des zweiten Weltkreiges wohl den extensivsten Einsatz von chemischen Waffen veranstaltet ?
>Saddam Hussein doch, oder ?
>Weit gefehlt. Das waren the good old bad U.S. of A. mit ihrem Entlaubungskrieg gegen den Vietkong, unter dessen Folgen heute noch Millionen von Menschen in Vietnam zu leiden haben. Und wenn man sich klarmacht, daß der Zwischenfall im Golf von Tonkin, der letzliche Auslöser für das amerikanische Engagement in großem Maßstab, nie stattgefunden hat, sondern frei erfunden war, wie sich inzwischen herausstellte, dann ..... je nun, auch das hat Tradition: Die U.S.S. Maine 1898 im Hafen von Havanna, die Lusitania, Pearl Harbour, und vermutlich auch April Glaspie bei Saddam Hussein, kurz bevor der den Fehler beging, sich Kuweit unter den Nagel reißen zu wollen. Und natürlich war Saddam ein Schlächter der übelsten Preiklasse, nur: Die USA sollten in Anbetracht dessen, was sie zum Beispiel jüngst in Falludja veranstaltet haben, Einsatz von Napalm und/oder Phosphor et cetera, vielleicht den Mund etwas weniger voll nehmen in Sachen "Befreiung". Was das betrifft: www.freace.de ist sehr zu empfehlen .....
>Schließlich zu Osama bin Laden - vermutlich das aktuelle Pseudonym des Herrn Immanuel Goldstein aus Orwells "1984": Diese ganze Kiste wurde ebenfalls von den USA groß gemacht, als es gegen die Sowjets in Afghanistan ging. Und ich kann mich eben des Eindrucks nicht erwehren, daß genau das damit geschaffene Monster in dr Folge von interessierten Kreisen in den USA sehr geschickt funktionalisiert wurde bis hin zu 9/11. Dazu: Man überlege sich einmal, mit wieviel von dem, was Bush und Konsorten in den letzten vier Jahren veranstaltet haben, von den Kriegen in Afghanistan bis zum Irak, von der Homeland Security bis zum Verlangen der Passagierlisten von nicht-amerikanischen Fluggesellschaften et cetera, mit wieviel von dem diese Typen durchgekommen wären ohne 9/11. Allein das, und in Verbindung damit, was alles getan wurde, um 9/11 eben nicht wirklich aufzuklären, Stichwort Ausbleiben der Luftabwehr, Insidertrading, rascher Verkauf des Schrotts der Stahlskelette der WTC-Türme an irgendwelche Schrottunternehmen, bevor das genauer untersucht werden konnte, allein das sollte bei jedem halbwegs klar denkenden Menschen im Kopf alle Alarmlichter auf rot gehen lassen.
>Muß ich noch weitermachen ? Zum Beispiel mit der Tatsache, daß seit der Invasion der USA in Afghanistan die afghanische Opiumproduktion - in trauter Arbeitsgemeinschaft mit Pakistans ISI - um vierstellige Prozentsätze hochgeschnellt ist ? Daß da ein Zusammenhang besteht zwischen der Koks-Welle in den späten Achtzigern und der Iran-Kontra-Kiste ? Oder mit der ganzen Heroin-Problematik rund um den Vietnamkrieg ? Es gibt da eine interessante und nicht ganz abwegige Theorie zum Beispiel, wonach Watergate auf das Konto der CIA, oder besser, auf das Konto von Teilen der CIA gehen soll: Demzufolge habe Richard Nixon nämlich versucht, mit der Gründung der DEA die CIA aus eben dem Heroingeschäft rauszudrücken und den Laden selbst zu übernehmen, was wiederum die CIA nicht so recht mochte. Man lese Daniel Hopsickers 'Barry and the Boys'.
>Et cetera, et cetera, ad nauseam. Ich hab' an sich nicht vor, hier endlos Platz zu beanspruchen für ein off-topic-posting, außerdem muß ich morgen wieder recht früh raus, ergo in's Bett. Aber das, was ich da jetzt geschrieben habe, mußte mal raus.
>Noch zum Thema 'media spin': Ich halt' das prinzipiell für nicht so unwahrscheinlich, daß ein Vergiftungsversuch gegen Juschtschenko unternommen worden sein könnte, allerdings frag' ich mich dann, warum die bei der Dosierung offenbar so Mist gebaut haben - von Profis sollte man was Besseres erwarten können, und es gibt andere Mittel, Rizin beispielsweise, die in jedem Fall sicherer wirken, davon kann der bulgarische Geheimdienst ein Liedchen singen, hinsichtlich Exil-Dissidenten in London beispielsweise. Könnte natürlich auch umgekehrt sein - no joke that -, daß Juschtschenko sich die Möglichkeit, Präsident der Urkaine werden zu können, etwas pharmazeutischen Placebo-Zauber inklusive einem auf 'Das-Phantom-in-der-Oper' gestylten Gesicht kosten läßt - der Held im Kampf gegen die Diktatur. Ich sag' nicht, daß das so war. Aber möglich ist das. Was micht stört, ist aber, daß eine britische Zeitung, und eben: Eine, die zum Murdoch-Imperium gehört - eine offensichtliche Falschmeldung verbreitet, die dann sofort von allen nachgeplappert wird.
>Apropos Zeitungszaren: Remember Robert Maxwell ? Der war auch so einer - nur, daß der eben für den Mossad gearbeitet hat, und daß den dann, als er zum unkalkulierbaren Risiko wurde, mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit die eigenen Leute irgendwo bei den Kanaren im Atlantik versenkt haben. Man lese die Bücher Victor Ostrovskys, besonders das zweite, aber um das wirklich würdigen zu können, muß man des erste gelesen haben.
>Langer Rede kurzer Sinn: Wer in Anbetracht der existierenden Evidenz den USA in dem, was sie momentan veranstalten, lautere Motive unterstellt, und sei es auch nur, daß sei eben zur Verteidigung von Recht, Freiheit und Demokratie gewisse unschöne Dinge zu tun gezwungen wären, der/die verbreitet entweder selbst gezielt die Unwahrheit, oder aber er/sie hat Scheuklappen und/oder ein Brett vor'm Kopf und/oder einen Knick in der Optik.
>Sorry, Johannes, aber in Deinem Fall gehe ich von letzterem aus. Nix für ungut auch, aber die Dinge sind halt einfach, wie sie sind .....
>Ich hatte ursprünglich vor, hier noch eine Liste von wichtigen einschlägigen Büchern zu verlinken, aber mir fehlt im Moment sowohl Zeit als auch Bock. Immerhin: Ich hab' da so einiges in petto beziehungsweise gelesen, und wer daran interessiert ist, möge - Johannes' Einverständnis vorausgesetzt - ein Mail an Johannes schicken, auf daß der sie - wiederum: Sein Einverständnis vorausgesetzt, immerhin ist er der Forenmaster - an mich weiterleite. Meine eMailadresse hier offen reinstellen möcht' ich nicht so gern, da bin ich etwas paranoid.
>Schließlich, weil's in Johannes' Zusammenfassung der diversen Postings verloren ging: Hier nochmal der Link zu Michel Chossudovskys "IMF Sponsored 'Democracy' in The Ukraine".
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>lg NoPasaran
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