Sehe ich genauso...

Geschrieben von Tempelritter am 03. Dezember 2004 16:47:57:

Als Antwort auf: Palästina-Israel: Wie geht es weiter? geschrieben von Ingschi am 03. Dezember 2004 14:35:47:

Israel wird gewaltig in die Enge gedrängt.
So sehr, das Sharon bald nur noch ein "Befreiungsschlag" übrigbleibt.Dieser könnte ein Angriff auf den Iran oder Syrien sein.Und das mit "grünem Licht" aus den USA.Denn der Dollarverfall setzt die nämlich auch mächtig unter Druck.

>Hallo,
>nach dem Tod Arafats wurde hier gemutmaßt, ob die Prophezeiung von Irlmaier
>("Alles ruft Frieden, Schalom! Da wird´s passieren. - ein neuer Nahostkrieg flammt plötzlich auf, große Flottenverbände stehen sich im Mittelmeer feindlich gegenüber - die Lage ist gespannt) nun eintreffen würde.
>Ein mögliches Szenario und die dahinter stehenden Gründe werden von Uri Avnery erläutert (wohl ohne diese Prophezeiung zu kennen):
>"Israelische Regierungen schätzten es, Arafat als Monster zu präsentieren und das selbst fabrizierte Bild als Vorwand zu nehmen, einen möglichen Frieden zu unterlaufen. Denn Frieden könnte bedeuten, dass Israel sich hinter die Grenzen von 1967 zurückziehen und seine Siedlungen auflösen muss. Frieden könnte auch bedeuten, Ostjerusalem aufzugeben und damit mehr als die Hälfte der "ewigen Hauptstadt Israels". Deshalb die Dämonisierung von Arafat. Mit einem Monster kann man schließlich keinen Frieden schließen. Selbst Bush hatte das verstanden.
>Nun ist Arafat nicht mehr da, Bush wiedergewählt und Sharon in großer Not. Denn seit drei Jahren hieß das unablässig repetierte Mantra in Washington: Wir müssen den internationalen Terrorismus bekämpfen. Diese Priorität lag ganz auf der Linie Sharons - auch er ritt auf dem Pferd des Anti-Terrorkampfes. Nun allerdings könnte für die nächsten vier Jahre das Motto in Washington lauten: Demokratie im Nahen Osten, dafür bürgt auch Mahmud Abbas (Abu Masen), der seinerseits das Demokratiepferd reitet. Der neue Vorsitzende der PLO trägt Anzug und Krawatte, keine Uniform. Er sieht aus wie ein ganz gewöhnlicher demokratischer Führer und lehnt die Selbstmordattentate entschieden ab. Entgegen aller israelischen Prophezeiungen vollzieht sich der palästinensische Machtwechsel weitgehend so, wie man das von einem zivilisierten Land erwartet - in fünf Wochen soll es Wahlen geben.
>All das trifft Sharon auf dem falschen Fuß. Würde er sich Wahlen in den Autonomiegebieten widersetzen, wäre das ein Affront gegen Bush. Sollte die israelische Armee mit Straßenblockaden oder gezielten Attentaten intervenieren, dürfte das im Weißen Haus viel Zorn heraufbeschwören. Ein Alptraum für Sharon, denn momentan sieht es tatsächlich so aus, als würde die Abstimmung stattfinden und Mahmud Abbas zum neuen Präsidenten küren. Für Bush ein großer Erfolg: Die erste arabische Demokratie wäre auf den Weg gebracht. Selbst wenn im Irak die Anarchie regiert - Palästina würde beweisen, dass seine Vision Wirklichkeit werden kann. Folglich wird George Bush Mahmud Abbas unterstützen, so dass sogar der Weg für einen "freien palästinensischen Staat" innerhalb von vier Jahren geebnet sein könnte.
>Für Sharon gibt es keine größere Gefahr. Sein Plan, 58 Prozent der West Bank zu annektieren, wäre nicht mehr auf der Tagesordnung. Noch schlimmer: Die exklusiven Beziehungen zu Bush würde so nicht mehr bestehen, aus dem Paar würde ein Dreieck. Doch zu dritt ergeben sich ganz andere Konstellationen - ein Treffen zwischen Condoleezza Rice und Mahmud Abbas ist bereits angekündigt.
>(...)
>Zwar hat Sharon inzwischen durchblicken lassen, sich nach den Wahlen im Januar möglicherweise doch mit Abbas treffen zu wollen, doch zuvor könnte etwas Drastisches passieren, ein Terroranschlag zum Beispiel, für den der neue PLO-Vorsitzende verantwortlich zu machen wäre. Anarchie in den besetzten Gebieten wäre eine weitere Option.
>Mahmud Abbas weiß, dass Sharon nach einer solchen "Lösung" sucht, und versucht alles, sie zu verhindern. Weil ihm Zwangsmittel nicht zur Verfügung stehen, bleibt nur die Überredungskunst. Die traditionelle arabische Methode heißt Ijmah - permanente Diskussionen bis schließlich jeder überzeugt ist. Wenn das gelingt, könnten bis zu den Wahlen die Waffen schweigen. Das entscheidende Problem freilich wäre dadurch nicht gelöst: Solange die Besatzung anhält, kann auch ein neuer PLO-Vorsitzender sein Volk nicht überzeugen, die Intifada aufzugeben. Mit anderen Worten: Wenn die Amerikaner ernsthaft wollen, dass sich die neue palästinensische Führung etabliert, müssen sie für einen unverzüglichen Verhandlungsbeginn sorgen, und das mit dem klar ausgesprochenen Ziel, einen palästinensischen Staat innerhalb eines strikten Zeitregimes zu begründen.
>Dass Sharon ein solches Szenario durchkreuzen will, steht außer Frage - er wird alles tun, um eine "moderate" palästinensische Führung zu diskreditieren. Sein natürlicher Verbündeter heißt Hamas - sein Feind Nr. Eins seit kurzem Mahmud Abbas.
>Gruß
>Ingschi



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